Weyher Theater

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Das Weyher Theater in Kirchweyhe (Am Marktplatz 15, 28844 Weyhe) ist Niedersachsens größtes Privattheater und hat als professionelles Boulevardtheater den Schwerpunkt auf Komödien – oft aus eigener Feder – gelegt.

Außenaufnahme des Weyher Theaters
Außenaufnahme des Weyher Theaters

Die Ursprünge des Weyher Theaters gehen zurück auf den Verein „Lahauser Bühne e.V.“, einer 1938 gegründeten Laienspielgruppe in Weyhe-Lahausen, die für ihre plattdeutschen Inszenierungen bekannt ist. Mitglieder wie Hella Hanewinkel, Kay Kruppa, Antje K. Klattenhoff, Karsten Garbs, Marc Plate, Johann Kattner, Detlev Petersen und Silke Bollhorst waren dort lange Zeit aktiv. Angetrieben von dem Wunsch, auch hochdeutsche Stücke spielen zu können, gründeten sie kurzerhand ein eigenes Ensemble, dem sich nach und nach immer mehr Leute anschlossen. 1997 wurde im Kirchweyher Hof der Verein „Weyher Theater e.V.“ gegründet. An diversen Spielorten wie der KGS Leeste, im Syker Theater oder in der Gaststätte Scholvin-Ortmann in Riede spielte die Truppe vor ausverkauften Sälen Komödien wie „Geld stinkt nicht“ oder „Ewig rauschen die Gelder“.

Den Anstoß zu einem Theater am Weyher Marktplatz gab u. a. Hella Hanewinkel im September 1997 bei der ersten „Weyhe total“-Veranstaltung. Sie verkaufte Heinz-Hermann Kuhlmann, dem Erbauer des Marktplatzes sowie der anliegenden Gebäude, diese Idee als „i-Tüpfelchen“ für das noch neue Zentrum von Weyhe. Dieser war nach kurzem Zögern von der Idee begeistert, und während viele dies für eine Schnapsidee und die Initiatoren für verrückt hielten, stürzten sie sich gemeinsam unmittelbar in die Planungen. Um die hohen Kosten für dieses Bauvorhaben zu decken, begeisterten sie Firmen(inhaber) für dieses Projekt. Als Kommanditisten investierten sie in die neu gegründete Weyher Film-Theater GmbH & Co. Veranstaltungs-KG. Neben Komödien in Hoch und Platt, Kindertheater und unterschiedlichsten Musikveranstaltungen war auch die Vorführung von Kinofilmen geplant. Am 6. Oktober 2000 öffnete sich zum ersten Mal der Vorhang des Weyher Theaters, und zwar mit der deutschen Uraufführung der Komödie „Valentinstag“ von Barry Creyton. Der Kinobetrieb wurde am 2. November 2000 aufgenommen. Die Geschäftsführung lag zu Anfang bei Johann Kattner. Nachdem sich die erste Spielzeit als sehr schwierig erwies, übernahm Kay Kruppa im Sommer 2001 die Intendanz, und die Geschäftsführung wurde von Heinz-Hermann Kuhlmann und Frank Warnecke übernommen. Letzterer widmete sich nach einigen Jahren wieder ausschließlich der Leitung seines eigenen Betriebs. Seit Juni 2002 wird Kay Kruppa in künstlerischen Belangen von Dramaturg Frank Pinkus unterstützt, der hierfür aus Hamburg herzog und seine Stellung beim Theaterverlag VBB[1] in Norderstedt als Lektor und Dramaturg aufgab. Auf dieses Doppelgespann ist ein Großteil des Erfolges zurückzuführen: nicht nur mit der Auswahl bereits bekannter Stücke – vorwiegend Komödien und Farcen, aber auch Musicals und Krimis –, sondern auch als Autoren(team) gelingt es ihnen immer wieder in einem hohen Maße, den Geschmack des Publikums zu treffen, zumal sie ihrem Ensemble die Rollen auf den Leib schreiben.

Im September 2001 feierte Kay Kruppas Inszenierung der Farce „Komm rüber, Schätzchen“ von Ray Cooney Premiere und gilt als erster großer Hit des Weyher Theaters, der für ausverkaufte Vorstellungen sorgte. Der erste Dauerbrenner in der Geschichte des Hauses folgte am Ende der Saison im Mai 2002 mit der musikalischen Komödie „Why Not?“ von Frank Pinkus: in den folgenden Jahren kam das Stück auf insgesamt 149 Vorstellungen, und es gab sogar eine Fortsetzung. Weitere Höhepunkte in der nun steilen Karriere des Weyher Theaters sind u. a. „Kerle, Kerle!“ von Pinkus, ab Sommer 2004 mit 215 Vorstellungen das am meisten gespielte Stück des Hauses; ab Sommer 2005 sorgte „Die Feuerzangenbowle“ für 120 fast ständig ausverkaufte Vorstellungen. Auch das alljährliche Weihnachtsmärchen mauserte sich zum traditionellen Verkaufsschlager – „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ wurde 2004 innerhalb weniger Vorweihnachtswochen 65 Mal gespielt. Wie beim Abendspielplan breitete sich auch hier das Einzugsgebiet der Zuschauer stetig aus.

