Walsleben (Brandenburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
?
Walsleben (Brandenburg)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Walsleben hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 56′ N, 12° 40′ OKoordinaten: 52° 56′ N, 12° 40′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Ostprignitz-Ruppin
Amt: Temnitz
Höhe: 44 m ü. NHN
Fläche: 31,91 km2
Einwohner: 792 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16818
Vorwahl: 033920
Kfz-Kennzeichen: OPR, KY, NP, WK
Gemeindeschlüssel: 12 0 68 452
Adresse der Amtsverwaltung: Bergstraße 2
16818 Walsleben
Website: www.amt-temnitz.de
Bürgermeister (ehrenamtlich): Matthias Kupper (Unabhängige Wählergruppe Walsleben)
Lage der Gemeinde Walsleben im Landkreis Ostprignitz-Ruppin
KarteWittstock/DosseHeiligengrabeRheinsbergNeuruppinLindow (Mark)VielitzseeHerzberg (Mark)RüthnickFehrbellinKyritzBreddinStüdenitz-SchönermarkZernitz-LohmNeustadt (Dosse)Sieversdorf-HohenofenDreetzWalslebenDabergotzStorbeck-FrankendorfTemnitzquellTemnitztalMärkisch LindenWusterhausen/DosseSachsen-AnhaltMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-Vorpommern
Karte
Dorfkirche Walsleben

Walsleben ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie ist Mitglied und Verwaltungssitz des Amtes Temnitz.

Walsleben liegt auf der Ruppiner Platte, zentral im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, etwa zehn Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Neuruppin.

Gemeindegliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Walsleben gehören die Wohnplätze Dannenfeld, Paalzow und Walslebener Mühle.[2]

Orts- und Gutsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1490 war Walsleben ein Teil der im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin unter der Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin. Nachfolgend bildete sich ein Herrensitz heraus, welcher u. a. der bekannten Familie von Klitzing gehörte. Mit dem Kaufvertrag vom 25. November 1711 überließ der Sohn des Landeshauptmann zu Cottbus und Peitz, der spätere Kanzler[3] der Neumärkischen Regierung zu Küstrin, Christoph Wambolt von Umstadt das örtliche Rittergut dem Grafen Friedrich Wilhelm von Schwerin aus dem Haus Alt-Landsberg. Die Schwerin trugen den Grafentitel nach dem Recht der Erstgeburt. An Walsleben über ging auch der Titel der Erbkammerwürde und später der des Erbküchenmeisters der Kurmark Brandenburg. Die Grafen Schwerin-Walsleben trugen ein gesondertes Wappen,[4] alle den Erstvornamen Otto und vererbten das gestiftete Familienfideikommiss. Dazu gehörte, teils als Hauptwohnsitz genutzt, das Schloss Wildenhoff in Ostpreußen.[5] Die jüngere Genealogie der Gutsbesitzer beginnt mit Otto Friedrich Wilhelm Graf Schwerin (1796–1860), liiert mit der Tochter eines königlich großbritannischen Konsuls, Jeanette Hay. Deren Sohn Otto Gottfried Ludwig von Schwerin (1823–1873) folgte im Besitztum. Dieser Graf Otto Schwerin war ebenso Rechtsritter des Johanniterordens. Nachfolger war dann Otto Heinrich Graf von Schwerin (1855–1909), verheiratet mit Agnes Gräfin-Lehndorff-Steinort. Die Schwerin betreuten das Gut Walsleben nicht immer selbst. Um 1880 war es in Pacht bei Oberamtmann Troll. Die Größe mit dem Nebenbesitz in Bütow und Charlottental ist mit 1883 ha beziffert, davon 649 ha Forsten. Zum Besitz gehörte damals eine Brennerei.[6] Letzter Erbküchenmeister und Grundbesitzer auf Walsleben und Schloss Wildenhoff wurde Otto Karl Max Botho Graf von Schwerin-Wildenhoff (1894–1945). Er starb als Major in den letzten Kriegstagen. Seine erste Frau, Gabriele Gräfin Maltzahn, lebte später in Heidelberg, die zweite Frau Ester Gräfin Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin in Bonn. Otto Graf Schwerin-Wildenhoff-Walsleben hinterließ neun Kinder. 1945 wurde die Familie enteignet. Die Gutsgröße war noch 1928 konkret 1932 ha, in Verwaltung von Graf Vitzthum. Die Walslebener Mühle mit 169 ha Flächenbesitz gehörte Fritz Ebell.[7]

Verwaltungszugehörigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingemeindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Paalzow eingegliedert.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1875 571
1890 742
1910 677
1925 793
1933 734
1939 701
Jahr Einwohner
1946 1 111
1950 1 205
1964 0 906
1971 0 834
1981 0 821
1985 0 889
Jahr Einwohner
1990 907
1995 922
2000 932
2005 831
2010 783
2015 812
Jahr Einwohner
2020 781
2021 789
2022 810
2023 792

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Gemeindevertretung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindevertretung von Walsleben besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[11]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Unabhängige Wählergruppe Walsleben 42,2 % 4
Pro Walsleben 18,8 % 2
Einzelbewerber Carsten Rode 09,1 % 1
Einzelbewerberin Christine Volkenandt 07,1 % 1
Einzelbewerber Marco Petrich 07,0 % 1
Einzelbewerber Andreas Röder 07,0 % 1
SPD 04,6 %
Einzelbewerber Wolfgang Becker 04,1 %
  • 2008–2024: Burghard Gammelin[12]
  • seit 2024: Matthias Kupper (Unabhängige Wählergruppe Walsleben)

Kupper wurde bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 bei einer Gegenkandidatin mit 67,8 % der gültigen Stimmen für eine erste Amtszeit von fünf Jahren zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.[13]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walsleben ist über die Kreisstraße K 6607 mit Neuruppin verbunden. Durch den Ort verläuft die A 24 (Hamburg–Berlin) mit den Raststätten Walsleben-Ost und -West. Etwa sieben Kilometer südöstlich der Gemeinde befindet sich die Anschlussstelle Neuruppin.

Der Bedarfshalt Walsleben liegt an der Bahnstrecke Wittstock/Dosse–Neuruppin. Er wird von der Regional-Express-Linie RE 6 Wittenberge über Wittstock (Dosse) und Neuruppin nach Berlin-Charlottenburg, dem Prignitz-Express, im Zwei-Stunden-Takt bedient.

Das Bahnhofsgebäude diente im Jahre 1995 als Drehort für zentrale Szenen des Fernsehfilmes Der Trinker nach Hans Fallada. Dazu wurde der Wartesaal des Bahnhofs binnen einer Woche in eine Kneipe („Gartenlokal Knese“) umgebaut und die Familie, die die Räumlichkeiten damals bewohnte, für die Dauer der Dreharbeiten ausquartiert.[14]

Thomas-Müntzer-Grundschule

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • In Walsleben befindet sich eine Freiwillige Feuerwehr mit etwa 40 Mitgliedern.
  • Die Dorfkirche besitzt eine Orgel von Albert Hollenbach, Neuruppin, E. 19. Jh.
    • Mechanische Schleiflade
      • Manual (C-f3): Principal 8', Gedact 8', Salicional 8', Octave 4', Rohrflöte 4', Prog. harm. 1-3f.
      • Pedal (C-d1): Subbass 16', Principalbass 8', Pedal=Coppel
Commons: Walsleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Walsleben, in: Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg.
  3. Johann Friedrich Gauhe (Hrsg.): Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Darinnen Die heut zu Tage florirende älteste und ansehnlichste Adeliche, Freyherrliche und Gräfliche Familien nach ihrem Alterthum und Ursprunge etc. W. Johann Friedrich Gleditsch seel. Sohn, Leipzig 1719. S. 1831–1832.
  4. J. Siebmacher`s großes und allgemeines Wappenbuch, Dritten Bandes Erste bis Dritte Abtheilung: Der Adel des Königreichs Preußen, Hrsg. Otto Titan von Hefner, Bauer & Raspe Julius Merz, Nürnberg 1857, Tafel
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1908, 81. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 820 f.
  6. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 158–159, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  7. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4 VII Auflage. Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Ruppin., Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe für Brandenburg. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929. S. 108.
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin, (19.1), in: Beitrag zur Statistik, Hrsg. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Potsdam Dezember 2006, S. 22–25. (PDF)
  9. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  10. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  11. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019, Hrsg. Landeswahlleiter/Landesabstimmungsleiter des Landes Brandenburg, Potsdam 2019.
  12. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  13. Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Walsleben am 9. Juni 2024
  14. Strauven, Michael: Wie Harald Juhnke den Trinker spielt. Hrsg.: SFB. 1995.