Vordtriede-Haus Freiburg

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Vordtriede-Haus Freiburg
Stolperstein für Käthe Vordtriede vor dem Haus
Bürgertreff vor dem Haus

Das Vordtriede-Haus Freiburg befindet sich in der Fichtestraße 4 in Haslach-Gartenstadt von Freiburg im Breisgau. Der heutige Erinnerungsort war zur Zeit des Nationalsozialismus Wohnsitz der jüdischen Journalistin und Schriftstellerin Käthe Vordtriede (1891–1964) und ihrer beiden Kinder Fränze Vordtriede (1911–1997) und Werner Vordtriede (1915–1985). Das Haus war die letzte gemeinsame Wohnstätte vor ihrer verfolgungsbedingten Emigration in den Jahren 1933, 1935 und 1938. Im Zuge der Gleichschaltung wurde Käthe Vordtriede zuvor die Mitgliedschaft beim Bauverein Freiburg i. Br. gekündigt. Damit erlosch auch ihre lebenslange Wohnberechtigung.[1]

Erinnerungsprojekt

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Seit 2014 widmet sich vor Ort eine private Gedenkinitiative mit dem Namen „Vordtriede-Haus Freiburg“ der Erinnerung an Käthe, Fränze und Werner Vordtriede. Gründer und Projektleiter ist der heutige Mieter des Hauses. Der Slogan des Projekts lautet: „Erinnerung, Forschung, Mahnung.“ Erinnerung beinhaltet hier auch die Bereiche Erinnerungskultur und Erinnerungsarbeit. Forschung umfasst hierbei die Bereiche Exil, Nationalsozialismus und Ortsgeschichte. Hinter dem Begriff Mahnung stehen das Engagement gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus. Damit nimmt die Initiative auch wichtige zivilgesellschaftliche Aufgaben wahr. Ferner versteht sie sich als koordinierende und offene Plattform für weitere Impulse, Konzepte und Veranstaltungsprojekte.

Anlässlich des 50. Todestages von Käthe Vordtriede wurde in einem Pressebeitrag 2014 erstmals über die Initiative berichtet[2], die den Vorschlag nach einer Straßenbenennung im Nachbarstadtteil machte.[3] Für die Straßenbenennung „Geschwister-Vordtriede-Straße“ fand sich keine politische Mehrheit. Im November 2014 gab es das erste Zeitzeugengespräch mit einem ehemaligen Nachbarskind von Käthe Vordtriede in Freiburg.[4]

2015 veröffentlichte die Initiative ein so genanntes „Vordtriede-Quiz“ und beteiligte sich am „Haslacher Adventskalender“.[5] Leser wurden aufgerufen, das Projekt mit Dokumenten, Fotos und Informationen zu unterstützen.

Anfang 2016 erfolgte eine Nominierung für den „HelferHerzen“-Preis der Drogeriemarktkette dm. Im April 2016 gab es ein zweites Zeitzeugengespräch zu Werner Vordtriede in München.[6] Der Zeitzeuge war Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer, ein ehemaliger Student. Im Juni 2016 wurde die Benennung einer Straße in München nach Werner Vordtriede vorgeschlagen.[7] Ein Anlass war die Umbenennung von historisch belasteten Straßennamen.[8] Bis September 2016 gab es mehrere Übersetzungen des „Vordtriede-Quiz“. Im November wurde die Initiative beim BfDT eingetragen. Ende 2016 stellte der Bauverein, als Eigentümer des denkmalgeschützten Wohnhauses, das Bürgerprojekt in seinem Mitgliedermagazin vor.[9]

Im Frühjahr 2017 wurde das Haus in die Freiburger Geschichtsdatenbank Future History aufgenommen.[10] Ende Mai folgte die Übernahme des „Vordtriede-Quiz“ in den Buchbestand der Stadtbibliothek Freiburg im Breisgau. Anfang Juli gab es eine Stadtführung in Kooperation mit dem Augustinermuseum Freiburg.[11] Im Dezember 2017 würdigte der Bauverein Breisgau eG das Erinnerungsprojekt.[12]

