Weibliche kosmetische Intimchirurgie
Weibliche kosmetische Intimchirurgie oder Kosmetische Chirurgie der weiblichen Genitalien (engl. female genital cosmetic surgery, abgekürzt FGCS) ist ein Oberbegriff in der medizinischen Fachsprache für plastisch-chirurgische Eingriffe, die das ästhetische Erscheinungsbild der Vulva angeblich verbessern sollen. Sie können somit als eine Form von Schönheitsoperationen verstanden werden. Der Begriff Designer Vagina wird umgangssprachlich oft für diese Art der Modifikation verwendet,[1][2][3][4][5] obwohl bei den meisten Eingriffen die Schamlippen und die umgebenden Strukturen und nicht die Vagina selbst verändert werden.[6]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Größe, Farbe und Form der Vulva variieren von Frau zu Frau erheblich und können sich durch Geburt, Alterung und andere Ereignisse verändern.[7] Dennoch bestehen bei einigen Frauen bestimmte Vorstellungen bezüglich der Vulva: diese soll angeblich einen glatten vertikalen Schlitz bilden, ohne hervorstehende Strukturen durch innere Schamlippen oder Klitorisvorhaut, sowie frei von Schamhaaren sein.[1][8]
Neben ästhetischen Überlegungen können auch funktionelle Aspekte eine Rolle spielen, d. h. die Verbesserung der sexuellen Reizbarkeit oder die Verringerung von Reizungen durch Reibung. Die anatomischen Strukturen, die am häufigsten verändert werden, sind die inneren Schamlippen und die Klitorisvorhaut. Aber auch die großen Schamlippen, die Vagina, der Damm und der Venushügel werden behandelt.[9][10] Falls der Eingriff nicht medizinisch indizierten, sondern rein ästhetischen oder sexuellen Gründen dient, ist bei unter 16-jährigen die Einwilligung der Erziehungsberechtigten erforderlich.
Kliniker nennen als häufiges Motiv der Patientinnen die Unwissenheit und Unsicherheit über die natürliche Variationsbreite bei den weiblichen Genitalien. Anbieter propagieren die chirurgischen Eingriffe als Mittel zur Verbesserung des Lustempfindens. Die Risiken werden oft bagatellisiert. Die Verkleinerung der Labien wird meist als „kleiner Eingriff“ dargestellt. Komplikationen können jedoch schwerwiegende Funktions- und Empfindungseinschränkungen zur Folge haben. Für nachhaltige psychische oder funktionelle Verbesserungen gibt es laut Ärzteblatt (März 2010) keine wissenschaftlichen Nachweise[11] (siehe auch Klitoris#Innervation).
Arten von Verfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Labioplastik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Labioplastik oder Schamlippenplastik wird meist die Verkleinerung der inneren Schamlippen bezeichnet. Dies kann durch verschiedene Operationstechniken erreicht werden. Obwohl diese Operation meist rein ästhetisch motiviert ist, können in einigen Fällen auch lange innere Schamlippen funktionell beeinträchtigt sein. Eine Verkleinerung der großen Schamlippen wird seltener durchgeführt.[12]
Klitorisvorhautreduktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Klitorisvorhautreduktion versteht man die Straffung, Verkürzung oder Entfernung der Klitorisvorhaut. Dies wird oft zusammen mit einer Schamlippenplastik der kleinen Schamlippen durchgeführt, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen.[13][14][15] Darüber hinaus kann die daraus resultierende Freilegung der Klitoris die Stimulationsfähigkeit und damit die sexuelle Lust bei manchen Frauen erhöhen.[16]
Vaginoplastik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die elektive Vaginoplastik (engl. vaginal rejuvenation) ist ein Verfahren zur Stärkung und Straffung der Vagina und zur Verengung des Scheidenvorhofs (Vestibulum vaginae).[17][18]
Venushügelkorrektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Venushügelkorrektur (engl. monsplasty) bezeichnet Verfahren zur Straffung oder Verkleinerung des Venushügel (Mons pubis) mittels Hautstraffung oder Fettabsaugung, wenn dieser groß ausgebildet oder durch Übergewicht, Gewichtsschwankungen oder Alterung erschlafft ist.[19][20]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konsensuspapier: „Leitlinien zur weiblichen Genitalchirurgie“. Kooperation aus: Wiener Programm für Frauengesundheit, Österreichische Gesellschaft für Sexualmedizin (ASSM), Österreichische Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik in der Gynäkologie und Geburtshilfe, Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP)
- Ursula Mirastschijski (Hrsg.), Eugenia Remmel (Hrsg.): Intimchirurgie. Springer-Verlag, 2019, ISBN 3-662-57391-1.
