Waldfriedhof Dachau

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Waldfriedhof Dachau, Gräberfeld für KZ-Todesopfer

Der Waldfriedhof Dachau ist einer der vier Friedhöfe der Stadt Dachau und steht vor allem den Beisetzungen der Bürger Dachaus zur Verfügung (Krankenhausstr. 30).[1] Ab Mai 1945 wurden hier in der zentralen „Terrassengrabanlage“ auch KZ-Todesopfer des KZ Dachau, dessen Außenlagern und deren Todesmärschen bestattet. Viele Dachauer Künstler sind auf dem Friedhof beerdigt worden, u. a. Paula Wimmer, Giulio Beda, Carl Thiemann, Ottilie Thiemann, Margarete Thiemann und Gerd und Annelise von Stokar.

Grabstätte von Gerd und Annelise von Stokar

[2].

Gräberanlage für KZ-Todesopfer

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Die Gräberanlage in Hanglage besteht aus acht Terrassen „C“ bis „K“ mit je vier Grab-Reihen zu jeweils 41 Reihengräbern, zusammen 1312 Gräber.[3] In dieser Gräbstätte für KZ-Todesopfer, teils auch als „Terrassengrabanlage“[1] oder „Ehrengräberfeld“ bezeichnet, wurden ab Mitte Mai bis Anfang August 1945[4] die ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau bestattet, die an den Folgen der KZ-Haft starben.[5]

Polnisches Holzkreuz „1939–45“ (bis 1961[3])

Von 1955 bis 1958,[5] teils bis in die 1960er Jahre,[4] wurden viele hier bestattete KZ-Todesopfer in ihre Heimatländer überführt, vor allem italienische, französische, belgische und holländische.[5] Dokumentiert ist, dass auch mindestens 226 hier Begrabene[6] zur späteren Umbettung auf den KZ-Friedhof Dachau-Leitenberg exhumiert wurden.[7]

In die frei gewordenen Gräber wurden exhumierte KZ-Todesopfer aus damit meist aufgelösten KZ-Friedhöfen und KZ-Grabstätten in Oberbayern umgebettet,[5] ebenfalls von 1955 bis in die 1960er Jahre.[4] Dokumentiert ist die Verlagerung der sterblichen Überreste aus mindestens 40 verschiedenen Friedhöfen und Grabstellen mit über 400 Todesopfern auf diese Gräberanlage.[4] Diese Verstorbenen stammten aus Außenlagern des KZ Dachau sowie deren Todesmärschen.[5]

So wurden 38 Verstorbene des KZ-Außenlagers Kaufering I – Landsberg vom dortigen Städtischen Friedhof Landsberg 1955 hierher umgebettet, 13 weitere in den Jahren 1956 vom Flüchtlings- sowie 1960 vom Dorffriedhof im benachbarten Holzhausen bei Igling,[4] die im dortigen Magnusheim verstarben und nicht auf dem KZ-Friedhof Holzhausen bestattet sind. Von den Todesmärschen aus Dachau und Allach Richtung Süden wurden aus dem Landkreis Starnberg 1956 vom Gemeindefriedhof Pöcking sieben, 1958 aus Tutzing weitere 54 KZ-Todesopfer in den Waldfriedhof verlegt.[4] Aus Seeshaupt im Landkreis Weilheim-Schongau wurden 18 aus dem Lido-Park und sieben vom Neuen Friedhof im Jahre 1955, weitere 64 KZ-Todesopfer vom Gemeindefriedhof 1956, im gleichen Jahr weitere 17 Gräber aus Iffeldorf hierher umgebettet.[4] Aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurden 1955 aus Bolzwang in der Gemeinde Münsing 40, aus Beuerberg Bahnhof in der Gemeinde Eurasburg zwölf und aus Geretsried sieben dort Begrabene zum Waldfriedhof Dachau verlegt, 1956 aus Waakirchen im Landkreises Miesbach 14.[4] Neben acht Umbettungen aus Obertaufkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn 1956, 28 aus Neustift (Freising) sowie zehn vom Städtischen Friedhof Günzburg im Jahre 1958 sind in den Jahren 1955 bis 1964 mindestens weitere 71 Umbettungen aus mindestens 24 weiteren Friedhöfen dokumentiert.[4]

Zum 1. August 1961 waren somit 1268 Gräber belegt, zum 1. Januar 1972 insgesamt 1270.[3]

Österreichisches Mahnmal (1950)
Mahnmal für alle jüdischen Todesopfer des KZ Dachau (1964)

Die „Kameradschaft der politisch Verfolgten in der Österreichischen Volkspartei“ errichtete 1950 ein Mahnmal , bestehend aus einem großen Steinkreuz zwischen zwei Feuerschalen tragenden Steinsäulen.[8] Dazwischen befinden sich zwei Gedenktafeln, eine trägt die Inschrift:[8]

Selig sind
die Verfolgung leiden
um der
Gerechtigkeit willen

1964 errichtete der „Landesverband der jüdischen Verfolgten und KZ-Invaliden“ ein Mahnmal für die jüdischen Leidtragenden des KZ Dachau. Unter einem Davidstern trägt es auf Deutsch, Hebräisch und Englisch die Inschrift:[8]

