Walter Hilsbecher
Walter Hermann Hilsbecher (* 9. März 1917 in Frankfurt am Main; † 30. November 2015 in Butzbach) war ein deutscher Schriftsteller und Hörfunksprecher.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hilsbecher besuchte in seiner Geburtsstadt die Helmholtzschule, von der er 1934 aus politischen Gründen verwiesen wurde. Von 1939 bis 1945 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil.[1]
Als Gründungsmitglied der Gruppe 47 war Hilsbecher eine wichtige Persönlichkeit in der Literatur- und Kulturlandschaft der Nachkriegszeit.[2] Auf den Schriftstellertagungen las er Lyrik (die 1947 in Herrlingen von Heinz Friedrich als „klar, liedhaft einfach und schlicht den Ton unserer Zeit“ treffend bezeichnet wurde),[3] Essays (denen 1950 in Inzigkofen Albrecht Knaus nicht folgen mochte, doch ein Talent zum „Prosa-Hymniker“ ausmachte),[4] Aphorismen (deren „bestechende Präzision“ Heinz Friedrich 1952 in Niendorf lobte)[5] und Prosa-Texte (1954 auf Burg Rothenfels).[6] Eine wichtige Rolle hatte er auch bei den ersten Lesungen von Ingeborg Bachmann und Paul Celan, deren Gedichte er – nach einem von der Gruppe aus unterschiedlichen Gründen abgelehnten Vortrag – noch einmal „verständlicher“ vorlas.[7] 1963 wurde Hilsbecher im Zuge der Verkleinerung der Gruppe von seinem alten Weggefährten Hans Werner Richter nicht mehr eingeladen.[8]
Neben seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen wurde Hilsbecher vor allem durch seine Arbeit in den Kulturprogrammen verschiedener Rundfunkanstalten der Bundesrepublik bekannt.[2] In den Jahren 1964 und 1965 moderierte er das monatlich ausgestrahlte Kulturprogramm studio frankfurt im Hessischen Rundfunk.[9]
Hilsbecher lebte als freier Autor in Butzbach/Taunus. Er war verheiratet und hat drei Kinder. Von 1968 bis 1995 war er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.[1]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Jünger und die „Neue Theologie“ 1949
- Sporaden (Aphorismen) 1953
- Wie modern ist eine Literatur, Essays 1965
- Lakonische Geschichten, 1966
- Schreiben als Therapie, Essays, 1967
- Sporaden, Aufzeichnungen aus 20 Jahren, 1969
- An- und Absage (Gedichte), 1984
- Les Adieux (Gedichte und Kurzprosa), 1984
- Eulenflug, Traumaufzeichnungen, (mit Illustrationen von Werner Holz), 1984
- Dreizehn lakonische Geschichten, erweiterte Ausgabe, 1986
- Metamorphosen, Mappe mit sechs Grafiken von Werner Holz und Texten von Walter Hilsbecher, 1986
- Kopfsprünge, Zufällige Notizen, 1987
- Zum Beispiel Ödipus, Varianten eines Daseinsmodells, Essays, 1987
- Sardonisches Credo, 13 schwarzbunte Sonette, 1991
- Luftpost, Sieben Gedichte in memoriam Werner Holz, 1992
- Federspiel, Kurzgedichte, 1997
- Kuckucksorakel, Gedichte, 1997
- Zeitkäfig, Lyrische Aphorismen, 2001
dazu zahlreiche Zeitschriftenartikel, Lesungen und literarische Sendungen an allen westdeutschen Rundfunkanstalten.
Übersetzung: Mit Liselotte Hilsbecher aus dem Englischen: Daisetz Teitaro Suzuki, Der Westliche und der östliche Weg, Ullstein Taschenbücher, Frankfurt am Main, 1960
Hörspiele (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1958: Fred Hoyle: Die schwarze Wolke (Leicester) – Regie: Marcel Wall (Hörspielbearbeitung, Science-Fiction-Hörspiel – SWF)
- 1985: Knut Hamsum: Mysterien (Hörspiel - SWF)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hulisser: Hommage für Walter Hilsbecher. Verlag Rolf A. Burkart, 1987
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Walter Hisbecher beim Aphorismen-Archiv.
- ↑ a b Walter Hilsbecher bei Der Audio Verlag.
- ↑ Heinz Friedrich: Hat die junge Dichtung eine Chance?. In: Die Epoche, Frankfurt am Main, 23. November 1947. Nachdruck in: Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 – Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967, S. 26.
- ↑ Albrecht Knaus: Die Meistersinger von Inzigkofen. In: Die Neue Zeitung, München, 16. Mai 1950. Nachdruck in: Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 – Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967, S. 53.
- ↑ Heinz Friedrich: Die Gruppe 47. In: Deutsche Kommentare, Stuttgart, 14. Juni 1952. Nachdruck in: Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 – Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967, S. 79.
- ↑ Heinz Friedrich: Gruppe 47 am Herbstlichen Main. In: Hessische Nachrichten. Kassel, 21. Oktober 1954. Nachdruck in: Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 – Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967, S. 104.
- ↑ Klaus Briegleb: Mißachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: Wie antisemitisch war die Gruppe 47? Philo, Berlin 2003, ISBN 3-8257-0300-2, S. 192.
- ↑ Helmut Böttiger: Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2012. ISBN 978-3421043153.
- ↑ Achim Klünder: Kulturmagazine der Dritten Fernsehprogramme, 1964–1973. Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt am Main 1975, S. 210.
Personendaten | |
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NAME | Hilsbecher, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Hilsbecher, Walter Hermann (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 9. März 1917 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 30. November 2015 |
STERBEORT | Butzbach |