Weinbau in Rheinland-Pfalz
Der Weinbau in Rheinland-Pfalz spielt eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben des Landes.[1]
Insgesamt sechs der 13 deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein liegen innerhalb der Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz. Mehr als 65 % des deutschen Weines werden in den rheinland-pfälzischen Weinbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen hergestellt.[2][3] Um diesen besonderen Stellenwert des Weines zum Ausdruck zu bringen, befindet sich auf dem Landeswappen eine Volkskrone aus Weinblättern. Darüber hinaus existiert mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau eine Landesbehörde, die den Begriff Weinbau offiziell im Titel führt.
Die Deutsche Weinstraße befindet sich ebenfalls in Rheinland-Pfalz.
Weinbaugebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Rheinland-Pfalz gibt es in den sechs Weinanbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Rheinhessen und Pfalz eine bestockte Rebfläche von insgesamt ca. 64.461 ha. Von den ca. 102.592 ha in Deutschland besitzt Rheinland-Pfalz damit den größten Anteil. Insgesamt sind die rheinland-pfälzischen Weinbaugebiete für mehr als 65 % der in Deutschland hergestellten Weine verantwortlich.[4] Aus diesem Grund gibt es auch bei der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach die Landeszentralstelle für Wein- und Lebensmittelstrafsachen, die jährlich ca. 250 Verfahren bearbeitet.[5]
Sortenspiegel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weißwein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die am häufigsten angebauten Weißweinrebsorten (ca. 46.379 Hektar) sind in absteigender Reihenfolge: Riesling (≈ 17.777 Hektar),[4] Müller-Thurgau (Rivaner ≈ 7.312 Hektar), Grauburgunder (Ruländer ≈ 4.329 Hektar), Weißer Burgunder (≈ 3.504 Hektar), Silvaner (≈ 2.856 Hektar), Kerner (≈ 1.768 Hektar), Chardonnay (≈ 1.758 Hektar), Sauvignon Blanc (≈ 1.176 Hektar), Scheurebe (≈ 1.143 Hektar), Bacchus, Faberrebe, Huxelrebe, Ortega, Morio-Muskat, Elbling, Gewürztraminer, Reichensteiner, Ehrenfelser, Siegerrebe, Optima, Regner, Würzer, Auxerrois.
38 Prozent der gesamten Rebfläche in Rheinland-Pfalz waren im Jahr 2017 mit Rieslingreben bestockt. Dies ist der höchste Anteil für diese traditionell wichtige Rebsorte im Land, die in den letzten dreißig Jahren nachgewiesen werden konnte.
Rotwein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Rotweinrebsorten (≈ 18.082 Hektar) sind dies in absteigender Reihenfolge: Dornfelder (≈ 6.940 Hektar), Spätburgunder (≈ 4.256 Hektar), Blauer Portugieser (≈ 2.439 ha) Regent (≈ 1.316 Hektar), Merlot (≈ 583 Hektar), St. Laurent (≈ 577 Hektar), Cabernet Sauvignon (≈ 357 Hektar), Dunkelfelder, Frühburgunder, Müllerrebe, Heroldrebe, Cabernet Mitos, Acolon, Cabernet Dorsa, Domina.[4]
Sekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bedeutsam sind auch die Sektkellereien: Kupferberg und Goldhand (Weinbau in Mainz), Deinhard (Koblenz), Schloss Wachenheim (Wachenheim an der Weinstraße), Faber (Trier) sowie viele mittelständische Erzeuger von Winzersekt. Seit den 2000er Jahren ist das Sekthaus Raumland eines der ausgezeichnetesten in Deutschland und das erste und einzige VDP Sektgut.
Betriebsgrößen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zahl der Weinbaubetriebe in dem Bundesland sank zwischen 2010 und 2020 auf 15.151 und reduzierte sich damit um 20 Prozent. Dies ging einher mit einer Vergrößerung der durchschnittlich verfügbaren Betriebsgröße auf eine Fläche von 6,6 Hektar; Kleinstbetriebe mit weniger als 0,5 Hektar Rebfläche wurden nicht in der Statistik erfasst.[6] Der allgemeine Konzentrationsprozess in der deutschen Landwirtschaft vollzog sich somit in den vergangenen Jahren im rheinland-pfälzischen Weinbau deutlich schneller als in der Landwirtschaft allgemein. 23 Prozent der Weinbaubetriebe bewirtschaften im Jahr 2010 rund 61 Prozent der Ertragsrebflächen in Rheinland-Pfalz.[7]
Great Wine Capitals
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Juni 2008 sind Mainz und Rheinhessen Mitglied im Great Wine Capitals Global Network (GWC) – einem Zusammenschluss der bekanntesten Weinbaustädte weltweit. Neben Mainz befinden sich in diesem Verbund Städte und Regionen wie Bilbao: Rioja, Bordeaux: Bordeaux (Weinbaugebiet), Christchurch: Südinsel (Neuseeland), Florenz: Toskana, Kapstadt: Cape-Winelands, Mendoza: Mendoza, Porto: Dourotal sowie San Francisco: Napa Valley.