Ab Januar 2007 stand Intendant Kay Kruppa mit dem Monolog „Allein in der Sauna“ knapp hundert Mal allein auf der Bühne – aufgrund des enormen Erfolges wurde das Einpersonenstück einige Jahre später wieder ins Programm genommen und erhielt mit „Nie mehr allein“ im November 2013 eine ebenso umjubelte Nachfolge. Ein weiterer Meilenstein folgte im Sommer 2007, als der komödiantische Liederabend „Amore“ 10 Mal als Freilichtproduktion auf dem Marktplatz vor allabendlich 1.000 Zuschauern gespielt wurde.

Im Haus wurden aufgrund des anhaltenden Erfolgs die Kapazitäten knapp: die 198 Plätze waren oft schon Monate im Voraus ausverkauft. Deshalb begannen die Verantwortlichen mit der Planung eines Erweiterungsbaus. Dank der organisatorischen Meisterleistung von Geschäftsführer Heinz-Hermann Kuhlmann ist innerhalb von nur 3½ Monaten der Umbau erfolgt. Nach der letzten Vorstellung von „Kerle, Kerle!“ am 1. Juni 2009 im alten Haus ist der Saal auf 313 Plätze erweitert worden; mit einem völlig neuen Bühnenhaus ist die Bühne auf das Dreifache vergrößert und mit einer großen Drehbühne versehen worden. Im selben Zuge wurde auch das Foyer erweitert. Im Erdgeschoss liegt seitdem die Probebühne unter der Hauptbühne mit annähernd identischen Maßen.

Die offizielle Eröffnung fand am 21. August 2009 im Kreise der Mitarbeiter und der Kommanditisten des Hauses sowie allen am Umbau Beteiligten statt. Auch die „Offiziellen“ durften nicht fehlen: Neben Ansprachen von Heinz-Hermann Kuhlmann und Kay Kruppa standen auch Reden des Landrats Stötzel und des damaligen Bürgermeisters Lemmermann auf dem einstündigen Programm, begleitet von Songs aus der Produktion „Ein Schiff wird kommen…“. Die erste reguläre Vorstellung im neuen Haus fand am 26. August 2009 mit der ersten Preview der Pinkus-Komödie „Crazy“ statt – zwei Voraufführungen vor der jeweiligen Premiere gehörten nun auch zu den Neuerungen. Die Begeisterung der ersten Gäste kannte jedenfalls keine Grenzen, zumal die größere Bühne und die Drehbühne ganz andere, viel imposantere und flexiblere Bühnenbilder ermöglichten. Viele Skeptiker, die es auch vor diesem Bauvorhaben gegeben hatte und die vor der Erweiterung gewarnt hatten, wurden schnell eines Besseren belehrt, da dank der enormen Mundpropaganda der Karten(vor)verkauf weiterhin sehr erfolgreich blieb. Am Wochenende sind die Vorstellungen meistens ausverkauft, und in der Woche haben nur Kurzentschlossene noch Glück. Kritik fand anfangs lediglich die neue Bestuhlung, deren Sitzkomfort weder den Erwartungen der Zuschauer noch der Verantwortlichen entsprach. Dieser Mangel ist in der Sommerpause 2010 abgestellt worden.

Die enorme Auslastung des Weyher Theaters wurde im Folgenden mit Erfolgsproduktionen wie Ray Cooneys Komödie „Rente gut, alles gut“ im Frühjahr 2010 gefestigt. Im Spätsommer 2010 folgte mit „Cash“ die bis heute unvergessene Biografie des großen Musikers Johnny Cash, die in fünf Jahren 189 Mal und vor knapp 60.000 Zuschauern gespielt wurde.

Mit den größeren und aufwändigeren Bühnenbildern machte sich ein neues Problem bemerkbar: es fehlte an Platz, vor allem vor dem Hintergrund, dass viele dieser Produktionen aufgrund ihres Erfolges immer wieder mit Zusatzvorstellungen angesetzt wurden, zwischenzeitlich aber natürlich eingelagert werden mussten. So wurde im November 2011 mit einem Anbau an das noch neue Bühnenhaus begonnen, der im Erdgeschoss eine großräumige Werkstatt beinhalten sollte und darüber auf gleicher Grundfläche eine Hinterbühne. Im Spätsommer 2012 ist das Hinter-Bühnenhaus für knapp eine Viertelmillion Euro für die insgesamt 200 Quadratmeter fertiggestellt worden. Es entstand auch eine Krananlage, die die hoch aufragenden Kulissenwagen, in denen die fertigen Bühnenbildteile lagern, aus der Werkstatt durch eine hydraulische Klappe hinauf auf die Hinterbühne hieven kann. Getrennt wird die Hinter- von der Hauptbühne durch ein ebenso hohes Feuerschutz-Schiebetor. Seit diesem Umbau hat sich auch der (zeitliche) Aufwand für den Kulissenauf- und abbau beim Stückwechsel enorm verkürzt.

