Werner Königshofer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Werner Königshofer, bis 29. März 1999 Franz Werner Königshofer (* 9. Juli 1953 in Innsbruck) ist ein österreichischer Politiker (parteilos, ehemals FPÖ) sowie Finanzberater. Königshofer war von 1994 bis 1999 Mitglied des Bundesrates und von 2008 bis 2011 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. 2011 wurde er aus der FPÖ ausgeschlossen.

Ausbildung und Beruf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königshofer besuchte von 1959 bis 1967 die Volks- und Hauptschule in Innsbruck und absolvierte im Anschluss das musisch-pädagogische Gymnasium, das er 1972 mit der Matura abschloss. Königshofer leistete zwischen 1972 und 1973 den Präsenzdienst ab. Danach studierte er von 1973 bis 1979 Geschichte und Germanistik und von 1979 bis 1982 Rechtswissenschaften, beides an der Universität Innsbruck. Königshofer schloss beide Studien mit dem Doktortitel ab.

Nach seinem Rechtspraktikum am Oberlandesgericht Innsbruck 1983 war Königshofer Referent in der Kreditabteilung der Creditanstalt-Bankverein Wien bis 1985. Danach wechselte er als Account-Manager zur Ersten Österreichischen Sparkasse Innsbruck, wo er zwischen 1986 und 1988 tätig war.

Königshofer war zwischen 1988 und 1996 Leiter der Abteilung Marketing und Vertrieb bei der Raiffeisen-Zentralkasse Tirol. Seit 1996 ist er freier Finanzberater.

1971 trat Königshofer der Nationaldemokratischen Partei (NDP) bei, deren 2. Landessprecher für „Gesamttirol“ er 1977 wurde.[1] 1975 wurde er Mitglied des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS) und war von 1987 bis 2011 Mitglied der FPÖ.[2] Er war zwischen 1992 und 1994 Gemeinderat in Wattens und Mitglied des Gemeindevorstandes. Zwischen dem 5. April 1994 und dem 29. März 1999 vertrat er Tirol und die FPÖ im Bundesrat. Königshofer trat bei der Nationalratswahl 2008 auf der Tiroler Landesliste an. Er wurde am 28. Oktober 2008 als Abgeordneter angelobt und nahm sein Mandat der Tiroler Landesliste an. Königshofer war Bereichssprecher für Volksgruppen des FPÖ-Parlamentsklubs.

Königshofer ist seit seiner Studentenzeit Mitglied der deutschnationalen,[3] schlagenden Innsbrucker akademischen Burschenschaft Brixia.[4]

Im März 2010 sorgte sein verbaler Angriff gegen Kardinal Christoph Schönborn, der zuvor die FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz kritisiert hatte, für Aufsehen: Königshofer meinte, Schönborn solle sich besser um die „‚warmen Brüder‘, Klosterschwuchteln und Kinderschänder kümmern“.[5] Zuvor hatte Königshofer im Jänner 2010 bereits den Tiroler Landtagsabgeordneten Gebi Mair als „Landtagsschwuchtel“ bezeichnet.[6] Mitte 2011 wurde bekannt, dass Königshofer im sozialen Online-Netzwerk Facebook aktiv Freundschaften mit teils bekennenden Nationalsozialisten unterhält und in Kommentaren dort die Terroranschläge in Norwegen mit der Fristenregelung und islamistisch motivierten Gewaltverbrechen aufrechnete.[7] Presseberichte darüber bezeichnete er als „Naziblockwartmanier“ der „linkslinken Systempresse“.[8] Seine eigene Website, die unter dem Domainnamen „koenigstiger.at“ registriert ist, was nach seinen Aussagen keinen Bezug zum Panzer „Königstiger“ der Wehrmacht habe, nahm er im Juli 2011 nach Berichten über die Inhalte vorübergehend offline.[9] Am 28. Juli 2011 wurde Königshofer von der Parteiführung wegen „parteischädigenden Verhaltens“ aus der Partei und dem Parlamentsklub der FPÖ ausgeschlossen.[10]

Wegen des Verdachts der üblen Nachrede beziehungsweise der Verhetzung hob der Nationalrat am 21. September 2011 die Immunität Königshofers auf.[11] Er selbst hatte seit der Sommerpause krankheitsbedingt nicht mehr an Plenarsitzungen teilgenommen, da er an den Folgen einer Diabeteserkrankung litt. Am 12. Oktober 2011 teilte Königshofer schriftlich mit, dass er sein Mandat mit 15. Oktober aus gesundheitlichen Gründen zurücklegt.[12]