Liste der größten Weingemeinden in den jeweiligen Anbauregionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Größte Weinbaugemeinden im Anbaugebiet |
Rang unter allen Weinbaugemeinden in RLP nach Rebfläche |
Bestockte Rebfläche (in Hektar) |
Rebsorte (Anteile in Prozent) | |
---|---|---|---|---|
Weißwein | Rotwein | |||
_ Ahr | 562 | 16,3 | 83,7 | |
Bad Neuenahr-Ahrweiler | 53 | 286 | 9,5 | 90,5 |
Dernau | 196 | 109 | 12,8 | 87,1 |
_ Mittelrhein | 450 | 85,1 | 14,9 | |
Boppard | 262 | 67 | 87,4 | 12,6 |
Oberheimbach | 283 | 57 | 89,9 | 10,1 |
_ Mosel | 8.691 | 90,5 | 9,5 | |
Piesport | 31 | 401 | 94,8 | 5,2 |
Konz | 60 | 271 | 92,5 | 7,5 |
Zell (Mosel) | 61 | 268 | 93 | 7 |
Leiwen | 63 | 256 | 94,0 | 6,0 |
Bernkastel-Kues | 72 | 234 | 95,9 | 4,1 |
Brauneberg | 75 | 229 | 89,2 | 10,8 |
Mehring | 76 | 225 | 95,3 | 4,7 |
Trittenheim | 80 | 221 | 94,0 | 6,0 |
_ Nahe | 4.203 | 75,4 | 24,6 | |
Bad Kreuznach | 5 | 832 | 78,8 | 21,2 |
Guldental | 32 | 393 | 71,7 | 28,3 |
Wallhausen | 67 | 239 | 66 | 34 |
Mandel | 94 | 192 | 69,3 | 30,7 |
_ Rheinhessen | 26.578 | 70,1 | 29,9 | |
Worms | 3 | 1.564 | 62,6 | 37,4 |
Nierstein | 7 | 791 | 76,2 | 23,8 |
Westhofen | 8 | 786 | 73,1 | 26,9 |
Alzey | 9 | 778 | 72,0 | 28,0 |
Alsheim | 10 | 705 | 72,7 | 27,3 |
Bechtheim | 11 | 664 | 72,4 | 27,6 |
Flörsheim-Dalsheim | 12 | 643 | 67,2 | 32,8 |
Ingelheim am Rhein | 13 | 635 | 49,7 | 50,3 |
Bingen am Rhein | 15 | 567 | 72,9 | 27,1 |
Saulheim | 16 | 521 | 75,4 | 24,6 |
Osthofen | 20 | 474 | 70,1 | 29,9 |
Guntersblum | 21 | 467 | 73,2 | 26,8 |
Dittelsheim-Heßloch | 23 | 467 | 72,1 | 27,9 |
Stadecken-Elsheim | 24 | 442 | 73,6 | 26,4 |
_ Pfalz | 23.613 | 63,7 | 26,3 | |
Landau in der Pfalz | 1 | 2.062 | 63,9 | 36,1 |
Neustadt an der Weinstraße | 2 | 2.028 | 65,9 | 34,1 |
Billigheim-Ingenheim | 4 | 839 | 61,4 | 38,6 |
Bad Dürkheim | 6 | 822 | 66,7 | 33,3 |
Kirrweiler (Pfalz) | 14 | 587 | 66,8 | 33,2 |
Edesheim | 17 | 505 | 60,0 | 40,0 |
Deidesheim | 18 | 497 | 85,1 | 14,6 |
Wachenheim an der Weinstraße | 19 | 474 | 74,1 | 25,9 |
Göcklingen | 22 | 463 | 65,3 | 34,7 |
Freinsheim | 25 | 436 | 60,6 | 39,4 |
Bockenheim an der Weinstraße | 27 | 432 | 59,1 | 40,9 |
Heuchelheim-Klingen | 30 | 403 | 61,4 | 38,6 |
Ruppertsberg | 34 | 391 | 79,4 | 20,6 |
Rechtliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Rheinland-Pfalz besteht seit 2013 für die Winzer die Eiswein lesen wollen, eine Meldepflicht. Die Winzer müssen hierzu die Lage und die Temperatur, bei der gelesen wird, melden. Entsprechende Weinkontrolleure überprüfen die Qualität der Trauben. Die Meldepflicht wurde nötig, da 2011 ein großer Teil des vermeintlichen Eisweines nicht von den Prüfern anerkannt wurde.[8][9][10][11][12] Im ersten Jahr haben sich 102 Betriebe hierfür gemeldet.[13]
Staatsweingüter in Rheinland-Pfalz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die vier Staatsweingüter sind rechtlich und organisatorisch unselbstständige Einrichtungen der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR). Das fünfte rheinland-pfälzische Staatsweingut Staatliche Weinbaudomäne Trier in Trier-Avelsbach wird seit 2016 an das Sozialwerk des Deutschen Roten Kreuzes verpachtet. Die
- Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim
- Staatsweingut Mosel Bernkastel-Kues
- Staatsweingut Bad Kreuznach
- Staatsweingut Johannitergut Neustadt an der Weinstraße
erwirtschafteten 2014 zusammen ein Defizit von 3,1 Mio. Euro, das sind pro Hektar zwischen 14.000 und 118.000 Euro je Betrieb. Der Bestand eines weiteren Betriebes wird darin infrage gestellt. Der Rechnungshof Rheinland-Pfalz bemängelte in seinem Prüfbericht 2014 insbesondere unzureichende Auslastung der Kellerkapazitäten, Verfehlung der Erntemengen und Fehlen der Erhöhung des Absatzes sowie die Reduzierung der Personalkosten. Im Versuchsbetrieb fehlten konkrete Zielvorgaben, Priorisierungen und eine saubere Ressourcenplanung und weiter: „Bei einem Teil der Versuche bestand kein öffentliches Interesse.“[14]
Kino Vino
