Widerlager (Bautechnik)
Ein Widerlager ist im Bauwesen die Auflage eines Bogens, eines Gewölbes oder einer Brücke (Landfeste), die auf Druck und Schub beansprucht ist.[1]
Begriff
Der bautechnische Fachbegriff Widerlager (früher auch Widerlage[2] oder Wiederlager[3]) ist häufiger belegt erst seit dem 18. Jahrhundert.[4]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Widerlager für Bögen werden oft auch als Kämpfer bezeichnet. Widerlager von Brücken sind meist massive Baukörper, die horizontale Druckkräfte aufnehmen und in den Baugrund ableiten.[5] Als Baustoff kommt nur schweres Mauerwerk, Beton oder Stahlbeton in Betracht. Früher hat es bei provisorischen Bauten auch hölzerne Widerlager aus gerammten Pfählen und Bohlwänden gegeben.[6]
Beispielsweise werden als Widerlager bezeichnet:
- Kämpfer eines Gewölbes (z. B. Kirchenbau),
- Bauteile zur Aufnahme von Umlenkkräften bei Rohrleitungsbögen,[7]
- Auflagerpunkte bei Sparrendächern, sofern sie in die Betondecke integriert sind.
- Widerlager bzw. Kämpferfundamente eines Bogens im Brückenbau. Auch die Ankerblöcke zur Verankerung von Zugseilen von Hängebrücken können als Widerlager angesehen werden.
- Vorrichtungen, an denen sich die Vortriebsvorrichtung beim horizontalen Rohrvortrieb abstützt (in der Regel eine Pressgrube). Solche Widerlager werden nur vorübergehend für die Bauzeit angelegt.
- Verankerungsblöcke der Zugkräfte des Spannstahls zur werksmäßigen Fertigung von Spannbetonbauteilen im Spannbett.
- Bauteile, die den horizontalen Wasserdruck von den Absperrbauwerken im Talsperrenbau (Staudämme, Staumauern) aufnehmen und ableiten,[8] bei Bogenstaumauern auch als Pulvino bezeichnet.
Auch andere schwere Bauteile können als Widerlager fungieren, z. B. Strebepfeiler und Strebebögen, Apsiden-, Kapellen- oder Turmanbauten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 17. März 2024), S. 509: Widerlager.
- Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910, S. 922: Widerlager. (Abschrift)
- Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 479: Widerlage. (Digitalisat)
- Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst (...). Augspurg 1744, S. 162: Wiederlage. (Digitalisat)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 17. März 2024), S. 509: Widerlager.
- ↑ Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 479: Widerlage. (Digitalisat)
- ↑ Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst (...). Augspurg 1744, S. 162: Wiederlage. (Digitalisat)
- ↑ Widerlager. In: woerterbuchnetz.de (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm). Abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Widerlager. In: bauwerk-verlag.de. 25. August 2011, abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910, S. 922: Widerlager. (Abschrift)
- ↑ Wendehorst/Muth: Bautechnische Zahlentafeln, 26. Auflage, BG Teubner Verlag, Stuttgart 1994.
- ↑ Peter Rißler: Talsperrenpraxis, R. Oldenbourg Verlag, München Wien, 1998.