Verhältnis zum Rechtsextremismus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1971 trat Königshofer der Nationaldemokratischen Partei (NDP) bei.[1] Königshofer rechtfertigte seine Mitgliedschaft in der 1988 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verbotenen Partei damit, dass er lediglich als 17-Jähriger in die NDP „hineingestolpert“ und danach eine Karteileiche gewesen sei.[13][14]

Im Februar 2011 wurde auf der Webseite Königshofers eine rechtsextreme Schrift mit dem Titel „Tirol oder Türol“ gefunden, die politischen Gegner forderten den Rücktritt des Nationalratsabgeordneten.[15] In diesem Zusammenhang wurde Königshofer im Juni 2014 vom Landesgericht Innsbruck wegen Verhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Ihm war vorgeworfen worden, mit der erwähnten Schrift mit Angriffen auf Muslime auf seiner Homepage ethnisch-religiöse Gruppen herabgesetzt zu haben.[16]

Im März 2011 wurde bekannt, dass Königshofer die rechtsextremistische Internetplattform Alpen-Donau.info mit Materialien versorgte.[17] Kurz darauf wurde die Webseite vom Netz genommen.[18] Das Handelsgericht Wien stellte im Juni 2011 bezüglich der Kontakte zu Alpen-Donau.info fest, die entsprechende Datei wurde von Königshofer „zwischen 28. Jänner 2011 und deren Veröffentlichung an Verantwortliche der Website www.alpen-donau.info weitergegeben, wo sie am 31. Jänner 2011 veröffentlicht wurde.“[19] Somit sah das Gericht den Kontakt zwischen Königshofer und der Neonazi-Plattform als erwiesen an. Im Februar 2012 wurde Königshofer in diesem Kontext vom Landesgericht Innsbruck wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte dem Linzer Datenforensiker und Kriminalbeamten Uwe Sailer unterstellt, in seinem Namen die besagte Datei an Alpen-Donau.info gemailt zu haben.[20]

Königshofer ist Vater dreier Kinder.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b DÖW (Hrsg.): Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus, S. 491, 2. Auflage, Wien 1996
  2. FPÖ-Tirol: Mitglied des Landesparteivorstandes NAbg. DDr. Werner Königshofer@1@2Vorlage:Toter Link/www.fpoe-tirol.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 28. Juli 2011
  3. Der Standard: Schlagender neuer Böhmdorfer-Sprecher, 12. Jänner 2002
  4. N.N.: Personalien - Zahlreiche Burschenschafter im neuen Nationalrat vertreten, in: Burschenschaftliche Blätter, 123. Jg. (2008), H. 4, S. 182–184
  5. ORF: Empörung über Königshofer-Entgleisung (Memento des Originals vom 13. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tirol.orf.at, 9. März 2010
  6. ORF Tirol (Memento des Originals vom 13. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tirol.orf.at Politik: „Landtagsschwuchtel“: Mair sieht von Klage ab, 13. Jänner 2010
  7. Der Standard: Wirbel um Facebook-Seite von Werner Königshofer, 26. Juli 2011
  8. Der Standard: FP-Königshofer stellt Fristenlösung in Relation zu Norwegen-Massaker, 27. Juli 2011
  9. Der Standard: FPÖ-Politiker Königshofer nahm Website vom Netz, 21. Juli 2011
  10. Der Standard: Strache schließt Königshofer aus FPÖ aus, 28. Juli 2011
  11. Nationalrat liefert Scheibner und Königshofer aus Die Presse, 21. September 2011
  12. Nach FP-Rauswurf: Königshofer tritt zurück, Kurier, 5. Dezember 2011 (Zugriff am 5. Dezember 2013)
  13. Die Presse: So rechts sind Straches Freiheitliche, 22. Jänner 2009
  14. tt.com (Memento vom 25. Dezember 2009 im Internet Archive) Wieder Aufregung um Königshofer, 21. Juli 2009
  15. Der Standard: Rote werfen Blauem "NS-Diktion" vor, 23. Februar 2011
  16. Werner Königshofer wegen Verhetzung verurteilt. In: kurier.at. 20. Juni 2014, abgerufen am 25. Dezember 2017.
  17. Der Standard: Post an Neonazis: FP-Politiker unter Verdacht, 8. März 2011
  18. ORF: Neonazi Küssel in Wien verhaftet
  19. Der Standard: Nachspiel zu Post an Neonazis, 20. Juni 2011
  20. Die Presse Üble Nachrede Geldstrafe für Königshofer