2018 wurde die Familie Vordtriede und ihre letzte Wirkungsstätte, Teil eines Schülerwettbewerbs in Baden-Württemberg. Hintergrund war der 80. Jahrestag der „Reichspogromnacht“. Die Schirmherrschaft übernahm der ehemalige Politiker Johannes Gerster aus Mainz.[13]

Seit Juni 2019 ist das Projekt im Bildungsnetzwerk „Haus des Engagements“ Freiburg. Im August 2019, genau zum 55. Todestag von Käthe Vordtriede, berichtete die Badische Zeitung erstmals über die Kinder Fränze und Werner Vordtriede und das bereits erschienene Quiz.[14]

Im Januar 2020 gab es, zum 75. Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, eine Einladung nach Halle (Saale). Dort wurde eine Leseinszenierung eröffnet. Dabei wurde, erstmals außerhalb Freiburgs, auch die emigrierte Familie und das Projekt vorgestellt.[15] Ende März 2020 wurde ein Bericht von Käthe Vordtriede in Buchform veröffentlicht. Dieser handelt vom Caritasverband Freiburg und wurde von der Journalistin 1928 geschrieben. Im September 2020 wurde das Projekt bei einer Fotoausstellung des Museums Synagoge Gröbzig gezeigt.[16]

Anfang Mai 2021 wurde, aufgrund der andauernden COVID-19-Pandemie, die Teilnahme am „Boulevard des Engagements“ endgültig abgesagt. Die ursprünglich geplante Großveranstaltung sollte entlang der Werthmannstraße bis zum Platz der Alten Synagoge gehen und war Teil des Stadtjubiläums „900 Jahre Freiburg“.[17]

Eine für März 2022 vorgesehene Forschungsreise nach Herford und Bielefeld wurde aufgrund des Ukraine-Krieges abgesagt. 2023 wurde die Kampagne „100 Jahre Käthe Vordtriede“ durchgeführt. Diese umfasste eine Buchpräsentation, Forschungsreise, Stadtführung, Veröffentlichung[18] und zwei Vorträge. Seit 2024 ist die Gedenkinitiative auf der Plattform Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland verzeichnet.

Ende 2015 wurde das Projekt mit dem Stadtpreis „Bürgerschaftliches Engagement“ ausgezeichnet.[19] Damit verbunden war die Einladung zu einer politischen Bildungsreise nach Berlin. Einladender ist traditionell ein amtierender Bundestagsabgeordneter des Bundeswahlkreises Freiburg. Diesmal war es Kerstin Andreae.[20] Das Preisgeld wurde für die Forschung verwandt.

Im Jahr 2016 folgte eine Urkunde für Soziales Engagement, im Bereich Politische Bildung. Ausrichter war die Drogeriemarktkette dm.[21]

2021 wurde das Projekt, im Rahmen des Aktiv-Wettbewerbs des BfDT, mit einem Förderpreis bedacht. Es gehörte zu den acht Preisträgern aus Baden-Württemberg. Die Digitale Preisverleihung fand im Mai 2022 in Berlin statt.[22]

