Weeting-Messergriff

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Der Weeting-Messergriff ist ein archäologischer Fund, der 1947 auf Heideland in dem Dorf Weeting, Grafschaft Norfolk, East Anglia, England, entdeckt wurde.[1] In den Griff sind Ogham-Zeichen eingeritzt. Er ist aus dem Geweih eines Rothirsches gefertigt[2] und wird in das 6. bis 8. Jahrhundert n. Chr. datiert.[3]

Der Weeting-Messergriff ähnelt sehr stark den Griffen des Bac-Mhic-Connain-Messers und des Gurness-Messers.[4] Beide Seiten des Griffes tragen eine Inschrift. Die Ogham-Zeichen sind noch sehr gut erhalten. Allerdings können einige hinsichtlich der Übertragung unterschiedlich interpretiert werden. An der Griffseite, wo ursprünglich die Klinge angebracht war, sind als Dekoration zwei Linien und Dreiecke aus Punkten eingeritzt. Die Klinge des Messers ist nicht mehr vorhanden.

Die Inschrift verläuft über beide Seiten des Griffs. Die Leserichtung ist nicht eindeutig erkennbar.[5] In der Fachwissenschaft wird die Inschrift auf der einen Seite des Griffs vorwiegend mit ULUCUVUTE übertragen.[6] Die Lesung erfolgt dabei vom Griffende (breitere Seite) in Richtung der ursprünglichen Klinge (schmale Seite).[7] Eine Lesung in umgekehrter Richtung, die dann EVUTUSUDU ergibt, wurde jedoch vereinzelt auch für möglich gehalten.[8] Von der ersten Kerbe des U ist wegen der Abnutzung an dieser Stelle nur der mittlere Teil zu sehen.

Uneinheitlicher sind die Übertragungen zur Inschrift auf der zweiten Griffseite. Es gibt unter anderem die Vorschläge GEDEVEM...DOS und auch GEDEVIMUTOS.[9]

Der Inhalt der Inschrift konnte nicht entschlüsselt werden. Es wird bei Messern jedoch in der Forschung vorwiegend eine in der Inschrift enthaltene Namensangabe des Messerbesitzers vermutet.[10] Auch eine magische Formel wird für wahrscheinlich gehalten.[11]

Der Weeting-Messergriff gehört zu den bis heute in der Ogham-Fachliteratur nur zwölf erwähnten seltenen Kleinfunden, also Funde, bei denen die Ogham-Zeichen nicht in Steinplatten und Steinsäulen (etwa 400), sondern in kleine Objekte (vorwiegend Alltagsgegenstände) eingeritzt sind.[12] Außerdem ist er neben dem Silchester-Stein der einzige Fund mit Ogham-Schrift in England.

  • Donal Buchanan: The Decipherment of Scholastic Ogham. Introduction – Abbreviations – [1]
  • Roy Rainbird Clarke,: An Ogham inscribed knife-handle from south-west Norfolk, In: The Antiquaries Journal 32 (1952), S. 71–73
  • Clare Connelly: A Partial Reading of the Stones. A Comparative Analysis of Irish and Scottish Ogham Pillar Stones. A Thesis Submitted in Partial Fulfillment of the Requirements for the Degree of Master of Science in Anthropology at The University of Wisconsin-Milwaukee, Milwaukee 2015 [2]
  • Forsyth, Katherine: An Ogham-inscribed plaque from Bornais, South Uist, In: Smith, Beverley Ballin u. a. (Hrsg.): West over Sea. Studies in Scandinavian Sea-Borne Expansion and Settlement Before 1300. A Festschrift in Honour of Dr Barbara E. Crawford, The Northern World 31, Leiden 2007, S. 461 – S. 478
  • Oliver James Padel: Inscriptions of Pictland, Edinburgh 1972, S. 144 – S. 148
  • [3]

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Clarke, S. 71
  2. Forsyth, S. 471
  3. Clarke, S. 73
  4. Padel, S. 144
  5. Padel, S. 145
  6. so auch durch Clarke 1952, wobei er das teilweise abgenutzte erste U-Zeichen ergänzt; vgl. Clarkes Abzeichnung bei Padel, S. 145 sowie ausführliche Erläuterungen S. 146
  7. Buchanan, S. 33; der englische Sprachwissenschaftler und Ogham-Forscher Andrew West (* 1960) liest ebenfalls ULUCUVUTE
  8. Buchanan, S. 33; auch Clarke sieht dies als Möglichkeit, vgl. Padel, S. 144 u. S. 146 – S. 147
  9. so Clarke (der auch die umgekehrte Leserichtung nicht ausschließt, vgl. Padel, S. 144) und Buchanan, S. 34 sowie Andrew West
  10. Connelly, S. 56; Andrew West sieht in GEDEVIMUTOS ebenfalls einen Eigennamen
  11. Padel, S. 148
  12. Erwähnungen und Beschreibungen z. B. durch Donal B. Buchanan, Katherine Stuart Forsyth, Robert Alexander Stewart Macalister, Barry Raftery
  13. Um die vorwiegend anerkannte Lesung ULUCUVUTE zu erhalten, beginnt das Lesen am Griffende, also an der Seite mit dem abgebrochenen Griffteil; Bild sollte zum besseren Lesen um 180 Grad gedreht sein (Leserichtung nach Drehung dann von links unten nach rechts oben).