Werner Sindemann
Werner Sindemann (* 16. November 1932; † 18. September 2019[1][2] in Köln) war ein deutscher Opernsänger (Bariton). Er wirkte über 50 Jahre am Kölner Opernhaus.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werner Sindemann, als Sohn eines Ingenieurs in Schlesien geboren, wuchs in Magdeburg in einem protestantisch geprägten Elternhaus auf.[1][2] Während seiner Schulzeit sang er im Extrachor des Stadttheaters Magdeburg und im Magdeburger Domchor.[2][3] Seine Gesangsausbildung absolvierte er, nach Vermittlung durch die Sängerin Agnes Giebel, an der Folkwang-Schule Essen, wo er insgesamt fünf Jahre studierte.[3] 1958 erhielt er, gemeinsam mit seiner Mitstudentin Pina Bausch, den erstmals vergebenen Folkwang-Preis.[3] Sindemann sang anfangs in zahlreichen Chören und wirkte bei Aufführungen von geistlichen Werken, u. a. von Bach und Händel, mit.[3]
1961 wurde er von Wolfgang Sawallisch, dem damaligen Musikdirektor der Oper Köln, unter der Intendanz von Oscar Fritz Schuh nach Köln in das damals gerade gegründete „Internationale Kölner Opernstudio“ engagiert.[1][3] Seine Debütrolle war der Alcalde in der Verdi-Oper Die Macht des Schicksals, seine erste Premierenproduktion die Offenbach-Operette Madame Favart.[3] Sindemann trat zu Beginn seiner Karriere im Fach des lyrischen Baritons mit Schwerpunkten im deutschen Opernfach und der Spieloper auf.[3] In seiner ersten Kölner Spielzeit sang er u. a. Silvio (Der Bajazzo), Fürst Ottokar (Der Freischütz) und Ping (Turandot).[4] 1963 wurde Sindemann dann nach seiner Zeit im Opernstudio festes Ensemblemitglied der Oper Köln. 1963 sang er unter István Kertész den „Zweiten Gefangenen“ in einer Fidelio-Neuproduktion.[3]
Während seines Engagements am Kölner Opernhaus sang Sindemann zahlreiche mittlere und kleinere Partien und entwickelte sich im Bereich der sog. Comprimario-Rollen zu einer langjährigen „Ensemblestütze“.[2][3] Er galt als „Spezialist für die kleinen, aber wichtigen Nebenrollen“.[3] In Michael Hampes mittlerweile legendärer Kölner Neuinszenierung der komischen Rossini-Oper Die diebische Elster (Spielzeit 1983/84), die auch für das Fernsehen aufgezeichnet und als Mitschnitt veröffentlicht wurde, war Sindemann der Richter.[5] Michael Hampe schuf speziell für Sindemann auch die „besonders anspruchsvolle stumme Figur“ des Dieners in der Cimarosa-Oper Die heimliche Ehe, die er auch bei internationalen Gastspielen, u. a. in Venedig, zur Aufführung brachte.[3] In der Spielzeit 1990/91 war Sindemann unter der Regie von Willy Decker der Höfling Alvarez in einer Neuinszenierung der Offenbach-Operette Blaubart.[6] In der Operetten-Neuproduktion Eine Nacht in Venedig (Spielzeit 1999/00) verkörperte er neben Ulrich Hielscher und Michael Vier einen der drei vertrottelten Senatoren.[4][7] In der Spielzeit 2002/03 übernahm er in einer Rosenkavalier-Neuproduktion die Rolle des Haushofmeisters bei der Feldmarschallin, die er auch in der Wiederaufnahme der Produktion in der Spielzeit 2006/07 (Juni 2007) und in einer Gala-Aufführung an der Seite von Kiri Te Kanawa (April 2010) noch einmal darstellte.[8][9][10] In der Spielzeit 2002/03 übernahm er am Opernhaus Köln außerdem in der Wiederaufnahme der Offenbach-Operette Die Banditen (Inszenierung: Helmuth Lohner) die Rolle des Pietro.[11] Im Oktober 2006 wirkte er in der Uraufführung der Oper Caligula von Detlev Glanert mit.[4] In der Spielzeit 2009/10 war er der Schneider Augustin Moser in Uwe Eric Laufenbergs Neuinszenierung der Wagner-Oper Die Meistersinger von Nürnberg, eine Rolle, die er auch in den Folgeaufführungen der Produktion bis April 2010 immer wieder verkörperte.[12][13]
Ab 1996 gehörte Werner Sindemann zum Ensemble der neu gegründeten „Kölner Kinderoper“, wo er bis weit über sein 80. Lebensjahr in über 800 Vorstellungen vor jungem Publikum auftrat.[3] In der Spielzeit 2012/13 sang und spielte er in der Kölner Kinderoper Hans Styx in der Neuproduktion der Offenbach-Operette Orpheus in der Unterwelt von Elena Tzavara.[14] 2014 hatte er in der Kinderoper Schneewittchen in der Rolle des „Spiegels“ seinen letzten Bühnenauftritt.[2] Insgesamt war Sindemann 53 Jahre Ensemblemitglied der Kölner Oper.
