Ehrenpreis

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Ehrenpreis

Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Tribus: Veroniceae
Gattung: Ehrenpreis
Wissenschaftlicher Name
Veronica
L.

Ehrenpreis (Veronica) ist eine Pflanzengattung, die nach molekularbiologischen Untersuchungen zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) gezählt wird. In älterer Literatur wird sie in der Regel noch unter den Braunwurzgewächsen/Rachenblütlern (Scrophulariaceae) oder als eigene Familie der Ehrenpreisgewächse (Veronicaceae) geführt. Mit bis zu 450 Arten ist die Gattung Veronica sehr artenreich. Auch in Mitteleuropa kommen zahlreiche Vertreter vor. Der deutschsprachige Gattungsname Ehrenpreis ist seit dem 15. Jahrhundert (im Schwyzer Arzneibuch[1]) belegt[2] und rührt von der historischen Wertschätzung des Wald-Ehrenpreises (Veronica officinalis) in der Naturheilkunde her.[3]

Illustration von Felsen-Ehrenpreis (Veronica fruticans, Syn.: Veronica saxatilis, links) und Veronica allionii, rechts

Vegetative Merkmale

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Ehrenpreis-Arten sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen. Die früher zur Gattung Hebe gestellten Arten sind strauchig oder sogar baumförmig. Alles in allem sind es aber meistens „kleinwüchsige“ Pflanzen mit kriechenden oder aufsteigenden Stängeln.

Die gegenständigen Laubblätter sind kurz gestielt oder sitzend.

Generative Merkmale

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Oft sind viele Blüten in ährigen Blütenständen zusammengefasst.

Die meist relativ kleinen Blüten sind durch Wegfall eines Kelchblattes (bei manchen Arten Wiederauftreten eines kleineren fünften Kelchblattes) bzw. Verwachsen zweier Kronblätter vierzählig. Die Kronblätter sind meist blau, seltener weiß. Die Anzahl der Staubblätter ist von fünf auf zwei reduziert.

Viele der in Mitteleuropa vorkommende Arten gedeihen auf lehmigen Sand- bis milden Lehmböden, beispielsweise als „Unkraut“ in Gärten, auf Wiesen, Weiden und auf Ackerflächen in Hackfruchtfolge. Es gibt aber auch Arten innerhalb von Gewässern.

Verbreitung der Gattung Veronica
Veronica allionii
Blattloser Ehrenpreis (Veronica aphylla)
Gänseblümchen-Ehrenpreis (Veronica bellidioides)
Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis)
Felsen-Ehrenpreis (Veronica fruticans)
Berg-Ehrenpreis (Veronica montana)
Veronica speciosa
Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata)
Dreiteiliger Ehrenpreis (Veronica triphyllos)
Nesselblättriger Ehrenpreis (Veronica urticifolia)
Amerikanischer Ehrenpreis (Veronica wormskjoldii)

Systematik und Verbreitung

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Die Gattung Veronica wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für Veronica L. sind: Hebe Juss., Petrodora Fourr., Pocilla Fourr., Pseudolysimachion Opiz, Veronicastrum Fabr., Veronicella Fabr.[4]

Die Gattung Veronica wird in Untergattungen und Sektionen gegliedert.

Ehrenpreis-Arten sind holarktisch über Europa, Nordamerika und Nordasien verbreitet. Außerdem gibt es Areale im tropisch-alpinen Afrika, Neuguinea, in Australien und Neuseeland.

Es gibt etwa 450 Arten in der Gattung Veronica:

In Mitteleuropa vorkommende Veronica-Arten:

Sonstige Veronica-Arten aus Europa (Auswahl):

Weitere Arten sind (unter Einschluss der früheren Gattung Hebe):

Je nach Autor nicht mehr zur Gattung Veronica zählen:

Gift- und Heilpflanze

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Speziell der Wald-Ehrenpreis, auch Echter Ehrenpreis genannt, wird als Naturheilmittel zur äußeren und inneren Anwendung eingesetzt.

Als mit „Ehrenpreis“ bezeichnete Heilpflanzen kommen in Europa neben dem Echten Ehrenpreis auch andere Ehrenpreis-Arten, vor allem der Quendel-Ehrenpreis, in Frage.[8]

Ehrenpreis ist ein schwach wirkendes Mittel gegen Husten.[9] Das bitterlich herb und etwas balsamisch schmeckende (blütentragende) Kraut (Herba Veronicae[10]) wird im Sommer mit den Blüten gesammelt. Aufgüsse davon werden als Brusttee[11] getrunken; das frische Kraut dient dagegen zur Bereitung von Kräutersäften.

Unter den Inhaltsstoffen des Ehrenpreises befinden sich Bitterstoffe, Gerbstoff und Saponine. Große Veronica-Bestände auf Viehweiden können bei Rindern zu Vergiftungserscheinungen durch die Saponine führen.

Volksglauben und Etymologie

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Im Volksmund heißt der häufig vorkommende blaue Gamander-Ehrenpreis auch Gewitterblümchen, da man glaubte, dass sie entweder in gewitterreichen Jahren vermehrt blühen oder ihr Abpflücken Regen oder Gewitter hervorruft.

