Weiß (Album)

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Weiß
Cover
Studioalbum von Böhse Onkelz

Veröffent-
lichung(en)

4. Oktober 1993

Label(s) Bellaphon Records

Format(e)

CD, MC, LP[1]

Genre(s)

Hard Rock

Titel (Anzahl)

12

Länge

48:06

Besetzung

Produktion

Stephan Weidner

Studio(s)

Tonstudio Rüssmann Hennef

Chronologie
Heilige Lieder
(1992)
Weiß Schwarz
(1993)

Weiß, auch Weißes Album genannt, ist das achte Studioalbum der deutschen Rockband Böhse Onkelz. Es erschien zusammen mit dem Album Schwarz am 4. Oktober 1993 über das Label Bellaphon Records. Das Konzept der beiden Alben mit den Farben Weiß und Schwarz soll die Dualität des Lebens widerspiegeln.[2]

Entstehungsgeschichte

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Zur Bedeutung des Konzeptes der Alben Weiß und Schwarz schrieb die Band 1994 im ersten Fanzine für den offiziellen Fanclub B.O.S.C.: „Ein schwarzes und ein weißes Album sollte es sein! Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Sonne und Mond, A-Z. Die Dualität des Lebens, die sich in den Texten widerspiegelt, sollte auch auf den LP-Covers wiederzufinden sein. Sie sollen jeden auf den ersten Blick zum Nachdenken bringen.“[2]

Während der Entstehungsphase der Alben Weiß und Schwarz war Sänger Kevin Russell schwer drogenabhängig.[3]

Viele Ideen für neue Lieder entstanden durch Eindrücke, die Stephan Weidner während Reisen zum Beispiel zusammen mit Sven Väth im Frühjahr 1993 in Indien und Nepal oder durch das Lesen von Büchern sammelte.[4]

Auf diesem Album nahmen die Onkelz erneut Stellung zur Neonazi-Szene und distanzierten sich von dieser (dies wird im Song Deutschland im Herbst deutlich).

Musikalisch haben sich die Onkelz auf diesem Album weiterentwickelt. Es gibt ruhige wie auch schnelle Lieder.

Die beiden Alben waren die letzten, die bei Bellaphon Records erschienen, da mit ihnen der Vertrag, laut dem die Band zur Veröffentlichung von drei Studioalben inklusive einer Live-Option innerhalb von vier Jahren verpflichtet war, über seine Maße erfüllt wurde. Laut eigenen Angaben war die Band zu dieser Zeit recht unzufrieden mit dem Frankfurter Label, weswegen sie sich nun auf dem Musikmarkt nach einem neuen Vertrag umschauen wollten.

Covergestaltung

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Das Cover ist komplett in weiß gehalten. Zum einen wird der Name der Band durch Blindenschrift dargestellt, zum anderen durch das Fingeralphabet. Ganz schwach kann man in der Mitte auch den Bandnamen Böhse Onkelz in typischer Schrift erkennen.[5]

# Titel Länge
1 Lieber stehend sterben 4:00
2 Entfache dieses Feuer 4:21
3 Das Wunder der Persönlichkeit 5:15
4 Fahrt zur Hölle 3:33
5 Alles F.a.M. 3:38
6 Willkommen 3:08
7 Für immer 5:38
8 Deutschland im Herbst 4:34
9 Es 4:33
10 Sie hat ’nen Motor 2:57
11 Tribute to Stevie 1:51
12 Schöne neue Welt 4:38

Informationen zu einzelnen Liedern

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Entfache dieses Feuer

Das Lied wird von den Onkelz als ein Aufruf verstanden, sich selbst und sein eigenes Handeln zu betrachten, bevor man sich über andere beschwert. Im Text tauchen zur Entstehungszeit aktuelle Ereignisse für Dinge, die zu ändern sind, auf. Beispielsweise der Jugoslawien-Krieg oder die Rassenunruhen in Los Angeles. „Das hier ist euer Erbe, und wenn's euch nicht gefällt, dann werdet bess're Menschen und ihr kriegt 'ne bess're Welt.“[6]

Das Wunder der Persönlichkeit

In diesem Lied geht es um die Einmaligkeit und Individualität, die jeder Mensch besitzt. Es ist gespickt mit Zitaten – so bediente Stephan Weidner sich etwa bei Hermann Hesse.[7]

Fahrt zur Hölle

In diesem Lied kritisiert die Band die Presse. Die Zeile: „Für die Blinden und die Tauben noch ein allerletztes Mal.“ im Refrain nimmt Bezug auf die Blinden- und Fingersprache auf den Covern der Alben Weiß und Schwarz.[8]

Für immer

Dieses Lied ist eines der sehr ruhigen auf diesem Album. Erneut bediente sich Weidner bei Hermann Hesse für diesen Song, den er für seine damalige persische Freundin Nika geschrieben hatte.[9]

Deutschland im Herbst

Mit Textzeilen wie etwa „Ich sehe blinden Hass, blinde Wut.“ und „Ich sehe braune Scheiße töten.“ macht die Band in diesem Lied ihre ablehnende Einstellung zu Rassismus und den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 klar.

