Walter Herzog (Grafiker)

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Walter Herzog (Foto: 2016)

Walter Herzog (* 20. September 1936 in Dresden) ist ein deutscher Architekt, Zeichner und Radierer.

Walter Herzog wurde 1936 in Dresden geboren. Im Jahre 1945 erlebte er die Zerstörung Dresdens im Zentrum der Stadt. Nach der Ausbombung wuchs er in einem ländlichen Vorort der Stadt auf. Politischer Umstände halber wurde ihm der Besuch der Oberschule verwehrt. Als Ausweg absolvierte er eine Maurerlehre als Voraussetzung für das Fachschulstudium 1953–1956 in Görlitz. In dieser Zeit besuchte er Zeichenkurse bei der Bildhauerin Etha Richter. Anschließend studierte er Architektur an der TH Dresden, verbunden mit Malerei und Graphik bei Georg Nerlich. 1960–1962 arbeitete Herzog als Architekt in Dresden bei gleichzeitiger Beschäftigung mit informeller Malerei. Ab 1963 lebte er als Architekt in Berlin. Hier arbeitete er an Bauten im Zentrum (u. a. Fernsehturm-Fußumbauung mit Wasserspielen).

1965 Heirat mit der Architektin Christine Förster; 1966 Geburt der Tochter Antonia. 1967 Promotion zum Dr. Ing.

1971 entstanden seine ersten Radierungen. 1973 fand eine erste Ausstellungsbeteiligung in der Galerie am Sachsenplatz in Leipzig statt. 1974 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Seine erste Einzelausstellung fand in diesem Jahr im Winckelmann-Museum Stendal statt. Herzog war in der DDR u auf vielen wichtigen zentralen Ausstellungen vertreten, u. a. 1987/1988 auf der X. Kunstausstellung der DDR.

1980 beendete er seine parallel laufende Tätigkeit als Architekt, um sich ausschließlich seinem künstlerischen Werk zu widmen. 1983 erschien die Graphikkassette „Harzreise im Winter“ im Verlag der Kunst. Gleichzeitig übernahm seine Ehefrau, die Architektin Dr. Christine Herzog, den Druck seiner Radierungen. Bis 2024 fanden insgesamt 236 Einzelausstellungen statt. Sein Werk umfasst mehr als 1800 Radierungen und unzählige Zeichnungen.

Seit 2023 lebt er mit seiner Ehefrau in einem neu erbauten Atelierhaus in Grünberg.

Künstlerisches Werk

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Walter Herzog hat in der Bildkunst der Moderne zu einem unverwechselbaren künstlerischen Ausdruck gefunden. Seine Affinität zu Giovanni Battista Piranesi, Hercules Seghers und zu den Romantikern des 19. Jahrhunderts ist deutlich. Nicht nur thematisch (Baumgruppen, Felsen, Ruinen, Treppen, Fluss- und Baumlandschaften), vor allem in der detailreichen Radiertechnik werden die Bezüge offenbar. Sein Werk ist dennoch kein Spiegel des Vergangenen; es trägt die untrüglichen Zeichen einer künstlerischen Handschrift des 20./21. Jahrhunderts. Walter Herzog wird als „Vertreter eines poetisch verdichteten romantisch-sensualistischen Realismus“ bezeichnet.[1] Seine Bildwelt ist mithin nicht allein Abbild, sondern auch Metapher und so zugleich Projektionsraum für die Kontemplation über Vergänglichkeit, Leben und Tod.

Nach experimentellen Versuchen in alle Richtungen fiel rasch die Entscheidung zugunsten der Radierkunst. In der ersten Phase des Schaffens bestimmte noch eine ins Fantastische gesteigerte Naturauffassung sein Werk. Mythologische Gestalten, anthropomorphe Felsenlandschaften oder exzentrisch gekrümmte Bäume sollten eine spannungsgeladene Auseinandersetzung mit Natur, Mensch und Sinnbildhaftem vermitteln. Das Initialerlebnis Elbsandsteingebirge (1972) führte ihn zu einer wirklichkeitsbezogeneren Thematik. Dazu kam die Verarbeitung einer ersten großen Italienreise (1978), die seinem Werk entscheidende thematische Anstöße gab und zur Orientierung an der Antike mit ihren überwachsenen Gesteinstrümmern, Ruinen, Statuen, Grotten und Olivenhainen führte. Diese Haltung bestimmt sein gesamtes Werk, das zudem von Stille und einer melancholischen Grundstimmung geprägt wird. Die Technik erfuhr eine Verfeinerung und die Komposition zielte weiterhin auf Verdichtung. Die Variationsbreite seiner speziellen Thematik gewann an Umfang und Bedeutung.