Gedenket der Opfer 1933–45
לזכר קרבנות אסון
remember the victims

Etwas westlich befindet sich zudem ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Toten des „Dachauer Aufstandes“ vom 28. April 1945.[5]

Diese Gräberanlage wird als Baudenkmal D-1-74-115-88 geführt.[9]

  • Ulrike Puvogel, Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Dokumentation – Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein. Hrsg.: Bundeszentrale für politische Bildung. Band 1. Edition Hentrich Berlin, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 157–159 (840 S., bpb.de [PDF; 24,8 MB; abgerufen am 3. September 2021]).
Commons: Memorials Dachau Waldfriedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Friedhofsverwaltung. In: dachau.de. Abgerufen am 27. August 2022 (Standesamt und Friedhofswesen / Die dort angegebene „Terrassengrabanlage“ sind de facto die Gräber der KZ-Häftlinge).
  2. https://www.dachau.de/Rathaus/2.2_Tourismus/PDF/DAH-Flyer-Friedhof-2020-09-v10-01.pdf
  3. a b c KZ-Terrassengräberanlage auf dem Waldfriedhof Dachau – Stand 1. August 1961 1.1.1972. Originaldokument. In: Arolsen Archives (Hrsg.): Signatur 2737000, Entstehungszeitraum 1961-02-01 – 1972-01-01, Anzahl Dokumente 311. Bad Arolsen 1. Januar 1971 (622 S., arolsen-archives.org [JPG; 312 kB; abgerufen am 28. August 2022] „Erläuterungen zur Gräberliste“ (Document ID: 9954141)): „Die Terrassengräberanlage des Waldfriedhofes Dachau […] erstreckt sich von der Leichenhalle aus abwärts über die ganze Breite des Friedhofes. Für das Ehrenfeld der KZ-Toten werden insgesamt 8 Terrassen in Anspruch genommen. Jede der Terrassen besteht aus 4 Grab-Reihen mit je 41 Reihengräbern. Somit Gesamtzahl der insgesamt verfügbaren Gräber = 8 x 4 x 41 = 1 312 Grabstellen. Davon sind belegt am 1. August 1961 = 1 268 Gräber. […] Stand 1.1.1972: 1270“
  4. a b c d e f g h i KZ-Terrassengräberanlage auf dem Waldfriedhof Dachau – Stand 1. August 1961 1.1.1972. Originaldokument Gräberliste. In: Arolsen Archives (Hrsg.): Signatur 2737000, Entstehungszeitraum 1961-02-01 – 1972-01-01. Bad Arolsen 1. Januar 1971 (78 S., arolsen-archives.org [JPG; abgerufen am 28. August 2022] „Erläuterungen zur Gräberliste“ (Document IDs: 9954142–9954218, 9954252–9954254, Anzahl Dokumente: 78), zur Belegung und Detailangaben siehe lfd. Nr. 1 bis 1312 für die insgesamt 8 x 4 x 41 = 1312 Grabstellen).
  5. a b c d e f Virtueller Rundgang Umgebung – 5 KZ-Gräberfeld auf dem Waldfriedhof. In: kz-gedenkstaette-dachau.de. Abgerufen am 28. August 2022: „Im Nordteil des Dachauer Waldfriedhofs erstreckt sich eine terrassenförmig gestaltete Grabstätte, die für 1.312 KZ-Opfer angelegt wurde.“
  6. b) des Ehrenfriedhofes Dachau-Leitenberg. Originaldokument. In: Arolsen Archives (Hrsg.): Signatur 2737000, Entstehungszeitraum 1961-02-01 – 1972-01-01, Anzahl Dokumente 311. Bad Arolsen 1. Januar 1971, S. 44 f. (622 S., arolsen-archives.org [JPG; abgerufen am 28. August 2022] „Zahlenmäßige Zusammenstellung der auf dem KZ-Ehrenfriedhof Dachau-Leitenberg bestatteten KZ-Toten Stand 1. Februar 1961“, handschriftlich ergänzt „Stand 1.1.1971“ (Document ID: 9954361, 9954362)): „68 Dachau Waldfriedhof (Allach-Karlsfeld) […] Dachau-Waldfriedhof […] 158“
  7. Dagmar Stonus: Machbarkeitsstudie für einen Dokumentationsort zum ehemaligen KZ-Außenlagerkomplex Allach. Hrsg.: FranKonzept, Jochen Ramming. Würzburg Januar 2018, 3.2. Massengräber und KZ-Friedhöfe, S. 42–44 (144 S., muenchen.de [PDF; 11,0 MB; abgerufen am 27. August 2022]).
  8. a b c Ulrike Puvogel, Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Band 1. Edition Hentrich Berlin, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 128 (bpb.de [PDF; 24,8 MB; abgerufen am 3. September 2021]).
  9. Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Dachau, Große Kreisstadt Dachau – Baudenkmäler. (PDF; 217 KB) In: bayern.de. 9. Juli 2022, S. 13, abgerufen am 28. August 2022: „D-1-74-115-88 Krankenhausstraße 28; Krankenhausstraße 30. Waldfriedhof, terrassenförmige Grabanlage für an den Haftfolgen im Konzentrationslager Dachau verstorbene ehem. Häftlinge mit jüdischem Gedächtnismal von 1964. nachqualifiziert“

Koordinaten: 48° 16′ 4,6″ N, 11° 25′ 57,3″ O