Waleri Wsewolodowitsch Faminski

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Waleri Wsewolodowitsch Faminski (Valery Faminsky, Валерий Всеволодович Фаминский; geb. 15. Mai 1914 in Moskau; gest. 8. September 1993 ebenda)[1] war ein sowjetischer Fotograf.

Waleri Faminskis Eltern dienten von der Oktoberrevolution bis zum Ende des russischen Bürgerkrieges in der Roten Armee.[2]

Waleri Faminski beschäftigte sich seit seiner Jugend mit Fotografie;[3] er begann 1928 mit dem Fotografieren,[4] also im Alter von 14 Jahren. Er erhielt eine Ausbildung zum Fotografen.[1] Ab 1932 arbeitet Faminski im Fotolabor einer Chemiefabrik, die Produkte für die Luftfahrt herstellte,[5] zunächst als Assistent, danach als Laborleiter.[4]

Im Jahr 1933 nahm Faminski als Fotograf an einer wissenschaftlichen Expedition ins zentralasiatische Pamir-Gebirge teil.[3]

Er arbeitete bis zum Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges im Sommer 1941 als Fotoreporter für verschiedene sowjetische Einrichtungen.[5]

Der Fotograf wurde zunächst aufgrund einer Sehschwäche vom Militärdienst befreit[1] und stattdessen im Jahr 1941 zum Dienst in den rückwärtigen Truppen des sowjetischen Innenministeriums eingezogen.[5] Im Jahr 1943 kam er aber doch noch zur Roten Armee,[1] für die er von Ende 1943 bis 1945 als Frontfotograf im Einsatz war. Seine Aufgabe bestand in der fotografischen Dokumentation der medizinischen Versorgung und des Transportes verwundeter Soldaten[6] für das Militärmedizinische Museum der Roten Armee.[1] Dabei kam Faminski weit in den Kampfgebieten herum.[7] So war Faminski unter anderem an der sowjetischen Rückeroberung Sewastopols (Schlacht um Sewastopol 1941/42) beteiligt.[4] Im April 1945 marschierte er mit der 1. Weißrussischen Front in Berlin ein.[5] Faminski blieb für etwa einen Monat, von Ende April bis Ende Mai 1945, in Berlin.[8] Er erlebte dort also die Endkämpfe und den Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8./9. Mai 1945 mit.

Faminskis Fotos zeigen, anders als die meisten Bilder anderer sowjetischer Kriegsfotografen, einen unheroischen und nicht-inszenierten Blick auf die Realität des Krieges. Anders als die Bilder der Fotografen im Dienste der offiziellen sowjetischen Propaganda zeigen Faminskis Aufnahmen auch verwundete und sogar tote sowjetische Soldaten. Im Mittelpunkt seiner Fotografien stehen Besiegte und Besatzer gleichermaßen, ohne Parteinahme für die Sieger, dazu alltägliche Szenen der Roten Armee sowie deutsche Zivilisten in Berlin und seinen Vororten. Beide Seiten sind sichtlich erschöpft und versehrt von den Strapazen des leidvollen Krieges.

Bei seiner Demobilisierung übergab Faminski den „offiziellen“ Teil seines in Berlin aufgenommenen Bildmaterials dem Militärmedizinische Museum der Roten Armee.[9] Seine privaten Aufnahmen aus dem Krieg blieben unveröffentlicht und gerieten in Vergessenheit.

Nach dem Krieg arbeitete Faminski als Fotograf in der Moskauer Niederlassung des Kunstfonds der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik. Darüber hinaus arbeitete er auch als Retuscheur. Seine Fotos wurden mehrfach ausgestellt.[5] So organisierte die Union der Künstler der UdSSR im Jahr 1979 eine Einzelausstellung mit dem Titel „50 Jahre mit der Kamera auf militärischen und friedlichen Straßen“.[4]

Faminsky starb am 8. September 1993 in Moskau.[1]

Faminskis Enkel boten gut 500 Negative aus seinem Nachlass im Internet zum Verkauf an, die der ukrainische Fotograf Arthur Bondar (geb. 1983) im Jahr 2016 erwarb. Ab 2017 wurden die Fotografien Waleri Faminskis in mehreren Einzelausstellungen unter anderem in Moskau, St. Petersburg und Berlin gezeigt.[9]

Literatur und Quellen

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Websites mit Fotos von Valery Faminski

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Valery Faminsky. LFI-Leica Fotografie International, 2. Juni 2020, abgerufen am 13. Januar 2024.
  2. Sean Sheehan, „Berlin 1945: Valery Faminsky's extraordinary photos of survival and suffering“, in: Irish Times, Mi., 22. Juli 2020, https://www.irishtimes.com/culture/art-and-design/visual-art/berlin-1945-valery-faminsky-s-extraordinary-photos-of-survival-and-suffering-1.4306912 : „…born in Moscow in 1914 to parents who served in the ranks of the Red Army from the October Revolution to the end of the civil war.“
  3. a b Stefan Günther und Anna Digovec, „Russische Kriegsfotografie. Wiederentdeckt: Die Kriegsbilder des Valery Faminsky“, in: Ostpol, 8. Mai 2018, https://ostpol.de/beitrag/4881-die-kriegsbilder-des-valery-faminsky
  4. a b c d Gallerix.ru, „Valery Faminsky. 45 Mai. Berlin“, 11. April 2017, https://de.gallerix.ru/pr/valeriy-faminskiy/
  5. a b c d e „Valery Faminsky“, in: Liberation Route, https://www.liberationroute.com/stories/214/valery-faminsky
  6. „Berlin Mai 1945 - Valery Faminsky. Ein unbekanntes Bildarchiv, 14. März - 25. April 2020“, in: Forum für Fotografie, https://de.forum-fotografie.info/index.php/ausstellungen-im-forum-fuer-fotografie/143-faminsky
  7. „Valery Faminsky“, in: Leica Fotografie International LFI, Letzte Aktualisierung: 2. Juni 2020, https://lfi-online.de/de/valery-faminsky-829510.html : „Es entstehen Aufnahmen an sieben Fronten.“ Ebenso: „Valery Faminsky“, in: Liberation Route, https://www.liberationroute.com/stories/214/valery-faminsky : „Von 1943 bis 1945 begleitete er die vorrückenden sowjetischen Truppen an sieben Fronten…“
  8. Der genaue Zeitraum von Faminskis Aufenthalt in Berlin wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben. Laut Online-Führung: „Valery Faminsky - Berlin Mai 1945“ gelangte Waleri Faminski mit den ersten Soldaten am 16. April 1945 in das umkämpfte Berlin. Laut Online exhibition: Valery Faminsky, Berlin Mai 1945 (Galerie Buchkunst Berlin), in: Image and Peace, Exploring Visual Culture and Peace, 5. Mai 2021 erreichte Faminski Berlin am 22. April 1945 und blieb dort für einen Monat. Thomas Winkler, „Kriegsfotograf in Berlin 1945: Erwachen aus einem bösen Traum. Valery Faminsky, Soldat und Frontfotograf, arbeitete im Mai 1945 in Berlin. Seine Bilder zeigen das Elend der sowjetischen Soldaten und der Berliner“, in: taz - die tageszeitung, 30. April 2021 schreibt einerseits: „Der damals 30-Jährige war mit den ersten Truppen der Roten Armee bereits am 26. April 1945 nach Berlin gekommen, schon am 22. Mai kehrte er […] nach Moskau zurück“. Andererseits zitiert er Faminski mit der Aussage: „Vom 22. April bis 24. Mai 1945 fotografierte ich die Einnahme der Berliner Vorstädte und der Innenstadt.“
  9. a b Valery Faminsky. Berlin May 1945 / Berlin Mai 1945. Mit einem Vorwort von Peter Steinbach, hrsg. von Thomas Gust [u. a.], 2. Aufl., Berlin: Buchkunst 2020, 184 S., 48 Euro, ISBN 978-3-9819805-8-5, Besprochen von Stefan Sauer: Heidelberg, E-Mail: mgb10@web.de, Militärgeschichtliche Zeitung, MGZ 79/2 (2020), S. 618–619, 3. Dezember 2020, Verlag De Gruyter Oldenbourg, https://doi.org/10.1515/mgzs-2020-0114