Im Dezember 1993 äußerte sich Stephan Weidner dazu in einem Interview mit dem Titel Für die Tauben und die Blinden... in der Zeitschrift Rock Hard:

„Die Vorfälle im letzten Jahr, Rostock, Mölln, und so weiter, sind an uns nicht spurlos vorbeigegangen. ‚Deutschland im Herbst‘ ist unsere Reaktion auf diese Ausschreitungen, und die Wortwahl zeigt deutlich, was wir davon halten: ‚Braune Scheiße‘, das sind diese Chaoten für mich, nicht mehr und nicht weniger.“

Stephan Weidner: Rock Hard, Dezember 1993.[10]

Götz Kühnemund vom Musikmagazin Rock Hard und Andrea Nieradzik vom Musikmagazin Metal Hammer hoben das Lied in ihren Rezensionen zum Album positiv hervor.[11][12]

Sie hat ’nen Motor

Das Lied handelt von einem Motorrad. Die Textstelle: „Ich schau’ dir in die Schrauben, Kleines“ ist ein abgewandeltes Zitat aus dem Film Casablanca, wo es „Ich schau' dir in die Augen, Kleines“ heißt.[13]

Schöne neue Welt

Das Zitat „Schöne neue Welt, unsere Feinde sind wir selbst – so sterben Träume!“ bezieht sich auf Aldous Huxley Utopie Schöne neue Welt. Am Ende des Liedes werden die Krisenherde der Welt aufgezählt (Aserbaidschan, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Algerien, Kasachstan, Tadschikistan, Kroatien, Türkei, Moldawien, Afghanistan usw.) abwechselnd mit dem Kommentar „ethnischer Hass“.

Professionelle Bewertungen
Kritiken
Quelle Bewertung
Rock Hard SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[11]
Metal Hammer SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[12]

Götz Kühnemund vom Musikmagazin Rock Hard bewertete Weiß 1993 in der Ausgabe Nr. 79 zusammen mit dem Album Schwarz als Gesamtwerk mit 8,5 von zehn möglichen Punkten. Er lobte die Covergestaltung als „originell“ und interpretierte das Konzept der beiden Alben als „Dualität des Lebens, um Gut & Böse und um Schwarzweißmalerei allgemein“ und bezog es auf das Verhältnis der Band zur deutschen Presse, die seiner Meinung nach immer noch nicht begriffen hätte, welche Wandlung die Band durchgemacht habe und wie aussagefähig sie damit in politischer Hinsicht geworden seien. Er hob dabei das Lied Deutschland im Herbst vom Album Weiß als „unmissverständlichen Anti-Nazi-Song“.[11] Zum musikalischen Inhalt der Alben schrieb er:

„...aber eines sei zumindest gesagt: Diese beiden neuen ONKELZ-Alben gehören gerade in textlicher Hinsicht zum Besten, was derzeit auf dem deutschsprachigen Markt zu finden ist. Kommen wir zur Musik. Die Frage ist: Mußten es unbedingt zwei Alben sein, hätte nicht auch eins genügt? Antwort: Wenn es lediglich darum gegangen wäre, eine typische ONKELZ-Scheibe mit durchgehend dreckigen Rock'n'Roll-Nummern zu produzieren, hätte man die Highlights unter den insgesamt 23 Songs sicher auf ein längeres Album packen können - aber dann hätte man auf ein paar musikalische Experimente verzichten müssen, die durchaus ihren Reiz haben, wie z. B. die ONKELZ-untypischen Instrumentalnummern 'Tribute To Stevie' und 'Baja'. Somit hat die Veröffentlichung von zwei einzelnen Scheiben ihre Berechtigung. Was das Zusammenspiel der Band betrifft, so sind die ONKELZ im Vergleich zu früheren Scheiben wesentlich tighter und musikalischer geworden. Vor allem Gitarrist Gonzo überrascht mit seinen simplen, aber ausnahmslos treffsicheren Soli, die in keinem einzigen Stück überflüssig wirken. Kevin dagegen sorgt mit seiner unvergleichlichen Whisky-Röhre immer für den nötigen Dreck und klingt auch in ruhigeren Momenten überzeugender als früher. Trotz des größeren Abwechslungsreichtums sind die ONKELZ aber immer dann am besten, wenn sie richtig zur Sache gehen - wie in 'Lieber stehend sterben', 'Fahrt zur Hölle', 'Deutschland im Herbst', 'Schöne neue Welt', 'So geht's dir', 'Das Messer und die Wunde' oder 'Worte der Freiheit' (absoluter Höhepunkt). Unterm Strich bleiben nur wenige Ausfälle, die den ansonsten überzeugenden Eindruck aber nicht schmälern können. Beeindruckende Leistung.“

