Weihnachtspostamt
Weihnachtspostämter bzw. Weihnachtspostfilialen sind Einrichtungen, an die vor allem Kinder während der Adventszeit weihnachtliche Briefe richten können, die normalerweise auch beantwortet werden.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch Briefe an Weihnachtspostämter entsteht bei den Kindern der Eindruck, sie könnten tatsächlich mit dem Weihnachtsmann, dem Nikolaus, dem Christkind oder einer ähnlichen mythischen Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens kommunizieren.
Die Antwort erfolgt entweder kostenlos oder gegen Rückporto. Meist wird dabei ein standardisierter Vordruck mit kindgerechten, weihnachtlichen Motiven verwendet. Gelegentlich erhalten die Briefeschreiber aber auch ein persönliches Antwortschreiben. Wer die Antwort vom Weihnachtsmann, Nikolaus oder Christkind rechtzeitig zu Weihnachten haben möchte, muss seinen Brief an das Weihnachtspostamt meist spätestens Mitte Dezember absenden.
Die meisten Briefe an die Weihnachtspostämter stammen von Kindern und enthalten Wunschzettel mit der Bitte um bestimmte Spielzeuge, Süßigkeiten oder sonstige Konsumartikel. Manche Kinder schütten dem Weihnachtsmann in den oft liebevoll mit Zeichnungen illustrierten Briefen aber auch ihr Herz aus und äußern immaterielle Wünsche, zum Beispiel nach Frieden, Geborgenheit, einer intakten Familie, Gesundheit, besseren schulischen Leistungen, der Genesung eines erkrankten Angehörigen oder auch nur nach weißen Weihnachten.
Weihnachtspostämter existieren in mehreren Staaten des deutschsprachigen, skandinavischen und angloamerikanischen Kulturraums und werden dort von unterschiedlichen Organisationen und Unternehmen unterhalten, zumeist von der jeweiligen Postorganisation. Im deutschsprachigen Raum wurden sie in den örtlichen Postfilialen von einigen kleineren Orten eingerichtet, deren Namen einen bestimmten sprachlichen Bezug zum Weihnachtsfest haben.
Der weihnachtliche Service wird auch von vielen Erwachsenen für Weihnachtsgrüße an Freunde, Verwandte und Bekannte genutzt. Denn die meisten Weihnachtspostämter benutzen für die Antwortbriefe weihnachtliche Sonderbriefmarken oder spezielle Stempel. Das hebt die verwendeten Umschläge optisch heraus und macht sie überdies zu interessanten Sammlerstücken, die bei Philatelisten begehrt sind. Für Briefmarkensammler werden zum Teil auch extra Sonderdrucke herausgegeben, die beim jeweiligen Weihnachtspostamt bezogen werden können.
Länderspezifika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland wurden die Weihnachtspostämter seit 1966 von der Deutschen Bundespost sowie seit 1984 bis zur Wiedervereinigung von der Deutschen Post der DDR betrieben. Diese Tradition wird von der Deutschen Post AG fortgesetzt. Obwohl es seit der Privatisierung der Post 1995 eigentlich nur noch „Postfilialen“ bzw. „Postagenturen“ gibt, hat sich der übernommene Begriff des behördlichen „Postamtes“ im allgemeinen Sprachgebrauch bislang gehalten. Demzufolge wird üblicherweise auch weiterhin vom „Weihnachtspostamt“ oder vom „Nikolauspostamt“ gesprochen (wobei letzteres eine geschützte Marke ist). Offiziell nennt es die Deutsche Post AG inzwischen aber Weihnachtspostfiliale, teilweise aber auch „Christkindbüro“, „Weihnachtsbüro“ oder „Himmelsbüro“.
Die Beantwortung der Weihnachtspost übernehmen in Deutschland neben Postmitarbeitern auch ehrenamtliche Helfer. Sie sind auch auf Briefe von Kindern aus anderen Ländern eingerichtet und verschicken die Antworten in verschiedenen Sprachen.
In jüngster Zeit sind einige Weihnachtspostfilialen unter Druck geraten, da die Deutsche Post AG ihr Filialnetz zunehmend verkleinert und in diesem Zusammenhang dazu übergegangen ist, ihre Niederlassungen in kleineren Orten oder Stadtteilen zu schließen. So wurde beispielsweise das „Himmlische Postamt“ im Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür, das 1967 erstmals als Weihnachtspostamt fungierte und damit als das älteste Weihnachtspostamt Deutschlands gilt, von der Post aufgegeben. Die weihnachtliche Tradition wurde allerdings bislang beibehalten: Briefe „an den Weihnachtsmann in Himmelsthür“ werden weiterhin beantwortet.
Ähnlich erging es dem Weihnachtspostamt in Himmelpfort bei Fürstenberg/Havel, das seit 1984 in der damaligen DDR Briefe an den Weihnachtsmann beantwortete und von der Deutschen Post AG im Jahre 2005 geschlossen wurde. Hier wird jetzt die Weihnachtspost in der „Schreibstube“ des Weihnachtsmannes beantwortet.
