Vivianieae
Vivianieae | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vivianieae | ||||||||||||
Klotzsch |
Die Tribus Vivianieae gehört zur Pflanzenfamilie Francoaceae innerhalb der Ordnung der Storchschnabelartigen (Geraniales).[1][2] Die etwa 17 Arten haben nur Areale in Südamerika.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sind krautige Pflanzen, die an der Basis verholzen, Halbsträucher oder Sträucher.[3] Das Holz besitzt keine Holzstrahlen.[1]
Die Laubblätter sind meist gegenständig angeordnet.[3] Die Blattspreiten sind einfach und eiförmig mit keilförmiger oder herzförmiger Basis oder gefiedert. Die Blattränder sind glatt oder grob gekerbt, selten nach unten gebogen.[3] Die Spaltöffnungen (Stomata) sind anomocytisch. Nebenblätter fehlen.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Blütenstandsschäften sind die Blätter wirtelig konzentriert angeordnet. Die endständigen zymösen oder schirmtraubigen Blütenstände können locker oder dicht viele Blüten enthalten oder sie oft auf zwei bis drei oder manchmal anscheinend eine Blüte reduziert.[3] Die Blütenstiele sind oft lang.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und vier- oder fünfzählig.[3] Die vier oder fünf Kelchblätter sind ganzrandig mit spitzem oder begranntem oberen Ende.[3] Die meist vier oder fünf gelben, weißen oder rosafarbenen Kronblätter sind in Nagel und Platte gegliedert; sie können fehlen. Die Platte ist verkehrt-lanzettlich bis weit-kreisförmig oder verkehrt-herzförmig.[3] Es sind selten fünf, meist zwei Kreise mit je vier oder fünf freien Staubblätter vorhanden; wobei die eines Kreises länger sind als die des anderen Kreises.[3] Die Staubfäden besitzen manchmal an ihrer Basis ein Paar Anhängsel.[3] Die Staubbeutel öffnen sich mit einem Längsschlitz. Die Pollenkörner sind bei einer Länge von 23 bis 40 µm kugelig.[1] Selten zwei oder meist drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, selten zwei- oder meist dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen, der selten zwei- oder meist dreilappig ist und in jeder Fruchtknotenkammer ein oder zwei campylotrope Samenanlagen enthält.[1][3] Wenn ein Griffel vorhanden ist, dann ist er nur kurz. Die trockenen und mehr oder weniger zurückbogenen[1] Narbenäste sind papillös.[3]
Die Kapselfrüchte öffnen sich scheidewandspaltig = septizid.[3] Das mehr oder weniger reichlich vorhandene Endosperm ist bei Viviania dick und ölhaltig oder bei Balbisia dünn und fleischig. Der gut entwickelte Embryo ist gekrümmt.[1]
Systematik und botanische Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung des Namens Vivianiaceae erfolgte 1836 durch Johann Friedrich Klotzsch in Bemerkungen zu den Geraniaceen und deren Verwandtschaften. In: Linnaea, Band 10, S. 425–439.[4][5] Der Name Vivianiaceae Klotzsch wurde konserviert gegenüber Ledocarpaceae Meyen[5]
Von der Verwandtschaftsgruppe rund um die Vivianiaceae sowie Francoaceae gibt es Fossilfunde. Ihre Bewertung in Zusammenhang mit der Systematik der Ordnung der Geraniales und ihrer Evolution werden kontrovers diskutiert.[6][7]
Die Familien der Ordnung Geraniales und auch der Umfang der Familie Vivianiaceae oder Tribus Vivianieae Klotzsch werden kontrovers diskutiert.[8] Während es bei APG III 2009 die Familie Vivianiaceae gibt, sind ihre Gattungen bei APG IV 2016 in der Familie Francoaceae s. l.[2]
Die Gattungen der Familie Ledocarpaceae: Balbisia Cav., Ledocarpon Desf., Rhynchotheca Ruiz & Pav., Wendtia Meyen wurden bei APG III 2009 in die Familie Vivianiaceae s. l. gestellt.[9]
Der seit 2016 akzeptierte Rang ist Tribus Vivianieae innerhalb der Familie Francoaceae. Synonyme für Vivianieae Klotzsch sind: Ledocarpaceae Meyen, Rhyncothecaceae A.Juss., Vivianiaceae Klotzsch.[1]
In der Tribus Vivianieae gibt es 2016 zwei bis vier Gattungen mit etwa 17 Arten:[2]
- Balbisia Cav. (Syn.: Cistocarpus Kunth, Dematophyllum Griseb., Hyperum C.Presl, Ledocarpon Desf., Ledocarpum DC. orth. var., Martiniera Guill., Wendtia Meyen): Die etwa zehn Arten sind in Südamerika von Peru über Bolivien bis Chile und Argentinien weitverbreitet und reicht bis zur südlichsten Spitze von Südamerika.[2] Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9.[1]
