Villa Gustav Ziller
Die Villa des Lößnitz-Baumeisters Gustav Ziller liegt im Stadtteil Serkowitz der sächsischen Stadt Radebeul, am Augustusweg 3 genau an der Grenze zur Oberlößnitz. Es ist das Nachbarhaus zum Geschäftslokal der Gebrüder Ziller, das von seinem Bruder Moritz Ziller bewohnt wurde.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die dreigeschossige, mitsamt Einfriedung unter Denkmalschutz stehende[1] Villa hat ohne die Anbauten einen quadratischen Grundriss. Das weit überkragende, abgeplattete Walmdach ist mit Schiefer gedeckt, auf ihm befand sich ehemals ein Dachgarten. Das Haus steht auf einem geputzten Sockel. Das mezzaninartige, nachträglich aufgesetzte zweite Obergeschoss ist durch Stuckornamentik verziert.
In der Hauptansicht zur Straße ist ein flacher Mittelrisalit mit einem einst hölzernen, heute jedoch massiven Verandenvorbau und einem Gesprengegiebel, unter dem sich ein Venezianisches Fenster mit farbigen Verzierungen befindet. Das verzierte Sichtgebälk ist farbig gefasst, dazwischen finden sich farbige Putzfelder mit Blütengehängen. Die sonstige Fassade ist durch pilasterartige Ecklisenen sowie Gesimse gegliedert, dazu kommen gerade Fensterverdachungen auf Konsolen im ersten Obergeschoss.
Der zweigeschossige Wirtschaftsflügel auf der Rückseite hat niedrigere Geschosshöhen sowie ein Satteldach.
Auf der Südseite befand sich ein großer Hauspark, dessen Bäume inzwischen einen „alten Baumbestand“ zwischen Weinbergsmauern bilden.
Die Einfriedung besteht aus Holzzaunfeldern über Bruchsteinsockeln, die sich zwischen Sandsteinpfeilern befinden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1869 errichteten die Gebrüder Ziller für Gustav Ziller als Bauherrn diese landhausartige Villa auf dem Nachbargrundstück ihres eigenen Geschäftslokals als zweigeschossiges Gebäude. 1887 erhöhte Gustav Ziller das Gebäude auf drei Stockwerke. Die damalige Adresse Hauptstraße 2 gehörte zu Serkowitz, da die Gemeindegrenze in der Mitte der Straße verlief[2], wurde in den Firmenreklamen der Gebrüder Ziller jedoch als Oberlössnitz ausgewiesen.[3]
1913 erfolgte ein größerer Innenumbau, wohl zur Mietvilla. Neuer Bewohner war der Hygieniker und Bakteriologe Heinrich Conradi, ein ehemaliger Mitarbeiter von Robert Koch in Berlin, der neben seiner Tätigkeit im Sächsischen Landesgesundheitsamt ab 1913 als Privatdozent an der Technischen Hochschule Dresden lehrte.[4] Um 1920 erfolgten an beiden Seitenfronten wie auch an der Rückseite unsensible[5] Anbauten an das Wohnhaus. Im Adressbuch von 1943 wird Gustavs Sohn Otto (1889–1958) als Architekt und Eigentümer unter der Adresse seines elterlichen Hauses (II. Etage), aufgeführt, darunter wohnte der Architekt Bernhard Weyrather, mit dem Ziller von 1922 bis 1926 eine Arbeitsgemeinschaft hatte.
Gegen Ende der 1950er Jahre hatte dort der junge Bildhauer Helmut Heinze sein erstes Atelier.
Von 2003 bis 2005 wurde das Gebäude grundlegend saniert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Markus Hänsel; Thilo Hänsel; Thomas Gerlach (Nachwort): Auf den Spuren der Gebrüder Ziller in Radebeul. Architekturbetrachtungen. 1. Auflage. Notschriften Verlag, Radebeul 2008, ISBN 978-3-940200-22-8.
- Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 08950270 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 27. Februar 2021.
- ↑ siehe straßengenauen Stadtteilplan in: Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006
- ↑ siehe Reklametafel in: Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006. S. 65
- ↑ Ingrid Lewek; Wolfgang Tarnowski: Juden in Radebeul 1933–1945. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Große Kreisstadt Radebeul/ Stadtarchiv, Radebeul 2008, S. 23. ISBN 978-3-938460-09-2
- ↑ Thilo Hänsel; Markus Hänsel: Auf den Spuren der Gebrüder Ziller in Radebeul. Architekturbetrachtungen. Notschriften Verlag, Radebeul 2008. S. 71
Koordinaten: 51° 6′ 23″ N, 13° 39′ 48,3″ O