- Philip H. Zeplin (Hrsg.): Rekonstruktive und Ästhetische Intimchirurgie. Thieme, 2016, ISBN 3-13-204621-3.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c E. Kasten, K. Hoffmann: Weibliche Genitalästhetik - Vergleich der Präferenzen von Männern und Frauen In: Journal für Ästhetische Chirurgie. 2018, S. 1–9, doi:10.1007/s12631-018-0123-x.
- ↑ Immer mehr wollen eine «Designer-Vagina» - Blick
- ↑ Der Trend zur Designervagina - taz
- ↑ R. Holliday: Vagina dialogues: Theorizing the „designer vagina“. In: Body, Migration, Re/constructive Surgeries. Routledge, 2018, S. 192-208, doi:10.4324/9781351133678.
- ↑ M. Jones: Expressive surfaces: The case of the designer vagina. In: Theory, Culture & Society. 2017, Band 34, Nr. 7-8, S. 29-50, doi:10.1177/0263276417736592.
- ↑ All You Need To Know About 'Designer Vagina' Surgery - Huffington Post
- ↑ Julian Lloyd, Naomi S. Crouch, Catherine L. Minto u. a.: Female genital appearance: „normality“ unfolds. In: BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology. Mai 2005, Band 112, Nr. 5, S. 643–646, CiteSeerX 10.1.1.585.1427, doi:10.1111/j.1471-0528.2004.00517.
- ↑ C. Clerico, A. Lari, A. Mojallal, F. Boucher: Anatomy and aesthetics of the labia minora: the ideal vulva?. In: Aesthetic plastic surgery. 2017, Band 41, Nr. 3, S. 714-719, doi:10.1007/s00266-017-0831-1.
- ↑ C. B. Iglesia, L. Yurteri-Kaplan, R. Alinsod: Female genital cosmetic surgery: a review of techniques and outcomes. In: International urogynecology journal. 2013, Band 24, Nr. 12, S. 1997–2009, doi:10.1007/s00192-013-2117-8.
- ↑ A. Renganathan, R. Cartwright, L. Cardozo: Gynecological cosmetic surgery. In: Expert Review of Obstetrics & Gynecology. 2009, Band 4, Nr. 2, S. 101-104, doi:10.1586/17474108.4.2.101.
- ↑ Ada Borkenhagen, Elmar Brähler, Heribert Kentenich: Intimchirurgie: Ein gefährlicher Trend. In: Deutsches Ärzteblatt. 2009, Band 106, Nr. 11: A-500/B-430/C-416, aerzteblatt.de (PDF; 305 kB).
- ↑ C. A. Hamori: Aesthetic surgery of the female genitalia: labiaplasty and beyond. In: Plastic and reconstructive surgery. 2014, Band 134, Nr. 4, S. 661-673, doi:10.1097/PRS.0000000000000516.
- ↑ C. A. Hamori: Postoperative clitoral hood deformity after labiaplasty. In: Aesthetic surgery journal. 2013, Band 33, Nr. 7, S. 1030–1036, doi:10.1177/1090820X13502202.
- ↑ P. H. Zeplin: Clitoral hood reduction. In: Aesthetic surgery journal. 2016, Band 36, Nr. 7, NP231-NP231, doi:10.1093/asj/sjw058.
- ↑ S. Gress: Composite reduction labiaplasty. In: Aesthetic plastic surgery. 2013, Band 37, Nr. 4, S. 674-683, doi:10.1007/s00266-013-0149-6.
- ↑ Clitoral Hood Removal: New Ways of Heightening Arousal - Vibe Review
- ↑ G. Wilkie, D. Bartz: Vaginal rejuvenation: a review of female genital cosmetic surgery.In: Obstetrical & gynecological survey. 2018, Band 73, Nr. 5, S. 287-292, doi:10.1097/OGX.0000000000000559.
- ↑ G. Barbara, F. Facchin, L. Buggio, D. Alberico, M. P. Frattaruolo, A. Kustermann: Vaginal rejuvenation: current perspectives. In: International journal of women's health. 2017, Band 9, S. 513, doi:10.2147/IJWH.S99700.
- ↑ J. M. Bloom, E. Van Kouwenberg, M. Davenport, P. F. Koltz, R. B. Shaw Jr, J. A. Gusenoff: Aesthetic and functional satisfaction after monsplasty in the massive weight loss population. In: Aesthetic surgery journal. 2012, Band 32, Nr. 7, S. 877-885, doi:10.1177/1090820X12455498.
- ↑ A. Patoué, A. De Runz, R. Carloni, S. Aillet u. a.: Safe monsplasty technique. In: Journal of plastic surgery and hand surgery. 2018, Band 52, Nr. 2, S. 74-79, doi:10.1080/2000656X.2017.1335642.