Wernher von Quistorp

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Wernher von Quistorp (* 29. Dezember 1856 auf Gut Crenzow, Kreis Greifswald; † 23. Juli 1908 ebenda) war ein deutscher Gutsbesitzer und Politiker in Preußen. Er war der Großvater und Namensgeber des Raumfahrtpioniers Wernher von Braun.

Grabsteine von Wernher und Marie von Quistorp, heute in der Kirche von Rubkow aufgerichtet

Die Quistorps waren im 17. und 18. Jahrhundert eine Gelehrtenfamilie in Rostock und Greifswald. Dr. phil. Johann Quistorp aus dem mittleren Ast Greifswald wurde 1782 in den Reichsadelsstand erhoben. Wernher war der Sohn des Gutsbesitzers August von Quistorp (1822–1877), Gutsherr auf Crenzow und Zarrentin (beide heute Ortsteile von Rubkow, Landkreis Vorpommern-Greifswald), Bauer und Wehrland (beide heute Ortsteile von Zemitz, Landkreis Vorpommern-Greifswald), und der Emmy Flügge (1831–1901).

Quistorp heiratete am 21. Mai 1885 auf Gut Klanin (Westpreußen) Marie von Below (* 8. Juli 1861 auf Gut Rutzau, Landkreis Putzig, Pommerellen; † 20. Februar 1903 in Palermo, Sizilien), Tochter des Gustav von Below (1821–1871), Besitzers der Güter Rutzau und Schlatau, und dessen Ehefrau Eleonore Melitta Behrend.[1]

Die gemeinsame Tochter Emmy kam am 3. November 1886 auf Gut Crenzow zur Welt († 27. Dezember 1959 in München). Emmy von Quistorp heiratete am 12. Juli 1910 den Gutsbesitzer und späteren Reichsminister Magnus Freiherrn von Braun. Beide waren die Eltern des Raketentechnikers Wernher Freiherrn von Braun. Am 13. August 1892 wurde auf Gut Crenzow der gemeinsame Sohn Alexander von Quistorp geboren. Dessen Tochter Maria Luise (* 10. Juni 1928 in Berlin) wiederum war mit ihrem Cousin Wernher von Braun verheiratet.

Wernher von Quistorp war am Gymnasium in Treptow a. R.[2] Dann begann er an der Georg-August-Universität und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. Er wurde im Corps Saxonia Göttingen (1877) und im Corps Borussia Bonn (1878) recipiert.[3] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Nach den Examen trat er in den preußischen Staatsdienst; er widmete sich jedoch bald ausschließlich der Bewirtschaftung seines Ritterguts. Er war Rittmeister, Gutsherr auf Crenzow und Zarrentin und Ehrenritter des Johanniterordens.

Er war von 1894 bis 1905 Abgeordneter des Preußischen Abgeordnetenhauses für den Wahlkreis Grimmen-Greifswald. Im Jahre 1904 wurde er auf Präsentation des alten und des befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirk Neuvorpommern und Rügen in das Preußische Herrenhaus berufen.[4] Er war Mitglied des Kreistages, des Bezirksausschusses und der Landwirtschaftskammer. Darüber hinaus war er Vorsitzender der Pommerschen Landesgenossenschaftskasse und des Anklamer Ein- und Verkaufsvereins.[5]

  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band II, Band 12 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1956, S. 333. ISSN 0435-2408
  • Bernd Jordan, Johannes Friedrich Weise: Dr. jur. Wernher von Quistorp (1856–1908), in: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte, Bd. 7 (2003). S. 42–43.
  • Klaus Berge, Bernd Jordan: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan (Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 2007). IG Heimatgeschichte e.V., Lassan 2007.
  • Achim v. Quistorp, Albrecht v. Quistorp: Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp, Books on Demond, Hamburg 19. November 2006, Norderstedt 2006, S. 263–269.

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1902. Jg. 3, Justus Perthes, Gotha 1901, S. 79. Digitalisat
  2. G. G. Winkel: Biografisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821 – 1928. Hrsg.: Corps Borussia. Biografien. 1878, Nr. 616. Selbstverlag. Druck Wailandt AG, Aschaffenburg 1928, S. 189 (uni-bonn.de [abgerufen am 23. Oktober 2022]).
  3. Kösener Korpslisten 1910, 85/322, 19/520
  4. E. David (Hrsg.): Handbuch für das Preußische Herrenhaus. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1911, S. 245. (Digitalisat).
  5. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf : Droste Verlag, 1988, S. 309 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien : Bd. 3); zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, S. 267–270. ISBN 3-7700-5182-3.