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kino Vino war eine Form der Kommunikationspolitik des rheinland-pfälzischen Landwirtschafts- und Weinbauministeriums. Seit 1995 spielte diese, in ihrer Form einzigartige Veranstaltungsreihe eine Rolle im Marketing-Mix dieses Bundeslandes. 2017 wurde der Veranstaltung die Unterstützung durch das MWVLW.rlp entzogen.[15]
Den Weinbau in Rheinland-Pfalz repräsentieren sechs Weinanbaugebiete mit sechs besonderen Weinen. Ein Winzersekt brut und ein Traubensaft aus rheinland-pfälzischer Traubenproduktion ergänzen die in Verbindung mit anspruchsvollen Kinofilmen vorgestellte Produktpalette. Im Jahr 2008 waren 28 Kinos an diesem Eventmarketing beteiligt. Die eingereichten Weine werden von einer Jury unter Beteiligung von Medienpartnern, wie einer Fachzeitschrift, einem Radiosender, dem Deutschen Weininstitut, Stadtmagazin, dem Ministerium und einer Weinkönigin des Bundeslandes blindverkostet und beurteilt. Die Gewinnerweine werden während der Kinoveranstaltungen, meist in Stadtkinos, ausgegeben.[16]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmut König & Heinz Decker: Kulturgut Rebe und Wein. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2013, S. xi.
- ↑ Deutscher Wein. Statistik 2013/2014 (PDF; 723 kB). Website des Deutschen Weininstituts. Abgerufen am 6. November 2013.
- ↑ Weinregionen in Rheinland-Pfalz. Website von Rheinland-Pfalz Tourismus. Abgerufen am 6. November 2013.
- ↑ a b c Landwirtschaftliche Bodennutzung - Rebflächen Fachserie 3 Reihe 3.1.5, von Destatis, erschienen am 12. März 2020; abgerufen am 8. Juli 2021.
- ↑ Landeszentralstelle für Wein- und Lebensmittelstrafsachen.
- ↑ Weinbaubetriebe werden größer DWI-Pressemeldung vom 1. Juli 2021.
- ↑ Klaus Rückrich (Deutscher Weinbauverband): Nachgerechnet - Erste Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 In: Der Deutsche Weinbau Nr. 19 vom 23. September 2011; basierend auf Destatis Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 ( vom 26. September 2011 im Internet Archive).
- ↑ Ministerin Ulrike Höfken schützt Eisweinerzeuger ( vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten RLP vom 2. Februar 2012.
- ↑ Ministerin Höfken legt Ergebnisse der Eisweinproben vor: „Kontrollverfahren verbessern, Erzeuger schützen“ ( vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) und Weinbauministerin Höfken: Kontrollverfahren verbessern, Erzeuger schützen ( vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten RLP vom 8. Mai 2012.
- ↑ Wichtige Entscheidungen für die Qualität des Eisweins ( vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten RLP vom 22. August 2013.
- ↑ Bilanz Weinkontrolle 2012: „Weinkontrolleure sichern fairen Wettbewerb“/ Neue Vorab-Meldepflicht für Eiswein vorgestellt ( vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) Ulrike Höfken Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten RLP vom 9. September 2013.
- ↑ Winzer fluchen über Meldepflicht für Eiswein auf volksfreund.de vom 9. September 2013.
- ↑ Beim deutschen Weinjahrgang 2013 drohen Preiserhöhungen im Kölner Stadt-Anzeiger vom 18. November 2013.
- ↑ Braucht Rheinland-Pfalz vier Staatsweingüter? das fragt der Rechnungshof angesichts hoher Verluste, 24. Februar 2017, Wein-inside.
- ↑ Mitteilung des CinéMayence.
- ↑ Kino Vino ( vom 8. November 2015 im Internet Archive) auf der Seite des Ministeriums.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut König & Heinz Decker. Kulturgut Rebe und Wein. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-8274-2886-8.
- Michael Matheus: Einführung. Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel, in: Michael Matheus (Hrsg.), Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel (Mainzer Vorträge 22), Stuttgart 2019, S. 7–12, https://www.academia.edu/39298706/Einf%C3%BChrung_Weinkultur_und_Weingeschichte_an_Rhein_Nahe_und_Mosel.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Weinbau in Rheinland-Pfalz – Webseite des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau
- Great Wine Capitals – Webseite der Weinhauptstadt Mainz/Rheinhessen