Weitmoserschlössl
Das Weitmoserschlössl (aufgrund seiner Lage bisweilen auch Schloss Hundsdorf bezeichnet) liegt am Rand des Ortsteils Hundsdorf in der Gemeinde Bad Hofgastein (Schlossgasse 14, Katastralgemeinde Vorderschneeberg) im Bezirk St. Johann im Pongau im Land Salzburg. Das weithin sichtbare Schloss liegt auf der Westseite des Gasteiner Tals. Es steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss ist eng mit der Familie Weitmoser verbunden. Zu nennen ist hier zuerst Hans Weitmoser, der ab 1518 als Besitzer verschiedener Grundstücke im Gasteinertal nachweisbar ist, wie z. B. das Eliasgütl und das Maurachlehen zu Hundsdorf. Hans Weitmoser war auch einer der Anführer des Salzburger Bauernaufstandes; dafür hat er Abbitte geleistet und wurde vom Landesherrn Matthäus Lang wieder aufgenommen. 1518 agierte er sogar als beauftragter Kommissär im Namen des Erzbischofs in einer bergmännischen Streitsache. Dieser Hans konnte sich auch Grubenanteile kaufen und scheint mit dem Vortrieb seiner Stollen auf dem Radhausberg Glück gehabt zu haben. Erbe war 1526 sein Sohn Christoph Weitmoser (* 1506, † 2. Mai 1558 Hofgastein). Dieser war 1522 an der Universität Freiburg im Breisgau immatrikuliert. Beim Antritt seines Erbes musste er auch rund 10.000 Gulden an Schulden mit übernehmen; der Landesherr hat dem jungen Christoff damals mit einem Kredit von 100 „Imperialen“ geholfen. Er selbst konnte um 1530 durch den Stollen „zu unserer Frau“ reichhaltiges Erz gewinnen und seine Schulden begleichen. In der Zeit von 1554 bis 1560 konnte er schätzungsweise jährlich rund 300 kg Gold und etwa 1200 kg Silber gewinnen, von dem ihm nach Abzug aller Unkosten ein heutiges Einkommen von mindestens 2,5 Millionen Euro verblieb. Christoff Weitmosers zählten zu den Geldgebern von Erzherzog Ferdinand von Tirol sowie des Herzog Ernst von Bayern.
Um 1538 erwarb er den alten Goldeckhof (auch als Goldegger Hof bezeichnet und eventuell Sitz der Herren von Goldegg). Aus einer Inschrifttafel geht hervor, dass der Goldeckhof 1553 niederbrannte und im Jahr darauf innerhalb von zwei Monaten wieder aufgebaut wurde. Dieses Gebäude besteht heute als der nördliche Trakt der Gesamtanlage. Bereits 1552 bekam Weitmoser den Titel eines kaiserlichen Rates verliehen, konnte aber nicht die Aufnahme in den Salzburger Landtafel erreichen, auch wenn er bereits durch den Erwerb der Hofmark Winkl bayerischer Adeliger war. 1555 verfasste er ein formelles Ansuchen an den Salzburger Landesherrn, worin er seinen Wunsch äußerte, Erzbischof Michael möge ihn in den Ritterstand erheben. Dies wurde ihm auch gewährt.
Nach dem Tod des wirtschaftlich sehr erfolgreichen Christoph Weitmoser († 1558) kam es zum wirtschaftlichen Niedergang der Familie Weitmoser, nicht zuletzt weil das immense Vermögen (320.000 Gulden) auf drei Söhne und vier Töchter aus der um 1531 geschlossenen Ehe mit Elisabeth Vötzl aufgeteilt werden musste. Der Niedergang der Familie findet seinen Niederschlag auch in einer nicht nur im Gasteinertal verbreiteten Wandersage von Aufstieg und Not, bis zu dem Versetzen des Brautschleiers, die aber nur am Rande mit den realen Ereignissen verbunden ist.[1]
Das Anwesen wurde 1606 von dem Gewerken Hanns Leykhofer und 1621 von Georg, Hans, Jacob und Kunigung Leykhofer erworben. Ab 1624 waren Hanns und Kunigundt die Eigentümer. Diese bauten ein neugemauert Stöckhl mit den beiden Runderkern an den östlichen Gebäudekanten dazu. 1628 wurde im ersten Obergeschoß des Neubaus der Altar der Schlosskapelle geweiht. Leykofer musste als Protestant das Land Salzburg verlassen und der Besitz kam 1625 durch Kauf zuerst an Leonhart Rainpacher und 1626 an Alexander Hölzl von Sylion und dessen Hausfrau. Aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts stammen die Fresken in der Kapelle mit biblischen Motiven, die von dem Maler Ludwig Lindner stammen. Im zweiten Obergeschoß wurde eine Stube mit einer Täfelung und einer Kassettendecke eingebaut, die zu Unrecht (da dies nichts mehr mit der Familie zu tun hat) Weitmoserstube heißt. 1634 kauft Johann Riept, Pfarrherr von Haus und Schladming das Schloss. Sein Erbe war Franz Kumminger († 1691). Als weitere Besitzer sind nachgewiesen: Johann Pichler (1701), Georg Stuchner (1712), Franz Benedikt Hasler (1738).
1752 erwirbt mit Benedikt Niklas Scharfetter erstmals ein Scharfetter das Anwesen. 1755 wird Josef Anton Trauner, Verwalter zu Hundsdorf (verehelicht mit Elisabeth Poschacher) als Besitzer genannt. Ab 1796 ist Andrä Scharfetter der Eigentümer; seitdem ist die Familie Scharfetter (Gasteiner Linie) im Besitz des Anwesens.
Weitmoserschlössl heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1850 wurde das Schloss im Inneren einer gründlichen (und wie es in einem Bericht heißt, „ohne das Alte zu schonen“) Renovierung unterzogen. 1937 wurden die Fresken in der Kapelle wiederentdeckt und restauriert. 1952 erfolgte eine Außenrenovierung mit dem Anbau einer Terrasse für den Café-Betrieb an der Südseite. Die Jahreszahl 1400 oberhalb des Eingangs zum älteren Gebäudeteil hat keine historische Grundlage. Heute ist hier das Restaurant-Café Weitmoser untergebracht.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friederike Zaisberger & Walter Schlegel: Burgen und Schlösser in Salzburg. Pongau, Pinzgau, Lungau. Birken-Reihe, Wien 1978, ISBN 3-85030-037-4.
- Siebmacher, Johann: Johann Siebmachers Wappen-Buch. Band 28. Die Wappen des Adels in Salzburg, Steiermark und Tirol. Faksimile-Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1701-1806, München: Battenberg.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage von Restaurant-Café Weitmoser
- Weitmoserschlössl. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl
- Weitmoserschlössel auf Salzburgwiki
- Christoff Weitmoser
- Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Weitmoserschloss auf burgendaten.de (
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 47° 9′ 45,2″ N, 13° 5′ 58,6″ O