- Viviania Cav. (Syn.: Araeoandra Lefor, Caesarea Cambess., Cissarobryon Kunze ex Poepp., Linostigma Klotzsch, Macraea Lindl., Xeropetalon Hook.): Die etwa sieben Arten sind in Südamerika von Brasilien bis Argentinien und Chile weitverbreitet.[2] Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.[1]
Die Stellung einzelner Gattungen innerhalb der Ordnung der Geraniales wird kontrovers diskutiert. Bei manchen Autoren gehört vielleicht in diese Tribus:[10]
- Rhynchotheca Ruiz & Pav. (Syn.: Rhyncothelia Pers. orth. var., Aulacostigma Turcz.): Sie wird manchmal in die Familie Geraniaceae eingeordnet. Es gibt nur eine Art:
- Rhynchotheca spinosa Ruiz & Pav.: Sie kommt in Ecuador und Peru vor.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Friedrich Klotzsch: Bemerkungen zu den Geraniaceen und deren Verwandtschaften. In: Linnaea, Band 10, 1836, S. 425–439. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- Michael W. M. Lefor: A taxonomic revision of the Vivianiaceae. In: University of Connecticut Occasional Papers, Biological Science, Series 2, 1975, S. 225–255.
- Sherwin Carlquist: Wood Anatomy and Familial Status of Viviania. In: Aliso: A Journal of Systematic and Evolutionary Botany, Volume 11, Issue 2, 1985, S. 159–165. PDF.
- L. L. Narayana, D. R. Devi: Floral anatomy and systematic position of Vivianiaceae. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 196, 1995, S. 123–129. doi:10.1007/BF00982953
- Maximilian Weigend: Notes on the floral morphology in Vivianiaceae (Geraniales). In: Plant Systematics and Evolution, Volume 253, 2005, S. 125–131. doi:10.1007/s00606-004-0273-5
- João Paulo Ramos Ferreira, Gustavo Hassemer, Sérgio Campestrini, Maximilian Weigend, Rafael Trevisan: A revision of the extra-Andean Vivianiaceae. In: Phytotaxa, Volume 246, Issue 1, Februar 2016. doi:10.11646/phytotaxa.246.1.2
- Julius Jeiter, Maximilian Weigend, Hartmut H. Hilger: Geraniales flowers revisited: evolutionary trends in floral nectaries. In: Annals of Botany, Volume 119, Issue 3, Februar 2017, S. 395–408. doi:10.1093/aob/mcw230
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i Datenblatt Francoaceae: Vivianieae Klotzsch bei der APWebsite.
- ↑ a b c d e Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG IV. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 181, Nr. 1, 6. April 2016, S. 1–20, doi:10.1111/boj.12385.
- ↑ a b c d e f g h i j k l J. P. R. Ferreira: Datenblatt Vivianiaceae in Flora e Funga do Brasil des Jardim Botânico do Rio de Janeiro.
- ↑ Johann Friedrich Klotzsch: Bemerkungen zu den Geraniaceen und deren Verwandtschaften. In: Linnaea, Band 10, 1836, S. 425–439. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ a b Vivianiaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ L. Palazzesi, M. Gottschling, V. Barreda, Maximilian Weigend: First Miocene fossils of Vivianiaceae shed new light on phylogeny, divergence times, and historical biogeography of Geraniales. In: Biological Journal of the Linnean Society, Volume 107, 2012, S. 67–85. doi:10.1111/j.1095-8312.2012.01910.x
- ↑ Kenneth J. Sytsma, Daniel Spalink, Brent Berger: Calibrated chronograms, fossils, outgroup relationships, and root priors: re-examining the historical biogeography of Geraniales. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 113, Issue 1, 2014, S. 29–49. doi:10.1111/bij.12297
- ↑ Julius Jeiter, Maximilian Weigend, Hartmut H. Hilger: Geraniales flowers revisited: evolutionary trends in floral nectaries. In: Annals of Botany, Volume 119, Issue 3, Februar 2017, S. 395–408. doi:10.1093/aob/mcw230
- ↑ Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, Nr. 2, 19. Oktober 2009, S. 105–121, doi:10.1111/j.1095-8339.2009.00996.x.
- ↑ Maximilian Weigend: Notes on the floral morphology in Vivianiaceae (Geraniales). In: Plant Systematics and Evolution, Volume 253, 2005, S. 125–131. doi:10.1007/s00606-004-0273-5
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vivianiaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Die Familie Vivianiaceae bei DELTA ( vom 9. Juli 2017 im Internet Archive)