Einzelnachweise

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  1. Der Bauverein Breisgau in der Gartenstadt – ein Rück- und Ausblick anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums. Die Mieterin Käthe Vordtriede. In: Lebensräume – Das Mitgliedermagazin der Bauverein Breisgau eG, Ausgabe 24 vom Juli 2014, abgerufen am 3. April 2016.
  2. Auf den Spuren von Käthe Vordtriede. Die jüdische Schriftstellerin und Journalistin lebte bis zu ihrer Vertreibung in Haslach – Jürgen Lang will darüber informieren. In: Badische Zeitung vom 9. August 2014, abgerufen am 7. Januar 2016.
  3. Geschwister-Vordtriede-Straße für Gutleutmatten. In: Ratsinformationssystem der Stadt Freiburg vom 24. Oktober 2014, abgerufen am 24. September 2016.
  4. „Ich war überall dabei“. Leonore Schindler erinnert sich (mit Bild). In: Badische Zeitung vom 10. Dezember 2016, abgerufen am 22. Februar 2023.
  5. Projektleiter informierte Mitbürger. In: Haslacher Bote, Heft 2, Februar-Ausgabe 2016, abgerufen am 6. März 2016.
  6. Mein Mentor und Freund Werner Vordtriede – Ehemaliger Student erinnert an den großen Germanisten In: RegioTrends vom 30. April 2016, abgerufen am 1. Mai 2016.
  7. Vordtriede-Haus schlägt Werner-Vordtriede-Straße vor. In: RegioTrends vom 24. Juni 2016, abgerufen am 25. Juni 2016.
  8. Screening in München – Stadt sucht nach Straßen mit Nazi-Namen. 200 Umbenennungen bisher. (Memento vom 18. Oktober 2016 im Internet Archive) In: BR24 Oberbayern vom 8. Juni 2016.
  9. Das „Vordtriede-Haus“ in der Gartenstadt – Gegen das Vergessen. Forschungen zur emigrierten Freiburger Familie. In: Lebensräume – Das Mitgliedermagazin der Bauverein Breisgau eG, Ausgabe 29 vom Dezember 2016, abgerufen am 13. Dezember 2016.
  10. Käthe Vordtriede vor ihrem Haus in der Haslacher Gartenstadt mit Kindern. 1932–2017. In: FUTURE HISTORY. Discover and Share the Past, Geschichtsdatenbank, abgerufen am 15. April 2017.
  11. Die Journalistin Käthe Vordtriede. Freiburgerinnen im Nationalsozialismus. In: Programmheft. VISTAtour Stadtführungen 2017. Freiburg auf den zweiten Blick., abgerufen am 28. Juli 2017.
  12. Engagierte Bürgerschaft. In: Lebensräume – Das Mitgliedermagazin der Bauverein Breisgau eG, Ausgabe 31 vom Dezember 2017, abgerufen am 19. Dezember 2017.
  13. Schülerwettbewerb. Erinnerung sichtbar machen – 80 Jahre Reichspogromnacht. In: Schule im Blickpunkt. Informationen des Landeselternbeirates Baden-Württemberg. Ausgabe 3 vom Februar 2018. S. 4–6, abgerufen am 18. November 2018.
  14. Pionierin. Das ist die Geschichte einer einst bekannten Freiburger Journalistin, die 1939 fliehen musste. In: Badische Zeitung vom 10. August 2019, abgerufen am 11. August 2019.
  15. Mathias Schulze: „Es gibt Zeiten, in denen man welkt“. Veranstaltung im WUK Theater-Quartier. In: FRIZZ Das Magazin für Halle, Januar-Ausgabe 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  16. Digitale Ausstellung – 3. Fotowettbewerb des Museums Synagoge Gröbzig. Auf: MUSEUM SYNAGOGE GRÖBZIG, abgerufen am 6. September 2020.
  17. 11.07.2020 – Mensagarten, Platz der Alten Synagoge – Boulevard des Engagements. Auf: FREIBURG 2020, abgerufen am 4. Mai 2021.
  18. Emigrantin Käthe Vordtriede – Eine Biografie (1891-1964).Von Jürgen Lang. 21:47. YouTube, 2023, abgerufen am 12. Januar 2024.
  19. Brückenbauer und Lotsen. Die Stadt hat Ehrenamtliche und Freiwillige für langjähriges Engagement ausgezeichnet. In: Badische Zeitung vom 4. Dezember 2015, abgerufen am 7. Januar 2016.
  20. Preisträger und Projektmitglieder besuchen die Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin. In: Mediathek des Staatsministerium Baden-Württemberg, Besuchergruppe 2 vom 26. Februar 2016, abgerufen am 6. März 2016.
  21. HelferHerzen – dm-Preis für Engagement. Dankes-Urkunde für Vordtriede-Haus. In: Haslacher BOTE, Heft 10, Ausgabe Oktober 2016, Abb. auf S. 11, abgerufen am 22. Mai 2019.
  22. Aktiv-Wettbewerb. Digitale Preisverleihung am 11. Mai für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Auf: YouTube, abgerufen am 11. Mai 2022.

Koordinaten: 47° 59′ 16,4″ N, 7° 49′ 35,4″ O