Volksdorfer Schulkate
Die Volksdorfer Schulkate ist eine mit Reet gedeckte Kate im Stadtteil Hamburg-Volksdorf im Bezirk Hamburg-Wandsbek, Im Alten Dorfe 60. Sie steht unter Denkmalschutz als Ensemble mit dem Museumsdorf Volksdorf.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Schulunterricht in Volksdorf fand ab 1684 im Wohnraum des Schusters Michael Kohmann in der Straße „In de Grund“ (heute Dorfwinkel) statt. Dieser durfte sich dafür eine neue Kate bauen. Als diese 1752 baufällig war, wurde mit der Hilfe und dem Geld von Senator Boetefeur, dem zuständigen Waldherren (Hamburger Senator, zuständig für die Verwaltung der fünf Hamburger Exklaven im waldreichen Nordosten Hamburgs), ein Schulneubau möglich. Dieser wurde bereits im selben Jahr oben auf einem der Heidberge, dem „Schulberg“ (ab 1952 „Kirchberg“), errichtet. Dieses neue Schulhaus von 1752 wurde noch ganz in der hergebrachten Tradition eines bäuerlichen, strohgedeckten Fachwerkhauses im Typus des niederdeutschen Zweiständer-Fachhallenhauses erbaut. Im Wohnteil, dem Kammerfach, befand sich neben der Wohnstube eine Schulstuben (3,9 × 5,2 m). Im hinteren Teil des Hauses mit Flett und Groot Deel konnte der Schulmeister in einfachstem Stil bäuerlich wirtschaften.
Im Jahr 1828 war die Kate von 1752 baufällig geworden. Da die Schule ohnehin für die größer gewordene Schar von Schülern zu klein geworden war, entschloss sich die Gemeinde zu einem Neubau. Die Schulkate wurde 1830 an den Vollhufner (Bauer) Cord Hinrich Bock aus Ohlstedt auf Abbruch verkauft.
Der Heimatforscher Alf Schreyer (1915–1993) fand 1983 rechtzeitig kurz vor Abriss der Kate und deren endgültigem Ende auf einer Kippe Vergessenes über die Geschichte dieses Volksdorfer Schulgebäudes heraus. Das Denkmalschutzamt ließ das Gebäude verformungsgetreu aufmessen. Eine Initiativgruppe um den Architekten Dietrich Raeck beschloss, die Kate fachmännisch abzutragen und für einen Wiederaufbau in Volksdorf einzulagern. Insgesamt fanden sich 42 freiwillige Helfer, die stunden- oder tageweise mit Hand anlegten. Selbst die Ziegelsteine wurden einzeln ausgebaut, gereinigt und auf Paletten gelegt. Nach nur zwei Wochen war die Arbeit abgeschlossen. Danach wurde das inzwischen nummerierte Fachwerkgerüst mit Hilfe von Zimmerleuten und einem Kran vorsichtig demontiert und auf den Hamburger Staatsgütern Wulfsdorf und Wulksfelde gelagert. Die Steine warteten auf dem Gelände des Amalie-Sieveking-Krankenhauses auf ihre Wiederverwendung.
Sechs Jahre zogen sich die Verhandlungen für den Wiederaufbau hin. Aus der Initiative wurde der „Verein zur Erhaltung der ehemaligen Volksdorfer Schulkate von 1752 e.V." Nach der Eröffnung des Restaurants "Eulenkrug" am 1. März 1990 im Erdgeschoss folgte im Herbst die Einweihung des vom Verein ausgebauten Dachgeschosses als Veranstaltungsraum mit Pantry und WC. Der Verein benannte sich 2004 in "Verein Schulkate Volksdorf e.V.“ um.
Seit 2016 steht die Schulkate als Ensemble mit dem benachbarten Museumsdorf Volksdorf unter Denkmalschutz.[1]
Am 1. Mai 2022 ging die Schulkate an die Treuhandstiftung Volksdorf über. Treuhänder ist der „Verein Schulkate Volksdorf e.V.“
Gastronomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. März 1990 wurde im Erdgeschoss das Restaurant „Eulenkrug“ eröffnet. Im März 2014 wurde es geschlossen. Nach Umbauarbeiten, die bis Oktober 2014 dauerten, wurde unter dem Namen "Eichenkrug" ein neues Restaurant eröffnet. Dieses wurde im Rahmen der Pandemie 2020 geschlossen und nach Ende der Pandemie nicht wieder eröffnet.[2] Die Räume der Gastronomie standen bis 2024 leer. Im Juli 2024 wurde die Gastronomie wieder eröffnet[3], nun unter dem Namen "Reethaus" eröffnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Prof. Dr. Wilhelm Füßlein: Geschichte der hamburgischen Walddörfer. 1937, Richard Hermes Verlag
- Paul Rolle: Geliebtes Volksdorf. Hamburg 1969, M-und-K-Hansa-Verlag
- Alf Schreyer: Die Walddörfer – einst und heute. Hamburg 1978, M-und-K-Hansa-Verlag, ISBN 3-920610-23-7
- De Spieker „700 Jahre Volksdorf“ 1996, M-und-K-Hansa-Verlag, ISBN 3-920610-73-3 Seite 110 mit falschen Angaben, richtig: Niederlegung 1983 Wiederaufbau 1989/90
- „Bauen in Volksdorf“ Gerhard Hirschfeld, Schaff Verlag 2018 (korrektes Datum der Unterschutzstellung 31. Mai 2016)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Denkmalliste der Behörde für Kultur und Medien, Seite 383, abgerufen am 12. Januar 2022
- ↑ Chronik der Volksdorfer Schulkate ab 1990. Abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Volksdorfer Schulkate - Startseite. Abgerufen am 9. September 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 53° 39′ 2,1″ N, 10° 10′ 3,1″ O