Wetterauer Seenplatte
Die Wetterauer Seenplatte ist eine Seenplatte, also eine Gruppe von Seen und Teichen, in der Horloffsenke (Naturraum 234.0), einem Teil der Wetterau in Hessen.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Seen der Wetterauer Seenplatte sind nicht natürlichen Ursprungs. Es handelt sich um Tagebaurestseen, die bei der Rekultivierung von Tagebauen des Wetterauer Braunkohlerevieres entstanden sind.[1] Einige kleinere Teiche sind Absinkweiher aus der Zeit des untertägigen Braunkohlebergbaus, das heißt mit Wasser vollgelaufene Tagesbrüche von eingestürzten unterirdischen Hohlräumen.
Regionalparkprojekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Seenplatte soll als eigenständiges Projekt im Regionalpark Rhein-Main des Planungsverbandes Rhein-Main entwickelt werden. Hierfür gründeten die Kommunen Wölfersheim, Reichelsheim, Echzell und Hungen Anfang 2008 eine formale Arbeitsgemeinschaft.[2]
In den Bereichen Naherholung, Sport, Landschaftskunst, Erhalt des Kulturerbes und Naturschutz wollen die Städte kooperieren, um die Lebensqualität, den Wohn- und Freizeitwert der Region zu verbessern, diese für den Tourismus attraktiver zu machen und somit auch wirtschaftlich zu fördern. Für Besucher der Region sollen hierfür unter anderem verschiedene Natur- und Erlebnispfade angelegt, Museen und ein Informationszentrum entstehen. Weiterhin ist eine Anbindung an überregionale Rad- und Wanderwege wie den Niddaradweg oder den Vulkanradweg sowie Themenstraßen wie die Deutsche Limes-Straße geplant.[2]
Natur- und Vogelschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tallandschaft der Horloff mit ihren Auen ist insbesondere für den Vogelschutz als Brut- und Rastgebiet besonders wertvoll.
Das Regionalparkprojekt soll eng mit dem Auenverbund Wetterau verzahnt werden. In dieses 1989 ausgewiesene, etwa 7.400 Hektar große Landschaftsschutzgebiet sind mehr als 30 kleinere und größere Naturschutzgebiete mit einer Fläche von rund 1.400 ha eingebettet. Hierzu zählen auch mehrere der Wetterauer Seen (siehe Tabelle unten).[3] Das Projekt Auenverbund wurde 1988 mit dem Europäischen Umweltpreis ausgezeichnet, gehört zum Natura 2000-Programm und ist als Europäisches Vogelschutzgebiet registriert.[4]
Radfahren und Wandern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anlässlich der Landesgartenschau in Bad Nauheim veröffentlichten die vier Kommunen 2010 eine Radfahrkarte mit zwei Tourenvorschlägen. Die Karte ist kostenlos in den Rathäusern der Gemeinden erhältlich.[5] Im Jahr 2017 erfolgte eine Neuauflage mit verbesserter Kartographie, die ebenfalls kostenfrei in den Rathäusern erhältlich ist.[6]
Seen und Teiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]See | Größe | Lage | Koordinate | Tagebau | Tagebaubetrieb | Nutzung heute |
---|---|---|---|---|---|---|
Trais-Horloffer See (auch Inheidener See) |
35,1 ha | zwischen Inheiden und Trais-Horloff | 50° 27′ 6,6″ N, 8° 54′ 18,4″ O | Tagebau Inheiden | 1918–38 1938–50[7] |
Badebetrieb und Wassersport |
Sachsensee (auch Barbarasee) |
ca. 35 ha | südöstlich von Bellersheim | 50° 26′ 48,1″ N, 8° 51′ 23,8″ O | Tagebau I | 1961–75 | Naherholung, Angelteich |
Oberer Knappensee | 36,3 ha | nordöstlich von Utphe | 50° 26′ 30″ N, 8° 53′ 39,4″ O | Tagebau IV (Tagebau Utphe) |
1974–84[8][9] | |
Unterer Knappensee | ca. 32 ha | südöstlich von Utphe | 50° 25′ 51″ N, 8° 53′ 30,5″ O | Naturschutzgebiet ("Mittlere Horloffaue")[10] | ||
Wölfersheimer See | 38 ha | östlich von Wölfersheim | 50° 23′ 48,7″ N, 8° 50′ 14,3″ O | Tagebau Wölfersheim | 1927–43 | Naherholung, Angeln |