Götz Kühnemund: Rock Hard, Nr. 79, 1993.[11]

Andrea Nieradzik vom Musikmagazin Metal Hammer bewertete das Album am 1. Dezember 1993 mit fünf von sieben möglichen Punkten.[12] Sie schrieb über das Album:

„Onkelz, die Zweite. Zu Recht ist zwar die Schwarze in diesem Soundcheck besser bewertet worden, doch die Unterschied sind verschwindend gering - deshalb auch die gleiche Benotung meinerseits. Wollte man wirklich böswillig sein, könnte man den pathetischen Opener 'Lieber stehend sterben' noch am ehesten dem ehemaligen Onkelz-Image zurechnen - wäre man böswillig, wie gesagt. Ansonsten müßte man vergeblich suchen. Texte wie 'Deutschland im Herbst' sind ein klares Statement, dem eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen ist. 'Alles F.a.M.' (Fotzen außer Mutti) ist, äh, na ja, sagen wir, nicht unbedingt das, was meine Mutti geschmackvoll finden würde - aber die Aussage geht schon okay. Erwähnung finden sollte auch das Instrumental 'Tribute to Stevie' (Ray Vaughn), bei dem Gitarrist Gonzo mal richtig zum Zuge kommt. Musikalisch insgesamt völlig in Ordnung und inhaltlich unbedenklich (ich hab's allerdings noch nicht rückwärts gehört...).“

Andrea Nieradzik: Metal Hammer, Dezember 1993.[12]

Kommerzieller Erfolg

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Chartplatzierungen

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Das Album stieg in der 42. Kalenderwoche des Jahres 1993 auf Platz 77 in die deutschen Albumcharts ein und konnte sich in den folgenden Wochen auf die Positionen 65 und 11 steigern, bevor es die Höchstplatzierung 10 erreichte. Insgesamt hielt sich Weiß 13 Wochen in den Top 100.[14]

ChartsChart­plat­zie­rungenHöchst­platzie­rungWo­chen
 Deutschland (GfK)[14]10 (13 Wo.)13
 Österreich (Ö3)[15]16 (16 Wo.)16
 Schweiz (IFPI)[16]37 (2 Wo.)2

Auszeichnungen für Musikverkäufe

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Im Jahr 2003 erhielt das Album für über 250.000 verkaufte Einheiten in Deutschland eine Goldene Schallplatte.[17]

Land/Region Aus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nung, Ver­käu­fe)
Ver­käu­fe
 Deutschland (BVMI)[17] Gold250.000
Insgesamt 1× Gold
250.000

Einzelnachweise

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  1. Onkelzvinyl - Album „Weiss“. Webseite abgerufen am 16. August 2010 (Memento des Originals vom 26. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.onkelzvinyl.de
  2. a b Weidner, Röhr, Russell, Schorowski: B.O.S.C. Fanzine Nr. 1. 1994, S. 25.
  3. Edmund Hartsch: In: Böhse Onkelz, Danke für nichts. Originalausgabe, 1997, S. 209–210.
  4. Edmund Hartsch: In: Böhse Onkelz, Danke für nichts. Originalausgabe, 1997, S. 212.
  5. Albumcover auf amazon.de
  6. Dunklerort.net (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  7. Dunklerort.net (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  8. Dunklerort.net (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  9. Dunklerort.net (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  10. Für die Tauben und die Blinden... (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rockhard.de. In: Rock Hard, Nr. 78, Dezember 1993.
  11. a b c d Götz Kühnemund: Album Rezension: Schwarz & Weiß Auf: rockhard.de. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  12. a b c d Andrea Nieradzik: Album Rezension: Weiß Auf: metal-hammer.de. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  13. Dunklerort.net (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  14. a b Chartplatzierung in Deutschland. In: offiziellecharts.de. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  15. Chartplatzierung in Österreich. In: austriancharts.at. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  16. Chartplatzierung in der Schweiz. In: hitparade.ch. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  17. a b Gold-/Platin-Datenbank. In: musikindustrie.de. Abgerufen am 24. Oktober 2024.