Versalien

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Bucheinband: drei Zeilen in Versalien, dazwischen normale Schreibweise
Urkundentext in Versalien (Friedensnobelpreis für Willy Brandt)
Apotheke in Versalien
Bitmap-Schrift: Bei einer so groben Auflösung wären Kleinbuchstaben nicht mehr sinnvoll darstellbar

Versalien ist eine typografische Bezeichnung für Großbuchstaben, die insbesondere für das durchgängige Schreiben mit Großbuchstaben verwendet wird. In der Regel werden nur einzelne Wörter oder kürzere Textstücke in Versalien geschrieben beziehungsweise gesetzt und dadurch hervorgehoben. Versalien sind somit eine Art der Schriftauszeichnung. In diesem Zusammenhang wird stets der Plural Versalien verwendet.

Schreibweise mit Versalien

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  • Versalien ist in diesem Zusammenhang die häufigste typografische Bezeichnung sowohl für die Großbuchstaben wie für die Schreibweise.
  • Weitere fachsprachliche Begriffe und Formulierungen: Versalschrift, Versalsatz, in Versalien schreiben, versal schreiben.
  • Die Bezeichnung Majuskeln wird in diesem Zusammenhang nur wenig verwendet, während sie ansonsten in der Fachsprache bevorzugt wird.
  • Allgemeinsprachliche Bezeichnungen wie durchgängige Großschreibung oder Großbuchstabenschrift beziehen auch das Schreiben von Hand ein.

Versalschrift kann zum Beispiel in Überschriften sowie auf Plakaten, Schildern und bei Inschriften verwendet werden. Unternehmen schreiben häufig den eigenen Firmennamen in Versalien. Auf Ausweisen wie etwa Personalausweisen sind die Angaben üblicherweise in Versalien.

Einzelne Wörter, Wortgruppen oder kurze Passagen in einem ansonsten normal gesetzten Text können durch Schreibweise in Versalien betont werden.

Für die bequemere Eingabe von Text in Versalschrift gibt es auf Schreibmaschinen- und Computertastaturen die Feststelltaste.

Ungeeignete Verwendung

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Ein so langer Text in Versalien ist schlecht lesbar
Derselbe Text in normaler Groß- und Kleinschreibung

Längere Texte in Versalien sind grundsätzlich nicht sinnvoll. Großbuchstaben sind wegen ihrer einheitlichen Größe weniger gut unterscheidbar als Kleinbuchstaben. Eine lange Aneinanderreihung von Großbuchstaben ist deshalb schlecht lesbar.[1][2][3]

Das Bild rechts zeigt einen längeren Text[4] in Großbuchstaben und zum Vergleich in normaler Schreibweise. Schon ein einzelner Satz lässt sich in normaler Schreibweise merklich leichter und schneller lesen als derselbe Satz in Großbuchstaben.

Die Verwendung von Versalschrift etwa in Chats und Internetforen gilt allgemein als „Anschreien“ oder „Herumschreien“, wenn es zuvor nicht anderweitig gekennzeichnet wurde, und widerspricht demzufolge den Regeln eines gepflegten Umgangstons (Netiquette).

Zeichensatz der Koch-Fraktur. Die Zeile mit den Großbuchstaben lässt erahnen, dass Versalsatz in gebrochenen Schriften sehr schlecht lesbar ist.

Bei gebrochenen Schriften wie z. B. Fraktur ist Versalschrift „nahezu unlesbar“, so der Typograf Wolfgang Beinert. Renommierte Typografen wie Albert Kapr haben deshalb grundsätzlich von Versalsatz in gebrochenen Schriften abgeraten.[5]

Damit sich Versalien harmonisch in einen Fließtext einfügen, sollten sie um etwa zehn Prozent kleiner und leicht gesperrt gesetzt sein; dadurch wird ein gleichmäßiger Grauwert des Textes erreicht und die aufeinanderfolgenden Majuskeln wirken optisch nicht größer als bei den übrigen, normal gesetzten Wörtern. Selbiges gilt für längere Abkürzungen, die aus Großbuchstaben bestehen.

Besonderheiten im Deutschen

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Munitionskiste der Bundeswehr, Schrift in Versalien mit SZ für ß (2007)
Schriftzug DIENST-GEBÆUDE

Für das Deutsche ist zu beachten, dass es das ẞ in Versalschrift – das große ß oder „große scharfe S“ – erst seit dem 21. Juni 2017 offiziell als Großbuchstaben gibt. Bis dahin musste jedes ß durch SS ersetzt werden (beispielsweise wurde „Weiß“ zu „WEISS“). Abweichend davon konnte, um Verwechslungen zu vermeiden, auch SZ verwendet werden sowie in Dokumenten (etwa in Deutschland in Personaldokumenten und der Einkommensteuererklärung) auch bei Großbuchstaben das kleine ß (zum Beispiel „Heinz Große“ als „HEINZ GROßE“).

Teilweise wird in Versalschrift, etwa bei Inschriften, auch auf die deutschen Umlaute verzichtet, die im originalen lateinischen Alphabet nicht vorkommen. Statt Ä, Ö, Ü wird dann AE, OE, UE geschrieben oder eine Ligatur wie Æ.

Handschriftlich werden Texte oder längere Textpassagen nur selten durchweg mit Großbuchstaben geschrieben. Beim Ausfüllen von Formularen ist jedoch oft „Druckschrift“ in Großbuchstaben vorgeschrieben. Diese Schreibweise wird meist Blockschrift genannt. Sie findet auch in den handgeschriebenen Sprechblasen von Comics Anwendung, insbesondere in englischsprachigen Comics.

Majuskelschrift

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Eine Majuskelschrift wie zum Beispiel die Capitalis monumentalis ist eine zumeist antike Schrift, die nur aus Großbuchstaben besteht. Majuskelschrift bedeutet, dass alles mit Großbuchstaben geschrieben wird, weil es keine Kleinbuchstaben gibt. Im Gegensatz dazu ist die Versalien-Schreibweise eine Option, die ausnahmsweise und meist nur für kurze Teile eines Textes gewählt wird.

Viele Abkürzungen bestehen nur aus Großbuchstaben. Dies gilt auch bei Namen, z. B. SPD, UNESCO oder BMW. Das Schriftbild ist in diesen Fällen dasselbe wie bei einem in Versalien geschriebenen Wort, jedoch sind die Großbuchstaben nicht als Stilmittel wählbar, da sie von der Rechtschreibung vorgegeben sind.

Einzelnachweise

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  1. Zeichenbezogene Faktoren: Schreibweise leserlich.info
  2. Barbara Heeskens: Versalien als Stilmittel in Texten. conpublica.de.
  3. Versalien GROSS in Mode? designbote.com, 8. September 2015.
  4. Der Beispieltext ist Artikel 2 und 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
  5. Majuskel im Typolexikon von Wolfgang Beinert. Mit Verweis auf Albert Kapr: Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1993, ISBN 3-87439-260-0, S. 94.