Zum Lob ihrer angeblichen Kraft gegen „Hexen“, Blitze, Wunden und „Pest“ erhielt die Pflanze ihren Namen Ehrenpreis (von mittelhochdeutsch ēre „Ehre, Lob, Gnade, Gabe“, und prīs „Preis, Wert, Ruhm, Kampfpreis“, wohl in Anlehnung an den lateinischen Namen veronica, von griechisch berenike „Siegbringerin“).[12][13][14]

  • Nasr M. Hassan, Kadry N. Abdel Khalik: Systematic significance of seed morphology in the genus Veronica (Plantaginaceae), with special reference to the Egyptian taxa. In: Journal of Systematics and Evolution. Band 52, Nr. 2, 2014, S. 215–230. doi:10.1111/jse.12054 (Abschnitt Systematik)
  • Heinrich Marzell: Unsere Heilpflanzen, ihre Geschichte und ihre Stellung in der Volkskunde. 2. Auflage. unter dem Titel Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. Stuttgart 1938, Neudruck ebenda 1967, S. 233–235.
  • Luz M. Muñoz‐Centeno, Dirk C. Albach, Jose A. Sanchez‐Agudo, María Montserrat Martínez‐Ortega: Systematic Significance of Seed Morphology in Veronica (Plantaginaceae): A Phylogenetic Perspective. In: Annals of Botany. Band 98, Nr. 2, 2006, S. 335–350. doi:10.1093/aob/mcl120 (Abschnitt Systematik)
  • Dirk C. Albach, Søren R. Jensen, Fevzi Özkögce, Renée J. Grayer: Veronica: chemical characters for the support of phylogenetic relationships based on nuclear ribosomal and plastid DNA sequence data. In: Biochemical Systematics and Ecology. Band 33, Nr. 11, 2005, S. 1087–1106. doi:10.1016/j.bse.2005.06.002
  • Dirk C. Albach, María Montserrat Martínez-Ortega, Mark W. Chase: Veronica: Parallel morphological evolution and phylogeography in the Mediterranean. In: Plant Systematics and Evolution. Band 246, Nr. 3–4, 2004, S. 177–194, DOI: 10.1007/s00606-004-0148-9.
  • Dirk C. Albach, María Montserrat Martínez-Ortega, Manfred A. Fischer, Mark W. Chase: A new classification of the Veroniceae – Problems and possible solution. In: Taxon. Band 53, Nr. 2, 2004, S. 429–452, Abstract.
  • Dirk C. Albach, María Montserrat Martínez-Ortega, Manfred A. Fischer, Mark W. Chase: Evolution of Veroniceae: a phylogenetic perspective. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 91, Nr. 2, 2004, S. 275–302, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbiodiversitylibrary.org%2Fpage%2F27274904~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  • Stuart M. Walters, David A. Webb, N. G. Marchant: Veronica L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 242–251 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler und fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dalcher, Peter Ott, Hans-Peter Schifferle sowie Hans Bickel und Christoph Landolt. Bände I–XVI: Huber, Frauenfeld 1881–2012, Band XVII: Schwabe, Basel 2015 ff., hier: Band V, S. 795.
  2. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 153.
  3. Stichwort ereprijs in: M. Philippa, F. Debrabandere, A. Quak, T. Schoonheim, N. van der Sijs: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands. Amsterdam 2003–2009 (Online in Etymologiebank.nl).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Karol Marhold: Plantaginaceae.: Veronica In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Veronica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 840.
  7. a b c Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  8. Vgl. etwa Brigitte Hoppe: Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock. Wissenschaftshistorische Untersuchung, mit einem Verzeichnis sämtlicher Pflanzen des Werkes, der literarischen Quellen der Heilanzeigen und der Anwendungen der Pflanzen. Hiersemann, Stuttgart 1969, ISBN 978-3-7772-6931-3, S. 152 f.
  9. Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie. 5. Auflage. Stuttgart 1982, S. 241.
  10. Ernst Gilg: Lehrbuch der Pharmakognosie. 1905; 2. Auflage 1910, S. 318.
  11. Vgl. etwa Sechstes u. siebentes Buch Mosis oder Der magisch-sympathetische Hausschatz, das ist Mosis magische Geisterkunst, das Geheimniß aller Geheimnisse, wortgetreu nach einer alten Handschrift mit staunenerregenden Abbildungen. Ohne Ort und ohne Jahr; Neudruck Berlin 1976; Nachdruck des Neudrucks ohne Jahr, auch Bohmeier-Verlag, Leipzig, 2003; ISBN 3-89094-376-4, Band 2, S. 63 („Ehrenpreis als Thee gebraucht ist gut für Lunge und Leber und macht eine weite Brust“).
  12. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 153.
  13. Lutz Mackensen: Deutsche Etymologie. Ein Leitfaden durch die Geschichte des deutschen Wortes. (Bremen 1962) Berlin/Darmstadt/Wien 1966, S. 30.
  14. Vgl. auch Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. 5 Bände (unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann und Wolfgang Pfeifer), Leipzig 1943 ff., Band 4, S. 1051 f.
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