Werner Sindemann hatte zahlreiche Gastverträge an deutschen Bühnen.[3] Während seiner Anfängerjahre trat er in der Spielzeit 1961/62 an den Wuppertaler Bühnen als Graf Robinson in der komischen Oper Die heimliche Ehe auf.[4] Er sang an der Hamburgischen Staatsoper (u. a. Spielzeit 1983/84 einen der Meister in einer Meistersinger-Neuproduktion unter der Regie von Herbert Wernicke), am Staatstheater Hannover, an der Staatsoper Stuttgart und am Opernhaus Frankfurt.[3][4] In der Spielzeit 2009/10 sang er am Aalto-Musiktheater in Essen den greisen Kaiser Altoum in einer Turandot-Neuinszenierung von Tilman Knabe.[4]
1986 gastierte er beim Maggio Musicale Fiorentino in Florenz unter der musikalischen Leitung von Zubin Mehta als Augustin Moser in Die Meistersinger von Nürnberg.[15]
Sindemann lebte in seinen letzten Lebensjahren zurückgezogen in seiner Kölner Wohnung am Marienplatz in der Nähe der Kirche St. Maria im Kapitol.[1] Er starb im September 2019 im Alter von 86 Jahren im Universitätsklinikum Köln.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Theater Lexikon. Nachtragsband 6. Schae – Sr. Seite 350. De Gruyter, Berlin [u. a.]. November 2017, ISBN 978-3-11-044283-0. (abgerufen über De Gruyter Online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werner Sindemann bei IMDb
- Werner Sindemann – Nachruf der Oper Köln
- 50jähriges Bühnenjubiläum an der Kölner Oper – Werner Sindemann. In: Oper Pur (Magazin der Oper Köln), Ausgabe 9/12. Seite 39.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Georg Kehren: DIE OPER KÖLN TRAUERT UM BARITON WERNER SINDEMANN. Offizielle Internetpräsenz der Oper Köln. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ a b c d e Bariton Werner Sindemann gestorben. Nachruf. Musik-Heute vom 23. September 2019. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Michael Cramer: WERNER SINDEMANN: 52 Jahre auf der Bühne – ein Zeitzeuge der Kölner Oper. In: Der Opernfreund. 44. Jahrgang vom 12. Dezember 2013. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ a b c d e f Werner Sindemann. Vita auf Operaweetjes.nl. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ M. Kosel: KÖLN: DIE DIEBISCHE ELSTER. Aufführungskritik. In: Opernglas. Ausgabe Juli/August 1984. Seite 15/16.
- ↑ Ute Herborg: HUT AB!. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe 3. März 1991. Seite 46.
- ↑ Eine Nacht in Venedig. Besetzungsliste und Produktionsdetails. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Der Rosenkavalier. Kritik mit Besetzungsliste. Online Musik Magazin. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Der Rosenkavalier. Kritik mit Besetzungsliste. Online Musik Magazin. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Der Rosenkavalier. Kritik mit Besetzungsliste. Online Musik Magazin. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Fabian Kolb: Vermischtes zum Saisonende. Aufführungskritiken. In: Orpheus. Ausgabe 9 + 10. September/Oktober 2003. Seite 38/39.
- ↑ Die Meistersinger von Nürnberg. Kritik mit Besetzungsliste. Online Musik Magazin. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Die Meistersinger von Nürnberg. Besetzungsliste und Aufführungsdaten. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Orpheus in der Unterwelt. Kritik mit Besetzungsliste. Online Musik Magazin. Abgerufen am 28. September 2019.
- ↑ Christina Mai: Florenz 1986: Eine Retrospektive. Aufführungskritiken. Seite 48/49. In: Opernwelt. Ausgabe September 1986.
Personendaten | |
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NAME | Sindemann, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Opernsänger (Bariton) |
GEBURTSDATUM | 16. November 1932 |
GEBURTSORT | Schlesien |
STERBEDATUM | 18. September 2019 |
STERBEORT | Köln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland |