Walserhaus
Walserhaus ist eine volkstümliche Bezeichnung für die ganz oder mehrheitlich aus Holz errichteten Häuser, die sich in den im Mittelalter von den Walsern besiedelten Alpentälern finden.
Haustypen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein für alle Regionen typisches Walserhaus gibt es nicht,[1] und ebenso wenig kommt der Bautyp allein bei den Walsern vor. Das sogenannte Walserhaus gehört teils zum Typus des reinen Holzhauses in Blockbauweise, teils zum Typus des die Holz- und Steinbauweise kombininierenden Gotthardhauses.
- Der reine Holzbau war für das gesamte Nordalpengebiet bis hinein in die Nordostschweiz typisch (auch das traditionelle Engadinerhaus ist ein Blockbau, der erst sekundär mit einem Steinmantel umgeben wurde, ebenso das ältere Appenzellerhaus und Toggenburgerhaus, das sich häufig verschalt und vertäfert vorfindet). Darüber hinaus findet sich der reine Holzbau im obersten Wallis (Obergommerhaus) und von da aus bei den Südwalsern in Formazza/Pomatt und Bosco/Gurin, aber auch im untersten, französischsprachigen Teil des Kantons (Val d’Illiez). Der reine Holzbau gehört zur verhältnismässig regenfeuchten Nordabdachung der Alpen, die mit ihren Tannenwäldern den wichtigsten Baustoff für den Blockbau lieferte.
- Das Gotthardhaus wiederum, eine Berührung von Süd und Nord, verbindet den gemauerten Küchenteil mit der in Holzbauweise aufgeführten (gewätteten) Stube. Es ist für das gesamte inneralpine Gebiet beidseits der Wasserscheide typisch und damit auch für weite Teile des Wallis; in Teilen Graubündens wie den walserischen Talschaften Davos und Prättigau steht das Gotthardhaus neben dem reinen Holzhaus.[2]
Wohnhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Bau wurden Vierkantbalken aus Lärchenholz von circa 16 cm Dicke verwendet. An den Ecken wurden die Balken verstrickt. Die Fugen wurden mit Moos abgedichtet, so dass man die Innenwände nicht vertäfern musste. Die unbehandelten hellen Balken färbten sich unter der Sonne mit der Zeit schwarz.
Wo es leicht spaltbare Granitplatten gab, wurden die Dächer damit gedeckt, so zum Beispiel in Törbel oder in Vals. Diese Dächer sind oft heute noch im Originalzustand anzutreffen. Schieferplatten, wie sie zum Beispiel im Raum Ried/Brig verwendet wurden, waren weniger dauerhaft. Noch weniger lang hielt sich das Holz von Schindeldächern, eine Eindeckung, die unter anderem in Eischoll und Silbertal ausgeführt wurde. In den letzten Jahrzehnten wurden die Originaldächer oftmals durch Ziegel oder Eternitplatten ersetzt. Vereinzelt wurden die Fassaden der Häuser mit gerundeten Holzschindeln verkleidet.
Da sich das Holz noch lange nach dem Bau verzog, wurden vertikale Elemente möglichst klein gehalten. Dies ist der Grund für die kleinen Fenster der alten Walserhäuser. Damit trotzdem genügend Licht einfallen konnte, wurden Zeilen aus mehreren Fenstern errichtet. Diese Fensterreihen wurden mit verschiedenen Friesen verziert, an denen sich oft das Alter des Gebäudes ablesen lässt. Bei Fensterrenovationen oder -vergrösserungen werden die Friese oft zerstört.
Das Walserhaus war nur teilweise unterkellert.
Speicher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Speicher, in dem das Korn aufbewahrt wurde, war als hölzerner Stelzenbau ausgeführt, damit er vor Bodenfeuchtigkeit geschützt war. Ein allfälliges Untergeschoss diente als Keller oder Lagerraum, aber kaum je als Stall. Speicher wurden geschmückt und nach örtlichem Geschmack abgewandelt, sodass sich von Ort zu Ort recht verschieden gebaute Speicher finden.
Mäuseplatte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Wahrzeichen der alpinen Baukultur im Wallis und der Walser sind die Stadelbeine mit Mäuseplatten, die zusätzlich Luft zum Trocknen des Getreides zuführen und Schädlingstiere am Eindringen hindern. An den senkrechten Pfosten wurde eine waagrechte Steinplatte aus Schiefer oder Granit eingebaut, deren Flächen so glatt behauen waren, dass sich Schädlinge wie Mäuse, Ratten, Wiesel oder Iltisse an ihrer Unterseite nicht festklammern können.[3]
Museen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Museo Walser im piemontesischen Alagna Valsesia befindet sich in der Fraktion Z’Kantmud in einem Haus von 1628.
- Das Museum Walserhaus in Bosco/Gurin ist seit 1938 in einem Haus von 1386 untergebracht.
- Das 1601 errichtete «Walserhaus» ist heute als Wohnmuseum eine Abteilung des Walsermuseum Triesenberg in Liechtenstein.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jodok Bär: Das Walserhaus. In: Jahresbericht des Vorarlberger Landesmuseumsvereins. 1894.
- Volkmar Schmid: Wir Walser. Brig 2002.
- Christoph Simonett: Die Bauernhäuser des Kantons Graubünden. 2 Bände. Hrsg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Basel 1965 und 1968, zweite Auflage 1983 und 1987.
- Richard Weiss: Häuser und Landschaften der Schweiz. Reprint der Erstausgabe aus dem Jahre 1959. Mit einem Geleitwort von Jean-Pierre Anderegg und einer Autorenbiografie von Jakob Weiss. Haupt, Bern 2017, ISBN 978-3-258-08017-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kurt Wanner: Walser (Walliser). In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein. 31.12.2011
- ↑ Abschnitt nach Richard Weiss: Häuser und Landschaften der Schweiz. Reprint der Erstausgabe aus dem Jahre 1959. Haupt, Bern 2017, S. 50–57.
- ↑ Miischplatta [Mäuseplatte, Stadelbein]. In: Virtuelles Walsermuseum (walsermuseum.ch). Abgerufen am 9. Juli 2024.