Seit 1985 gibt es das „Christkindbüro“ in Engelskirchen; dort treffen bis zu 140.000 Wunschzettel ein, die von 20 Helfern beantwortet werden.[1][2]
Seit 1966 beantwortet der Nikolaus aus St. Nikolaus (Großrosseln) die Kinderbriefe aus der ganzen Welt. 1967 führte die Deutsche Post einen ersten Nikolaus-Sonderstempel ein. Bis heute beantworten etwa 43 Helfer ehrenamtlich die ca. 30.000 Kinderbriefe. Abgestempelt werden diese dann (immer noch mit einem Sonderstempel) im Nikolauspostamt in St. Nikolaus, das jährlich in der Zeit vom 5. bis 24. Dezember eingerichtet und eröffnet wird. Der Festausschuss St. Nikolaus e. V. hat den Begriff „Nikolauspostamt“ im August 2019 als Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen.[3]
Auch Kinderbriefe an Weihnachtsmann, Nikolaus oder Christkind, die ohne eine genaue Adressangabe im Briefkasten landen, kommen an: Die Deutsche Post AG leitet sie an eines der Weihnachtspostämter oder das Nikolauspostamt weiter.
Um die Bearbeitung der Kinderbriefe von den Stempelwünschen der Sammler zu trennen, führt die Deutsche Post AG einen jeweiligen Zweitstempel in einer ihrer drei Stempelstellen.
Weihnachtspostamt /-filiale | Bundesland | Adresse | Stempelstelle für Sammler *) | seit |
---|---|---|---|---|
Engelskirchen | Nordrhein-Westfalen | An das Christkind 51777 Engelskirchen |
Bonn | |
Himmelsberg | Thüringen | An den Weihnachtsmann 99706 Himmelsberg |
||
Himmelpfort | Brandenburg | An den Weihnachtsmann Weihnachtspostfiliale 16798 Himmelpfort |
Berlin | 1984[4] |
Himmelpforten | Niedersachsen | An den Weihnachtsmann 21709 Himmelpforten |
Berlin | |
Himmelstadt | Bayern | An das Christkind 97267 Himmelstadt |
Weiden in der Oberpfalz | |
Himmelsthür | Niedersachsen | An den Weihnachtsmann Himmelsthür, 31137 Hildesheim |
Bonn | |
Himmelreich | Niedersachsen | An den Weihnachtsmann in Himmelreich 31535 Neustadt am Rübenberge |
||
Nikolausdorf | Niedersachsen | An den Weihnachtsmann in Nikolausdorf 49681 Garrel |
Bonn | 1965 |
St. Nikolaus | Saarland | An den Nikolaus, Nikolausplatz, 66351 St. Nikolaus |
Weiden in der Oberpfalz |
- Stempelstelle Berlin: Deutsche Post AG, Niederlassung Brief, Sonderstempelstelle, 10770 Berlin
- Stempelstelle Bonn: Deutsche Post AG, Niederlassung Brief, Sonderstempelstelle, 53253 Bonn
- Stempelstelle Weiden: Deutsche Post AG, Niederlassung Philatelie, Sonderstempelstelle, 92637 Weiden in der Oberpfalz
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das österreichische Weihnachtspostamt befindet sich in dem kleinen Ort Christkindl in Oberösterreich.
Adresse:
Postamt Christkindl
Christkindlweg 6
4411 Christkindl
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch in der Schweiz werden Kinderbriefe an das Christkind oder den Schweizer „Samichlaus“ beantwortet. Die Weihnachtspostämter von Bern-Bethlehem und Wienacht-Tobel (Lutzenberg) sind allerdings inzwischen geschlossen worden. Die Kinderbriefe landen jetzt bei der zentralen Fundstelle der Schweizerischen Post in Cadenazzo und werden dort auch bearbeitet.[5]
Adressen:
An das Christkind
9405 Wienacht-Tobel
An das Christkind
3027 Bethlehem
Weltweit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2010 wurden in Grönland aufgrund finanzieller Engpässe keine Briefe beantwortet.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Halbach: Post an den Weihnachtsmann – Das Postamt in Himmelpforten. In: Das Archiv – Magazin für Kommunikationsgeschichte, Herausgegeben von der DGPT in Zusammenarbeit mit der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Heft 4/2011, S. 32–33, ISSN 1611-0838
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Übersicht aller von der deutschen Post finanzierten Weihnachtspostämter
- Das ehrenamtlich geführte Nikolauspostamt im Saarland
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Im Christkindbüro ist der Teufel los. In: FAZ, 23. Dezember 2009, S. N6
- ↑ Andreas Fasel: Post aus Engelskirchen im Namen des Christkinds – WELT. 31. Oktober 2023, abgerufen am 9. April 2024.
- ↑ Wochenspiegel Großrosseln und WS Völklingen: Nun offiziell eingetragene Marke. Saarländisches Wochenblatt, 20. August 2019, abgerufen am 22. August 2019
- ↑ Rekord in Himmelpfort: Brief an den Weihnachtsmann legt mehr als 18.000 Kilometer zurück. In: Der Spiegel. 30. November 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. November 2024]).
- ↑ Mit diesen Wünschen wenden sich Kinder an den Weihnachtsmann. In: Schweizer Illustrierte. 24. Dezember 2023, abgerufen am 9. Dezember 2024.
- ↑ Belgischer Rundfunk: „Bpost erhält täglich 10.000 Briefe für den Nikolaus“
- ↑ Der Weihnachtsmann ist konkurs