Vererbung von Farbe und Zeichnung beim Haushuhn
Die Vererbung von Farbe und Zeichnung beim Haushuhn beruht auf mehreren unterschiedlichen Genen, welche die Wirkung von Melanin im Gefieder steuern. Sie ist sowohl für die wirtschaftliche als auch für die hobbymäßige Hühnerzucht von Bedeutung.
Gefiederfarbe und -zeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprung der Farbschläge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vorfahre des Haushuhnes, das Bankivahuhn (Gallus gallus gallus), hat eine sehr geringe Abwechslung in den Gefiederfarben. Bei den modernen Hühnern findet man jedoch ein ungemein großes Spektrum an Farben und Gefiedermustern, die im Laufe der Jahrtausende durch die Auswahl von Mutationen entstanden sind.
Die biochemische Grundlage der Pigmentierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Farbe der Federn wird bestimmt durch die Anwesenheit oder Abwesenheit zweier Pigmente: Eumelanin und Phäomelanin. Eumelanin verursacht eine schwarze oder tief dunkelbraune Farbe. Phäomelanin führt zu einer Goldfarbe, die variieren kann zwischen hellgelb und dunkelrot. Die Abwesenheit jeglicher Pigmente führt zu einem weißen Gefieder.[1]
Geschlechtsunterschiede
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außer bei einfarbigen Farbschlägen und Rassen mit Hennefederigkeit, ist die Farbzeichnung der Hennen und Hähne einer Rasse deutlich unterschiedlich. Hähne besitzen oft farbreiches Ziergefieder, das heißt langes Gefieder im Hals- und hinteren Rückenbereich und lange Schwanzfedern.
Wildtyp
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Farbvariante die den Farben des Bankivahuhn entsprechen, werden meistens als „rebhuhnfarben“ oder „Wildtyp“ bezeichnet. Die Allele des Bankivahuhnes werden als Basis für die Genetik des Haushuhnes genommen. Zur Kennzeichnung werden die „Ursprungsallele“ häufig mit einem Pluszeichen (+) versehen.
Bedeutung für die Hühnerzucht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wissenschaftliche Aktivitäten bezüglich der Haushuhngenetik werden häufig durch die Wirtschaftsinteressen der industriellen Hühnerzucht gesteuert und beschränken sich häufig auf wirtschaftlich relevante Aspekte wie die der weißen Farbe der Masthühner. Die Hobbyhühnerzucht hat allerdings ebenfalls viele genetische Phänomene geklärt aufgrund der oft komplizierten Zuchtziele in diesem Bereich.[2]
Farbrelevante Gene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Genom des Haushuhnes ist seit einigen Jahren vollständig entschlüsselt. Zudem wurde auch die chromosomale Position der farbrelevanten Gene größtenteils geklärt (siehe Chromosomenkarte).[3] Folgende Gene werden mit den Abkürzungen der englischen Beschreibungen gekennzeichnet.[4]
E („Extended black“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bestimmt die Ausdehnung von Schwarz in der Zeichnung. Es liegen mehrere Allele vor: E (gleichmäßig schwarz), Er (Berken), Ewh (Weizen), e (Columbia) und e+ (Wildtyp).
Co („Columbia“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bestimmt die Ausdehnung von Schwarz des Brust- und Flügelgefieders beim Hahn. Vererbt autosomal dominant.
Db („Dark brown“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bestimmt die Ausdehnung von Schwarz des Brust- und Flügelgefieder beim Hahn, ähnlich wie Co. Vererbt autosomal dominant.
Pg („Pattern gene“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Steuert die Säumung der Federn bei Hennen. Bei Hähnen entsteht Säumung lediglich in Kombination mit anderen Genen. Vererbt autosomal dominant.
Ml („Melanotic“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vertont das Schwarz in der Zeichnung. Bestimmt auch komplexere Muster in Kombination mit anderen Genen. Vererbt autosomal dominant.
Cha („Charcoal“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vertont das Schwarz in der Zeichnung, sei es weniger als Ml. Bestimmt auch komplexere Muster in Kombination mit anderen Genen. Vererbt inkomplett autosomal rezessiv.
Mh („Mahogany“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verändert goldfarbene Bereiche in Rotbraun. Vererbt autosomal dominant.
Di („Dilution“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hellt die Goldfarbe auf. Vererbt autosomal dominant.
Ig („Inhibitor of gold“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verändert Goldfarbe in Zitronengelb. Vererbt autosomal rezessiv.
Cb („Champagne blonde“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hellt die Goldfarbe auf, wie Di. Vererbt autosomal dominant.
S („Silver“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verändert die Goldfarbe in Weiß. Vererbt dominant geschlechtsgebunden.
B („Barred“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bewirkt eine Querstreifung der Federn mit hellen und dunklen Streifen. Vererbt dominant geschlechtsgebunden.
Choc („Chocolate“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hellt schwarze Bereich auf zu Braun. Vererbt rezessiv geschlechtsgebunden.
I („Inhibitor“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bestimmt die Weißfärbung der ursprünglich schwarzen Bereiche, ähnlich wie C. Vererbt autosomal dominant. Es existieren auch andere Allele: Id (Braun- oder Beigefärbung schwarzer Bereiche) und Is (Graublaufärbung schwarzer Bereiche).
Bl („Blue“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verändert Schwarz in Grau bei mischerbigen Tieren. Verursacht bei Homozygotie ein Splashmuster. Vererbt inkomplett autosomal dominant.
Mo („Mottled“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verursacht weiße Federspitzen. Vererbt autosomal rezessiv.
C („Coloured“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chromogen, Farbbildungsfaktor, Bildung von Pigment. Vererbt autosomal dominant.
Lav („Lavender“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verdünnt Schwarz zu einem hellen Grau und verdünnt Goldfarbe zu Isabellfarbe. Vererbt autosomal rezessiv.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Einführung in die Genetik der Hühnerfarben auf www.kippenjungle.nl (Niederländisch), abgerufen am 24. Mai 2016
- ↑ Armin Six en Bettina Müller: Vererbung bei Hühnern und Wassergeflügel, Oertel + Spörer, Reutlingen 2007, S. 94.
- ↑ Liste der wichtigsten Gene des Haushuhnes und deren chromosomalen Position, abgerufen am 26. Mai 2016
- ↑ Liste der farbrelevanten Gene auf www.kippenjungle.nl, abgerufen am 24. Mai 2016