Walter Eichholz

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Walter Eichholz (* 14. Mai 1894; † 1. September 1953) war ein deutscher Ingenieur und von 1943 bis 1945 Vorstandsvorsitzender der August-Thyssen-Hütte (ATH) AG.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Eichholz in Aachen und Clausthal Hüttenwesen und wurde in Aachen am 25. März 1924 promoviert; 1927 übernahm er die Leitung des Siemens-Martin-Stahlwerks II. 1933 trat Eichholz in die NSDAP ein, 1937 wurde er Betriebsdirektor der metallurgischen Abteilung. 1941 wurde er Vorstandsmitglied im Bereich Betriebswirtschaft und Werksleiter. Im Oktober 1943 wurde er Vorstandsvorsitzender der ATH AG und (in Personalunion) Leiter der ATH; 1944 erhielt er den Fritz-Todt-Preis für die Entwicklung neuer Stahlverfahren.[2] Im April 1945 setzte er sich kurzzeitig mit anderen Mitgliedern des Vorstands ab, wurde jedoch bei seiner Rückkehr Ende April 1945 von der Militärregierung verhaftet. Der Prozess der so genannten Entnazifizierung endete für ihn am 11. Juli 1947 mit dem Einreihungsbescheid der Stufe IV (Mitläufer).[3] Eichholz kehrte nach seinem Entnazifizierungsverfahren nicht in den Vorstand der August-Thyssen-Hütte zurück; die Gründe dafür sind unklar.[4] Walter Eichholz war Mitglied der Studentenverbindung Corps Montania Clausthal[5] und der Schwiegervater von Karl-Heinrich Jakob.

Nachdem Eichholz 1943 den Vorsitz im Vorstand übernommen hatte, nahm der Kampf gegen die so genannte Bummelei an Schärfe zu, Bummelei sollte scharf und rücksichtslos verfolgt werden und führte zur Einrichtung eines innerbetrieblichen Sonderlagers.[6]

Im August 1943 meldete Eichholz einen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter der Gestapo, der im weiteren Verlauf von Bestrafungen im Oktober 1943 im KZ Buchenwald ermordet wurde.[7] Obwohl die ATH AG keine jüdischen Zwangsarbeiter beschäftigte, zeigt der Schriftwechsel von Eichholz starke Ähnlichkeiten mit der menschenverachtenden Sprache des Dritten Reiches (LTI): Beispiele sind Begriffe wie „Menschenmaterial“ und „Einsatzwert“, wenn es um die Anforderung von Zwangsarbeitern ging.[8]

  • Johannes Bär: Thyssen in der Adenauerzeit: Konzernbildung und Familienkapitalismus. Paderborn 2015, ISBN 978-3-506-78194-9.
  • Michael Alfred Kanther: Zwangsarbeit in Duisburg, 1940-45. Duisburg 2004, ISBN 978-3-87463-365-9.
  • Wilhelm Treue, Wilhelm Uebbing: Die Feuer verlöschen nie: August Thyssen-Hütte 1926–1966. Düsseldorf, Wien 1969.
  • Thomas Urban: Zwangsarbeit bei Thyssen: „Stahlverein“ und „Baron-Konzern“ im Zweiten Weltkrieg. Paderborn 2014, ISBN 3-506-76629-5.

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Treue, Helmut Uebbing: Die Feuer verlöschen nie: August Thyssen-Hütte 1926–1966. Econ Verlag, 1969, S. 121.
  2. Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion: Staatliche Unterlagen Referat R 4, 1936-1946 Berlin-Lichterfelde. R 3/1549 Bd. 5 1944.
    • 10. Januar 1944: Tagung der Gau- und Kreis-Propagandaleiter in der Kaserne der SS-Leibstandarte Adolf Hitler in Berlin-Lichterfelde
    • 1. Januar 1944: Sitzung der Panzerkommission
    • 8. Februar 1944: Erstmalige Verleihung des Dr. Fritz Todt-Preises an: Obering. August Coender, Dr. ing. Karl Daeves, Dr. ing. Walter Eichholz
  3. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Akte. NW 1004 G6.1/25 (digitalisiert). Duisburg.
  4. Thomas Urban: Zwangsarbeit bei Thyssen: „Stahlverein“ und „Baron-Konzern“ im Zweiten Weltkrieg. Paderborn 2014, ISBN 3-506-76629-5, S. 161.
  5. Anschriftenliste des Weinheimer SC. 1928, S. 74.
  6. Thomas Urban: Zwangsarbeit bei Thyssen: „Stahlverein“ und „Baron-Konzern“ im Zweiten Weltkrieg. Paderborn 2014, ISBN 3-506-76629-5, S. 129–131.
  7. Thomas Urban: Zwangsarbeit bei Thyssen: „Stahlverein“ und „Baron-Konzern“ im Zweiten Weltkrieg. Paderborn 2014, ISBN 3-506-76629-5, S. 108.
  8. Thomas Urban: Zwangsarbeit bei Thyssen: „Stahlverein“ und „Baron-Konzern“ im Zweiten Weltkrieg. Paderborn 2014, ISBN 3-506-76629-5, S. 59.