Nach 2000 bereicherten großformatige autonome Federzeichnungen mit den bei Radierungen vergleichbaren Motiven sein Werk. Die dichte Zeichentechnik blieb, doch der zartere Federstrich bewirkte eine atmosphärischere Wirkung. Der Blick geht oft ins Weite oder holt Fels- und Baumformationen zu beklemmender Nahsicht heran. Zahlreiche Tierdarstellungen, Porträts und Stillleben kamen hinzu. Das graphische Gesamtwerk Walter Herzogs zeigt eine erstaunliche Kontinuität und kreative Dichte und ist in fünf eigenständigen Werkverzeichnissen (bis 2018) versammelt.

Einzelausstellungen (unvollständig)

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Museen und öffentlichen Sammlungen mit Werken Herzogs

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Literatur (Auswahl)

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  • Nathalia Laue: Herzog, Walter. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 72, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023177-9, S. 465.
  • Walter Herzog – Radierungen. Gesamtverzeichnis 1971–1982. Hrsg. von Max Kunze. Mit Texten von Gabriele Muschter, Gerald Heres und Jörg Sperling. Winckelmann-Gesellschaft, Stendal 1984 (Künstlerkompendium der Winckelmann-Gesellschaft, Band IV).
  • Walter Herzog – Es fließt der Bach zum Meer – Landschaft und Gedichte mit Radierungen. Hrsg. von Manfred Schmidt, Kinderbuchverlag Berlin – DDR 1987, ISBN 3-358-00900-9.
  • Walter Herzog – Schwelgt der Menschen laute Lust. Graphische Suite mit Gedichten von Joseph Freiherr von Eichendorff. Hrsg. von Manfred Schmidt. Mit einem Text von Edwin Kratschmer. Edition q, Berlin 1993, ISBN 3-86124-238-9.
  • Walter Herzog – Landschaften. Werkverzeichnis der Radierungen 1983–1997. Mit Texten von Walter Herzog, Eckhart Krombholz, Jörg Sperling, Gunter Nimmich und Eckard Wagner. H.W. Fichter Edition, Frankfurt am Main 1998.
  • Walter Herzog – Landschaften, Werkverzeichnis der Radierungen 1998–2002 und ausgewählte Zeichnungen zwischen 1981–2002. Mit Texten von Bernd Wolff, Rita Joreck, Rudolf Kober und Sybille Badstübner-Gröger. Jüttners Verlagsbuchhandlung, Wernigerode 2002, ISBN 3-910157-11-4.
  • Walter Herzog – Landschaft & Gestalt. Werkverzeichnis der Radierungen 2002–2008 und ausgewählte Zeichnungen. Mit Texten von Astrid Volpert, Marie Luise Rohde, Nathalia Laue, Holger Teschke und Günter Coufal, Jüttners Verlagsbuchhandlung, Wernigerode 2008, ISBN 3-910157-14-9.
  • Walter Herzog – Graphik und Zeichnungen, Hrsg. von Gerd Lindner, Panorama Museum Bad Frankenhausen 2011. Mit Texten von Gunter Nimmich, Gerd Lindner, Helmut Borsch-Suppan, Volkhard Böhm, Maren Kroneck, Edwin Kratschmer, Cornelia Nowak und Nathalia Laue, ISBN 978-3-938049-21-1.
  • Walter Herzog – In „Figurativ Fokus“, Dialogue between 7 realistic european artists. Sophienholm (bei Kopenhagen) 2014, mit Text von Robin d´ArcyShillcock, ISBN 978-87-92079-17-6.
  • Walter Herzog – Naturrelikt und Kunstkonstrukt – Ausstellung des Grafikmuseums Stiftung Schreiner Bad Steben 2015. Mit Text von Linn Kroneck.
  • Walter Herzog – Landschaft & Gestalt, Werkverzeichnis der Radierungen 2009–2018 und ausgewählte Zeichnungen. Mit Texten von Marie Luise Rohde, Jüttners Verlagsbuchhandlung, Wernigerode 2019, ISBN 978-3-910157-24-8.

Einzelnachweise

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  1. G. Lindner, Ausstellungskatalog, Frankenhausen 2015
  2. walter-herzog-zeichnungen-druckgraphik galerie-berliner-graphikpresse.de
  3. Walter Herzog: Eine Retrospektive - Architektenkammer Sachsen. Abgerufen am 2. April 2024.
  4. https://nat.museum-digital.de/objects?&persinst_id=13341