Wams

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Das Wams (Plural Wämser) wurde als Teil der männlichen und später auch weiblichen Oberbekleidung während des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis um 1700 getragen und war ein Vorläufer der heutigen Weste.

Erzherzog Rudolf im Alter von 15 Jahren mit spanischem Wams, Pluderhose und Schamkapsel
Heinrich II. von Guise mit Wams, Halsberge, Koller, Spitzenkragen und Waffenrock
Spätform des Wams nach der Rheingrafenmode, links getragen unter Justaucorps

Seit etwa 1200 sind Begriffe wie wambeis, wambois oder wambîs belegt. Zweisilbige Formen wie Wammes oder Wammest sind noch bis ins 18. Jahrhundert üblich.[1] Ursprünglich handelte es sich bei einem Wams um die Unterjacke der fränkischen Panzerreiter, die zur Polsterung unter der Rüstung getragen wurde. Das Wams wurde im 13. Jahrhundert auch von Bauern getragen, fand im 14. Jahrhundert Aufnahme in die Kleidung des Bürgertums und verdrängte die Tunika; bis etwa 1500 wurde aber immer ein Überrock darüber getragen.

Um 1500 verselbständigte sich das nun von der früheren Oberbekleidung emanzipierte, unter der offenen Schaube in verschiedenen Formen und wechselnden Ausschnitten und kostbar ausgestatteten Ärmeln getragene[2][3] Wams als Kleidungsstück im Zuge der Spanischen Mode. Zum Wams, beziehungsweise am Wams angenestelt, trug der aristokratische Mann die mit Werg, Kleie oder Rosshaar ausgestopfte Pluderhose, die – nur oberschenkellang – die Beine kugelförmig umschloss. Der einfache Bürger trug unausgestopfte, kaum knielange Hosen aus Wollstoff.

Ein etwa im 15. Jahrhundert getragenes Oberkleid in der Art eines Wamses wird als Gippe oder Joppe bezeichnet.[4]

Um 1600 tritt das Wams auch in der Frauenmode auf.[5] Im 17. Jahrhundert wurde das Wams immer offener getragen, durch die Einführung des Justaucorps in der 2. Hälfte des Jahrhunderts entwickelte sich das Wams durch Wegfall von Ärmel und Schößen zur Weste,[1] war aber noch bis ins frühe 19. Jahrhundert Bestandteil bäuerlicher Kleidung.[6]

  • Karl Köhler: A history of costume. Edited and augmented by Emma von Sichart. Courier Dover Publications, New York NY 1963, ISBN 0-486-21030-8, S. 179.
  • Wolfgang Seidenspinner: Mythos Gegengesellschaft. Erkundungen in der Subkultur der Jauner. Waxmann Verlag, Münster u. a. 1998, ISBN 3-89325-640-7 (= Internationale Hochschulschriften, Band 279; zugleich: Bayreuth, Univ., Habil.-Schr., 1996).
Wiktionary: Wams – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Wams, n. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1456 (woerterbuchnetz.de).
  2. Liselotte Constanze Eisenbart: Kleiderordnungen der deutschen Städte zwischen 1350 und 1700 (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft. Band 32). Göttingen 1962, S. 147.
  3. Harry Kühnel: Die Sachkultur bürgerlicher und patrizischer Nürnberger Haushalte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 15–31, hier: 27–28.
  4. Wolfgang Schneider: Volkskultur und Alltagsleben. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band 1 (2001): Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. ISBN 3-8062-1465-4, S. 491–514 und 661–665, hier: S. 511.
  5. Ärmelloses Frauenwams. Germanisches Nationalmuseum, abgerufen am 13. Januar 2022.
  6. Wamms, das. In: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der … zeno.org