Volksolympiade
Die Volksolympiade (spanisch Olimpiada Popular, katalanisch Olimpíada Popular) wurde als Protest-Veranstaltung gegen die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin geplant. Stattfinden sollte sie in Barcelona (Spanien) während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Die linkseingestellte spanische Regierung beschloss, die Olympischen Sommerspiele in Berlin zu boykottieren und eine eigene Olympiade zu organisieren.
Viele Nationen der gesamten Welt wurden eingeladen und es war geplant, Hotels als Olympisches Dorf zu verwenden. Die Spiele waren für den 19. Juli bis 26. Juli geplant und hätten somit sechs Tage vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele in Berlin geendet. Zusätzlich zu den üblichen sportlichen Wettbewerben sollten auch Wettkämpfe im Schach, Volkstanz, Musik und Theater stattfinden. Rund 6.000 Athleten aus 22 Ländern hatten sich für diese Volksolympiade angemeldet. Der größte Anteil der Sportler sollte unter anderem aus den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Belgien, der Tschechoslowakei, Dänemark, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Algerien kommen. Auch Mannschaften aus Deutschland und Italien, deren Sportler im Exil waren, hatten ihre Teilnahme angekündigt. Viele der Athleten wurden von Gewerkschaften, Arbeitervereinen, sozialistischen und kommunistischen Parteien gesandt.
Die Eröffnungsfeier stellte zugleich das Ende der Olympiade dar, da am selben Tag das spanische Militär in Barcelona putschte und der Spanische Bürgerkrieg ausbrach. Einige Teilnehmer konnten wegen geschlossener Grenzen erst gar nicht Barcelona erreichen; diejenigen, welche bereits in der Stadt waren, verließen sie schnellstmöglich. Jedoch blieben mindestens 200 Athleten, die meisten davon Deutsche und Italiener, in Spanien und schlossen sich den Milizen an, um die spanische Republik zu verteidigen.
Am 18. Juli 2017, genau 81 Jahre nach der geplanten Eröffnung übergab der Minister für Auswärtige Angelegenheiten Kataloniens, Raül Romeva, Medaillen an zwei Freiwillige, einen 97-jährigen und einen 99-jährigen Sportler, die an den Vorbereitungen dieses Sportereignisses beteiligt gewesen und für die Wettkämpfe nominiert waren.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arnd Krüger, James Riordan (Hrsg.): The Story of Worker Sport. Human Kinetics, Champaign, IL 1996, ISBN 0-87322-874-X.
- Xavier Pujadas, Carles Santacana: Le mythe des jeux populaires de Barcelone. In: Pierre Arnaud (Hrsg.): Les origines du sport ouvrier en Europe. Paris 1994, S. 267–277.
- Xavier Pujadas, Carles Santacana: L'altra Olimpiada '36, Barcelona 1990; dies.: The People's Olympiad, Barcelona 1936. In: International Review for the Sociology of Sport. 27, 1992, S. 139–149.
- Jeroni Sureda: Sport and international relations in the period between wars (1918–1939): The 1936 popular olympics. In: Alfred Arnaud, Pierre Wahl (Hrsg.): Sports et relations internationales: Actes du colloque de Metz-Verdun. Metz 1994, S. 97–111.
- Nic Ulmi: Solidarité avec les „communards“ des Asturies et préparatifs pour l'Olympiade populaire. In: Mauro Cerutti u. a. (Hrsg.): La Suisse et l'Espagne de la République à Franco (1936–1946). Lausanne 2001, S. 209–227.
- André Gounot: Zwischen Abkehr und Ablehnung: Die Volksolympiade von Barcelona 1936 und ihr Verhältnis zur olympischen Bewegung. In: Sporthistorische Blätter. 7/8, 2000, S. 195–209.
- Fritz N. Platten: Der Kampf gegen die Hitler-Olympiade im Jahre 1936. In: Tages Anzeiger Magazin. 22, 1980, S. 6–12, 44.