Vanhorniidae
Vanhorniidae | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vanhorniidae | ||||||||||||
Crawford, 1909 |
Die Vanhorniidae sind eine kleine Familie der Hautflügler. In Mitteleuropa lebt eine Art, Vanhornia leileri Hedqvist.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um kleine Wespen mit einer Körperlänge von 6 bis 7 Millimeter. Auffallendstes Merkmal ist der Bau des weiblichen Legebohrers. Dieser ist lang und dünn und überwiegend freiliegend. Er tritt am Hinterleibsende aus und ist in Ruhelage nach vorn hin in eine Rinne auf der Bauchseite des Hinterleibs eingelegt. Da er länger ist als dieser (er erreicht Körperlänge), kurvt seine Spitze um die Basis des Hinterleibs herum nach oben und steht in einer freien Schlaufe zwischen den Flügeln nach oben. Weitere Merkmale sind: Die Kopfkapsel ist abgerundet mit runden Schläfen, die Mandibeln sind auf der Außenseite gezähnt (exodont). Die fadenförmigen Antennen inserieren sehr tief am Kopf, knapp über dem Clypeus, sie besitzen 13 Segmente. Der Vorderabschnitt des Rumpfs (Prothorax) ist zweigeteilt, der Vorderabschnitt in Seitenansicht dreieckig nach vorn verlängert, der Kopf dadurch halsförmig abgeschnürt. Der Rumpf ist stark sklerotisiert mit markanten Punktgruben, die jeweils ein kleines Haar tragen. Die klaren Flügel besitzen ein großes Flügelmal (Pterostigma). Am freien Hinterleib ist das erste Segment weitaus länger als alle anderen, die ersten vier Segmente sind zu einer kompakten, harten Struktur ("Carapax") verschmolzen. Die Tergite sechs bis acht sind bei beiden Geschlechtern teleskopartig in das Hinterleibsende eingezogen.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie alle verwandten Arten sind die Larven Parasitoide, sie parasitieren in Käferlarven. Die in Nordamerika verbreitete Vanhornia eucnemidarum parasitiert die holzbewohnenden Larven von Isorhipis ruficornis, Familie Eucnemidae in abgestorbenen Ahorn-Bäumen. Auch die europäische Vanhornia leileri hat als Wirt einen Eucnemiden, Hypocoelus cariniceps. Nach den wenigen Beobachtungen bewegen sie die Weibchen rasch mit einer Kombination von Laufen und kurzen Flügen in Bodennähe. Der lange, flexible Legebohrer ist nicht geeignet, hartes Holz zu durchbohren. Vermutlich wird er in Art einer Sonde in Gänge und Hohlräume eingeführt.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vanhorniidae leben in Nordamerika, Ostasien, mit einer Art auch in Europa (holarktische Verbreitung). Die europäische Vanhornia leileri wurde aus Schweden erstbeschrieben, sie wurde inzwischen auch in der Schweiz und in Deutschland gefunden[1].
Taxonomie, Systematik, Phylogenie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vanhorniidae wurden vom Erstbeschreiber James C. Crawford zu Ehren von R.W. van Horn benannt, der die Tiere entdeckt hatte[2].
Die Familie umfasst, je nach wissenschaftlicher Auffassung, zwei oder drei Gattungen. Die Gattung Heloseriphus mit den Arten H.castor und H.pollux, die aus Kanada beschrieben worden ist, wurde ursprünglich in diese Familie gestellt[3], wird aber heute meist in die Proctotrupidae einbezogen[4]. Damit verbleiben nur noch zwei Gattungen und drei Arten:[5]
- Vanhornia eucnemidarum. Nordamerika, auch in Korea gefunden[6]. Typusart der Gattung
- Vanhornia leileri. Europa
- Sinicivanhornia quizhouensis. China
Vanhorniidae gelten als artenarme Reliktgruppe mit basaler Stellung innerhalb der Proctotrupoidea[7], möglicherweise sind sie die Schwestergruppe der Proctotrupidae[8]. Fossilien, die dieser Familie zugeordnet werden, sind nicht gefunden worden.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lubomir Masner: Superfamily Proctotrupoidea. In: Henry Goulet & John T. Huber (editors): Hymenoptera of the world, an identification key to families. Agriculture Canada. Research Branch. IV Series: Publication. 1993. ISBN 0-660-14933-8.
- Mark Deyrup (1985): Notes on the Vanhorniidae (Hymenoptera). Great Lakes Entomologist Vol. 18, no. 2: 65-68.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ingmar Wall (2011): Beitrag zur Verbreitung europäischer Zehrwespen, vorzugsweise in Südwestdeutschland (Hymenoptera Parasitica: Heloridae und Serphidae). 3. Nachtrag. Entomofauna Band 32, Heft 7: 161-180. PDF
- ↑ J.C. Crawford (1909): A new family of parasitic Hymenoptera. Proceedings of The Entomological Society of Washington 11: 63-65. Volltext online
- ↑ Norman F. Johnson (1992): Catalog of the world species of Proctotrupoidea, exclusive of Platygastridae (Hymenoptera). Memoirs of the American Entomological Institute No. 51.
- ↑ Proctotrupoidea, Ceraphronoidea, and Cynipoidea Phylogenetics Project website
- ↑ Alexandre P. Aguiar et al. (2013): Order Hymenoptera. In: Zhang, Z.-Q. (Editor): Animal Biodiversity: An Outline of Higher-level Classification and Survey of Taxonomic Richness (Addenda 2013). Zootaxa, 3703, 1–82.
- ↑ Moon Bo Choi & Jong Wook Lee (2012): First record of Vanhorniidae (Hymenoptera: Proctotrupoidea) from Korea. Journal of Asia-Pacific Entomology Volume 15, Issue 1: 59–61. doi:10.1016/j.aspen.2011.08.003
- ↑ John Heraty, Fredrik Ronquist, James M. Carpenter, David Hawks, Susanne Schulmeister, Ashley P. Dowling, Debra Murray, James Munro, Ward C. Wheeler, Nathan Schiff, Michael Sharkey (2011): Evolution of the hymenopteran megaradiation. Molecular Phylogenetics and Evolution 60: 73–88. doi:10.1016/j.ympev.2011.04.003
- ↑ Seraina Klopfstein, Lars Vilhelmsen, John M. Heraty, Michael Sharkey, Fredrik Ronquist (2013): The Hymenopteran Tree of Life: Evidence from Protein-Coding Genes and Objectively Aligned Ribosomal Data. Data. PLoS ONE 8(8): e69344. doi:10.1371/journal.pone.0069344