Mit „Zweimal lebenslänglich“ nach Stephen King folgte eine Produktion mit einer beeindruckenden Gefängniskulisse – 40 Gitterstab-Elemente von jeweils ca. 25 kg zeigten bereits deutlich, dass man ohne die Gebäudeerweiterung schnell vor Schwierigkeiten gestanden hätte. Aus einer Vielzahl der weiteren mit großem Erfolg laufenden Produktionen ist auch die musikalische Komödie „Ein Traum von Irland“ von September 2015 hervorzuheben, die im Laufe der folgenden zweieinhalb Jahre auf über 80 Vorstellungen kam und mit „Für immer Irland“ eine Fortsetzung erhielt. Beide Stücke wurden an einem Wochenende im Januar 2018 als „langer Irland-Tag“ im Doppelpack angeboten.

Im Oktober 2018 wurde Kay Kruppa und Frank Pinkus der Kulturpreis des Landkreises Diepholz für den Bereich Theater, Schauspiel und Musik verliehen. Überreicht wurde er von Landrat Cord Bockhop zusammen mit Edith Heckmann, CDU-Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende des Kulturbeirates im Rahmen eines Festaktes im Weyher Theater mit geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Das Preisgeld von jeweils 5000 Euro spendeten die Preisträger an die Gemeinde Weyhe für ein Basketballfeld am Jugendhaus Leeste sowie ein Trampolin an der Grundschule Kirchweyhe.

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie 2020, die mit dem ersten Lockdown kurzfristig die für März geplante Premiere der musikalischen Komödie „Nicht nur Träume können fliegen“ vereitelte und die Spielzeit 2019/2020 vorzeitig beendete, waren es 119 Premieren in der Geschichte des Weyher Theaters. Zwei Premieren folgten zwischen erstem und zweitem Lockdown, darunter die nachgeholte Premiere von „Nicht nur Träume können fliegen“; auf Anordnung des Gesundheitsamtes mussten für die Einhaltung des Abstandsgebotes zunächst drei Plätze zwischen Besuchergruppen freigehalten werden, und drei Sitzreihen sind im Parkett ausgebaut worden, damit auch die Abstände der Reihen eingehalten werden konnten. Das dezimierte die mögliche Besucherzahl auf ca. 100–120 Zuschauer. Nach einigen Wochen reduzierte das Gesundheitsamt seine Anordnung auf einen Abstand von zwei freien Plätzen, die Sitzreihen konnten wieder eingebaut und somit maximal ca. 180 Zuschauer eingelassen werden. Diese Einschränkungen hatten natürlich enorme finanzielle Einbußen zur Folge, die mit vielen großzügigen Spenden von Zuschauern und Firmen etwas aufgefangen werden konnten. Dank des bisherigen großen Erfolges des Weyher Theaters steht aber besonders die Kreissparkasse Syke dem Haus treu zur Seite und verhindert mit der notwendigen Unterstützung Schlimmeres. Zudem sind mit einiger Verzögerung auch die vom Staat versprochenen Überbrückungshilfen geflossen.

Trotz und während der Lockdowns gab es besonders für die Verantwortlichen des Weyher Theaters ein weiteres Ziel: Im Januar 2020 gaben sie bekannt, dass sie in Bremen-Woltmershausen eine Dependance beziehen werden. Das Immobilienunternehmen Justus Grosse verwandelt das Areal der ehemaligen Zigarettenfabrik Martin Brinkmann in das „Tabakquartier“ und will die alten Gebäude mit neuem zeitgemäßem Leben füllen. Die frühere Halle 1 baut der Investor den Machern aus Weyhe zu einem schlüsselfertigen Theaterhaus um, das unter dem Namen „Boulevardtheater Bremen“ an die bisherigen Erfolge in Weyhe anknüpfen soll. Für den Spielbetrieb in Weyhe wird dies keinerlei Veränderungen bedeuten; das Ensemble wird vergrößert und soll sowohl die eine als auch die andere Spielstätte bespielen. 372 Plätze für die Zuschauer soll es geben (also 59 mehr als in Weyhe) – und von vornherein eine Drehbühne. Die Eröffnung ist für den 17. September 2021 geplant.

Einzelnachweise

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  1. Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH