Wellerismus
Wellerismus ist die international gebräuchliche Bezeichnung für ein Sagwort, beziehungsweise Beispielsprichwort oder apologetisches Sprichwort. Die Bezeichnung geht zurück auf die Romanfigur des Sam Weller in Charles Dickens’ Die Pickwickier.
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Wellerismus besteht zumeist aus:
- einem Sprichwort oder einer redensartlichen Äußerung
- einem Mittelteil, in dem der Sprecher genannt wird
- der Beschreibung der Situation, in der gesprochen wurde.
Beispiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]a) „‚Aller Anfang ist schwer‘, sagte der Dieb, da stahl er einen Amboss.“[1]
Dieser Aufbau ist nicht unbedingt Pflicht. Vorstellbar wäre auch folgende Erscheinungsform:
b) „Der Dieb sagte: ‚Aller Anfang ist schwer‘ und stahl einen Amboss.“
Diese Aussage ist weder falsch noch unsyntaktisch. Allerdings hat sich das in a) genannte Muster verfestigt und zeigt sich in der Mehrzahl der Wellerismen.
Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie im obigen Beispiel, so entsteht bei Wellerismen im Allgemeinen durch die Einordnung des Gesagten in den Kontext eine überraschende, komische Wendung. Die im Anfangsteil gebrauchten Sprichwörter oder Redensarten werden ihrer Aussagekraft und vor allem ihres Absolutheitsanspruchs beraubt, da sie einen ironischen Gegensatz zum Handeln des „Sprechers“ bilden[2].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Fleischer: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Niemeyer, Tübingen 1997, S. 78f. ISBN 3-484-73032-3.
- Stanisław Prędota: Über deutsche Entsprechungen niederländischer Priameln. 2010 (online).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ zitiert nach Wolfgang Mieder: Sprichwörtliche Aphorismen - Von Christoph Lichtenberg bis Elazar Benyoëtz, 1999, Edition Praesens, Wien, S. 161, ISBN 3-7069-0036-X
- ↑ vgl. Christine Palm: Phraseologie: Eine Einführung, 1995, Gunter Narr Verlag, Tübingen, S. 4, ISBN 978-3-8233-4953-2