Violettes Rispengras
Violettes Rispengras | ||||||||||||
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Violettes Rispengras (Bellardiochloa variegata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bellardiochloa variegata | ||||||||||||
(Lam.) Kerguélen |
Das Violette Rispengras (Bellardiochloa variegata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung (Bellardiochloa) und damit der Familie der Süßgräser (Poaceae). Der Gattungsname ehrt den italienischen Arzt und Botaniker Carlo Antonio Lodovico Bellardi (1741–1826).[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Violette Rispengras ist ein ausdauerndes Gras, das blaugrüne, kleine, dichte Horste mit zahlreichen Erneuerungssprossen bildet. Die Halme sind 15–50 Zentimeter hoch, aufrecht oder gekniet-aufsteigend, mit 1–2 dunkel gefärbten Knoten. Die Blattscheiden sind bis zum Grunde offen, sie bleiben lange erhalten, sind strohfarben und bilden eine Strohtunika. Das Blatthäutchen ist bei den Erneuerungssprossen ein 3 Millimeter langer, zerrissener häutiger Saum, bei den oberen Halmblättern 3–7 Millimeter lang. Die Blattspreiten der frischen Pflanze sind flach-ausgebreitet bis rinnig und etwa 2 Millimeter breit. Sie sind trocken borstenförmig und 0,5 Millimeter breit.[2]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütenrispe ist 4–12 Zentimeter lang, im Umriss länglich, dicht, gewöhnlich zusammengezogen. Die Seitenäste gehen zu 5–7(–9) von der Hauptachse ab. Die Ährchen sind 3- bis 5-blütig, 4,5 bis 7 Millimeter lang, seitlich zusammengedrückt, grün, meist violett überlaufen. Die Hüllspelzen sind dreinervig, 3 bis 4,5 Millimeter lang. Die Deckspelzen sind fünfnervig, 3,6 bis 4 Millimeter lang, schwach gekielt, von denen zumindest die unteren in eine 0,3 bis 1 Millimeter lange Granne auslaufen. Die Vorspelzen sind fast so lang wie die Deckspelzen, zweinervig. Die Staubbeutel sind 1,8 bis 2 Millimeter lang.[2] Die Blütezeit ist Juli bis August.
Die Chromosomenzahl ist 2n = 14 oder 28.[3]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Violette Rispengras kommt von Mitteleuropa und Südeuropa bis in die nordwestliche Türkei vor.[4] Das Verbreitungsgebiet liegt in den Ländern Spanien, Frankreich, Korsika, Italien, Sizilien, Schweiz, Österreich, Polen, der Slowakei, der Balkanhalbinsel, Bulgarien, Rumänien, Ukraine und Türkei.[4] In Deutschland und in Tschechien fehlt die Art.[5]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Violette Rispengras gedeiht in Trockenrasen besonnter, warmer Hänge, in Felsritzen und auf Felsen auf trockenen, kalkfreien, neutralen bis schwach sauren, nährstoffarmen, steinigen Böden. Es gedeiht in der Gesellschaft des Poo-Avenetum pratensis, ist ein Trockenheitszeiger und Magerkeitszeiger. Es kommt vorwiegend in der subalpinen Stufe vor. In Graubünden steigt es in Pontresina bis 2970 Meter und im Val da Fain bis 2735 Meter Meereshöhe auf.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]
Taxonomie und Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Violette Rispengras wurde als Poa variegata 1791 von Lamarck in Tableau encyclopédique et méthodique, vol. 1, S. 181 erstbeschrieben. Die Art wurde dann von Michel Kerguélen (1928–1999) in Lejeunia, n.s., vol. 110: 56 (1983) als Bellardiochloa variegata (Lam.) Kerguélen in die Gattung Bellardiochloa gestellt. Die Gattung Bellardiochloa war 1929 von Emilio Chiovenda (1871–1941) in Stud. Veg. Piemonte, S. 60 aufgestellt worden.[4] Synonyme von Bellardiochloa variegata (Lam.) Kerguélen sind: Poa violacea Bellardi, Festuca poiformis Host, Festuca rhaetica Suter, Festuca aetnensis C.Presl, Poa aetnensis Guss. und Bellardiochloa violacea (Bellardi) Chiov.[4]
Manche Autoren unterscheiden die Unterarten:[5]
- Bellardiochloa variegata subsp. aetnensis (C. Presl) Giardina & Raimondo (Syn.: Festuca aetnensis C.Presl): Sie kommt nur auf Sizilien vor.[5]
- Bellardiochloa variegata subsp. nebrodensis (Asch. & Graebn.) C.Brullo, Brullo, Giusso & Sciandr. (Syn.: Poa violacea var. nebrodensis Asch. & Graebn.)[5]
- Bellardiochloa variegata (Lam.) Kerguélen subsp. variegata.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Joachim Conert: Poa variegata. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Aufl., Band I, Teil 3, Seite 708–710. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1987. ISBN 3-489-52320-2 (Beschreibung, Verbreitung, Ökologie)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
- ↑ a b c Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Seite 708–710. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1996. ISBN 3-489-52020-3.
- ↑ Bellardiochloa variegata bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c d Bellardiochloa variegata. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 14. Juni 2020.
- ↑ a b c d B.Valdés & H.Scholz; with contributions from E. von Raab-Straube & G.Parolly (2009+): Poaceae (pro parte majore). Datenblatt Bellardiochloa variegata In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Poa variegata Lam. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. März 2021.