Heldtteich | ca. 1 ha | nordöstlich von Wölfersheim | 50° 24′ 18,5″ N, 8° 50′ 32,8″ O | |||
- | < 1 ha | südöstlich von Wölfersheim | 50° 22′ 52,8″ N, 8° 50′ 25,1″ O | Naturschutzgebiet ("Im Grenzstock von Gettenau")[3] | ||
Herrschaftlicher Teich (auch Schwelteich)[3] |
< 1 ha | östlich von Wölfersheim, nordwestlich von Echzell |
50° 23′ 53,2″ N, 8° 51′ 20,1″ O | kein Tagebaurestsee | - | Naturschutzgebiet ("Schwelteich von Echzell")[3] |
Teufelsee | je ca. 25 ha | nördlich von Weckesheim, nordwestlich von Heuchelheim |
50° 22′ 35,6″ N, 8° 50′ 59,4″ O | Tagebau II/III (Tagebau Heuchelheim) |
1962–89 | Naturschutzgebiet ("Pfaffensee und Teufelsee")[11][12] |
Pfaffensee | 50° 22′ 30,1″ N, 8° 51′ 41,4″ O | |||||
Gettenauer Teich(e) | ca. 1,2 ha | westlich von Gettenau | 50° 23′ 9,7″ N, 8° 52′ 35,8″ O | Angeln, Biotop | ||
Heuchelheimer Teiche | < 1 ha | Westlicher Ortsrand von Heuchelheim | 50° 22′ 0,6″ N, 8° 51′ 45,6″ O | Klärteiche für Abwasser der Betriebsanlage Tgb. II/III | ||
Reichelsheimer Teich(e) | ca. 1 ha | Südwestlicher Ortsrand von Reichelsheim | 50° 21′ 21,1″ N, 8° 51′ 58,7″ O | Tagebau VI / Absinkteich | 1983–89[13] | |
Bergwerksee (Reichelsheim) | ca. 30 ha | nördlich von Dorn-Assenheim | 50° 20′ 59,8″ N, 8° 50′ 39,6″ O | Tagebau VII | 1988–91[14] | Konzept in Planung |
Weckesheimer Teich (auch Leonhard-Teich) |
ca. 1 ha | Südöstlicher Ortsrand von Weckesheim | 50° 21′ 29,3″ N, 8° 50′ 45,9″ O | Naherholung, Angeln |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ PreussenElektra: Übersichtskarte der Tagebaubetriebe, online auf www.alexanderhitz.de ( des vom 3. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Bürgermeister bringen „Wetterauer Seenplatte“ auf den Weg - Pressemitteilung auf www.woelfersheim.de (PDF)
- ↑ a b c d Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz: Die Naturschutzgebiete in Echzell und Reichelsheim (Karte), online auf www.norbert-kuehnberger.de
- ↑ Thomas Brandt, Christoph Moning und Christian Wagner: Die Horloffaue zwischen Hungen und Reichelsheim in Hessen - Wasservögel in der Wetterau nordöstlich von Frankfurt. In: Der Falke - Journal für Vogelbeobachter, 2/2009, online auf www.schattenblick.de
- ↑ http://wetterauer-seenplatte.de/index.php/freizeit/radfahren
- ↑ Gemeinde Wölfersheim: Die Wetterauer Seenlandschaft besser erkunden. Gemeinde Wölfersheim, 16. November 2017, abgerufen am 31. August 2018.
- ↑ Der Inheidener See: Reste der Gewerkschaft Friedrich auf www.alexanderhitz.de ( des vom 2. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Die Utpher Seenplatte: Oberer und unterer Knappensee auf www.alexanderhitz.de ( des vom 3. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ NSG Mittlere Horloffaue - Oberer und Unterer Knappensee auf www.norbert-kuehnberger.de
- ↑ Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz: Der „Untere Knappensee“ im Naturschutzgebiet „Mittlere Horloffaue“ auf www.hgon.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2015. Suche in Webarchiven) (PDF)
- ↑ Pfaffensee und Teufelsee auf www.nabu-bingenheim.de
- ↑ NSG Pfaffensee und Teufelsee auf www.norbert-kuehnberger.de
- ↑ Pflug, W.: Das Wetterauer Braunkohlerevier. in: Braunkohletagebau und Rekultivierung, Springer, Berlin u. a., 1998. Zitiert in: Brigitte Nixdorf et al.: Braunkohletagebauseen in Deutschland ( des vom 2. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 14,0 MB), BTU Cottbus
- ↑ Der Bergwerksee auf www.alexanderhitz.de ( des vom 26. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.