Wikipedia:FilmFrauen/Berlinale-Edit-a-thon 2024/Besuchsbuch
Besuchsbuch
[Quelltext bearbeiten]Der FilmFrauen Edit-a-thon und die Berlinale waren ein tolles Erlebnis! Ich kannte euch ja schon von Linz, und habe schon vermutet, dass ich mich auch bei Wikimedia Deutschland mit euch wohl fühlen werde - und nicht nur wegen dem wunderbaren Catering!
Ich habe für die Schauspielerin Nina Mélo eine Biografie angelegt, konnte dann auch Lumelena bitten, auf dem roten Teppich ein Foto von ihr zu machen – das hab ich später auch in der französischen Wiki eingefügt :) Schauspielerinnen sind ja an sich recht gut auf der Wikipedia sichtbar, war also ein bisschen ein „Anfänger-Fehler“ sich eine Schauspielerin beim Edit-a-thon auszusuchen … als ich wieder zurück in Graz war, habe ich dann gleich noch Pauline Gaillard (Filmschnitt) erstellt, um das auszugleichen. ;)
Die meiste Zeit habe ich beim Edit-a-thon aber auch mit Neulingsbetreuung verbracht und durfte ganz tolle Frauen kennenlernen, die interessiert sind, bei der Wikipedia-Artikelarbeit mitzumachen. Meine Kollegin Mone hat inzwischen ganz eigenständig an Artikeln gearbeitet, wie sie in ihrer Beschreibung unten ja genau erzählt. :)
Außerdem hatten wir die Chance, jeweils zwei Filme im Rahmen der Berlinale anzuschauen, für La Cocina und Another End habe ich dann die Handlung auf der jeweiligen Wikipedia-Seite ergänzt, Mone hat noch Une famille gesehen (den Film hat „meine“ Pauline Gaillard geschnitten).
Längst wieder zurück in Graz habe ich eine Woche später die Preisverleihung vor dem Fernseher verfolgt. Ich wurde dann ein bisschen traurig, dass keiner der Filme einen Preis gewonnen hat. Aber so ist das Leben, Dabei-sein ist ja bekanntlich schon das Wichtigste; und Dabei-bleiben ist hoffentlich das, was einige der Neuen vom Edit-a-thon machen werden!
28. Februar 2024
Ist bekannt, dass sich Österreicherinnen selten kurz halten können?
Noch ein Stück die Straße am Ufer entlang, vorbei am Technikmuseum Berlin und dann sind wir gleich da: im Wikipedia Hauptquartier, und sind mit dabei, wenn parallel zur 74. Berlinale bei Edit-a-thon die Filmfrauen im Mittelpunkt stehen und mal Frauen über Frauen schreiben, anstatt – wie in der Wikipedia sonst überwiegend, Männer über Männer. Das Gebäude ist eingerüstet, historisch ehrwürdig irgendwie, gleich vom Eingang weiter leitet uns ein Wegweiser nach dem anderen in den ersten Stock. Ich freue mich darauf, hier Eingang in die Wikipedia zu finden und die Community nicht nur virtuell, sondern auch mal ganz real und hautnah kennenzulernen.
Ich bin mit Blumele hier, sie ist IT-Trainierin und bietet in Graz im Frauenverein Nowa einen monatlichen Schreibabend für interessierte Wikipedia-Autorinnen an. Sie hat mir diesen „Wiedereinstieg“ in die Wikipedia geebnet und die Organisatorinnen des Edit-a-thons haben mich wirklich eingeladen, da bin ich stolz und dankbar zugleich!
Da sind wir nun also im Herz der deutschsprachigen Wikipedia und der Zentrale von Wikimedia. Die Räume machen einen offenen und professionellen Eindruck, hier atmen sogar die Wände diese positive Idee, Wissen zu teilen und gemeinsam zu erweitern. Der Grundgedanke, freies Wissen zum Bestandteil des Alltags werden zu lassen, trägt den Spirit, der hier spürbar und erlebbar wird. Im Vergleich zu einem Lauf-Marathon-Wettbewerb gibt es hier wirklich guten Café und Kipferln, – oder sagt ihr Hörnchen? 😉
Und dann treffe ich sie, die ehrenamtlich tätigen Autorinnen der Wikipedia, die Frauen, die gemeinsam mit vielen anderen all diese Inhalte, die von allen Internet-Userinnen wie selbstverständlich tagtäglich aufgerufen werden, sozusagen in Freiwilligenarbeit zusammentragen werden. Hier treffen sich heute Wikipedianerinnen, und viele, die es noch werden wollen, um in einem Schreibmarathon auch die weibliche Perspektive und die weiblichen Protagonistinnen der Filmszene rund um die Berlinale sichtbar zu machen.
So wie ich, sind hier noch viele andere Frauen, einige auch via Video zugeschaltet, alle ganz unterschiedlichen Alters, und wie ich erfahre, sind auch einige sehr erfahrene Wikipedianerinnen zwischen den Neueinsteiger:innen. Nina hat natürlich bereits vorgearbeitet und schafft es in kürzester Zeit eine neue Biografie ins Netz zu stellen. Wir Neulinge hängen da noch an den Lippen der Moderatorin, die uns nun die wichtigsten Punkte über das Editieren nochmal vermittelt und vor allem nochmal betont, warum es höchste Zeit ist und wirklich wichtig, dass die Wikipedia gendergerechter wird. Ein Team an Wissensvermittlerinnen ist erkennbar bereit, uns Newbies zur Seite zu stehen, bei all den Fragen, die sich da in jedem neuen Schritt der kollaborativen Texterstellung ganz schnell auftun.
Wie uns durch aktuelles statistisches Material auch dargelegt wird, steht es nicht sooo besonders rosig um die Präsenz von Filmfrauen in der Wikipedia. Die Schauspielerinnen sind gut vertreten … Doch dann wird die Repräsentation von Frauen schnell dünner und spärlicher. Ich browse durch Berlinale-Seiten und Filmbeschreibungen, finde eine Kamerafrau. Nicht nur die Wikipedia kennt sie (noch) nicht, auch das restliche Internet gibt mir kein Zeugnis über ihre Existenz oder ihr Wirken. Nun, ich könnte die Frau ja anrufen und fragen? Proaktiv und real recherchieren ist aber nicht das Ziel, es geht darum, Sekundärliteratur zu sammeln und zusammenzufassen, vorhandene Information, belegbar und nachweisbar aufzubereiten.
Eines wird mir an diesem Tag schnell klar: Die Wikipedia ist offen und frei, die Teilhabe jedoch bedingungsvoll und das selbst auferlegte und gemeinsam entwickelte Regelwerk ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Und genau das ist auch gleich Thema, wenn nun die Organisatorinnen des Edit-a-thon in Berlin nun in die Wikipedia begleiten. Ich bin ja eine „Trial & Error“-Lernerin, also ganz klar, dass ich ambitioniert starte und gleich mal alles falsch machen, das falsch zu machen ist.
Ich finde dann doch eine Filmschaffende, die ich interessant und relevant finde, in der Wikipedia auch aufzuscheinen. Da beginne ich doch gleich damit, eine unfertige Biografie direkt mit einer Filmbeschreibung zu verlinken – also eine Baustelle live zu schalten. Schnell findet sich im großen weiten Internet jemand, der mit einem Löschantrag dasteht. Natürlich repräsentiert die Rückmeldung für mich einen alten weißen Mann – inzwischen weiß ich, dass diese Einschätzung zutrifft. Nicht schwierig, wenn mehr als 80 % der Autor:innen eigentlich Autoren sind. Allerdings habe ich auch so ziemlich alles falsch gemacht, was es falsch zu machen gab, weiß ich heute und der User mit dem Löschantrag ist hilfreich, unterstützend und freundlich, verschiebt meine ersten Versuche in meine eigene Sandkiste und dort versuche ich all die Informationen, die ich über „meine Filmschaffende“ recherchiere dann auch einzubringen.
Und hier beginnt das Bedingungsvolle, die Wikipedia ist kein kreativer freier Raum zur individuellen Selbstverwirklichung, alles unterliegt hier einem strengen Regelkanon der gemeinschaftlich entwickelt, weitergetragen und basisdemokratisch durchgesetzt wird. Das muss doch zu Konflikten führen? – Tut es auch, und das ist für die Entwicklung der Inhalte auch gut so. Alles ist geregelt, das meiste davon auch gut aufbereitet nachlesbar. Es gibt Konventionen für das Format, den Schreibstil, die Form und Qualität der Belegung… Diese Normierungen und Standardisierungen machen letztlich auch das lexikale und enzyklopädische daran aus. Ja, und als Merksatz für mein Stammbuch heute: Werke werden mit aufsteigenden Jahreszahlen gelistet, nicht umgekehrt! 😊
Ich sag es gleich, ohne die kollaborative Zusammenarbeit mit Holder wäre Annika Birgel auch heute noch nicht in der Wikipedia nachschlagbar. Holder hat die begonnen Biografie dann weitergeschrieben, es gab einen aktuellen Artikel in einer Tageszeitung, der viele neue Inhalte zu der noch recht wenig bekannten Filmschaffenden lieferte. Ich konnte sozusagen dann live miterleben, wie die Biographie wächst und schnell tatsächlich wie eine Wikipedia-Seite aussah. Künftig ginge es darum, auch ein Stück weit Verantwortung dafür zu übernehmen, dass Neuigkeiten über Annika auch immer möglichst aktuell hinzugefügt werden. Kann ich das leisten? Ich werde es versuchen.
Es sind auch Männer dabei, die über Frauen schreiben, aber sagt, warum sollte das stören? Es geht um ein gemeinsames Anliegen und eine feministische Perspektive, nicht um ein biologisches Geschlecht.
Die ehrenamtlichen Autorinnen, die diesen Edit-a-thon organisieren, habe ich davor ausschließlich virtuell kennengelernt, da sind sie nun! Frauen wie wir, engagiert wie wir, aber besonders gewandt mit all den Wikipedia-Themen. Wie sehr ich es bewundere. Nach der Veranstaltung noch mehr! Für mich ist es ein Wiedereinstieg, ich hatte mich in den frühen Nuller Jahren wissenschaftlich mit kollaborativen Lernformen im Internet und selbstorganisiertem Lernen in Online-Communities beschäftigt. Contentmanagement-Systeme, die mit usergenerierten Inhalten funktionierten, waren noch wenig bekannt und längst nicht im Mainstream angekommen. Plötzlich war es für eine immer breitere Masse an Internet-User:innen möglich, sich am WWW auch inhaltlich und aktiv zu beteiligen, und das ohne große Programmierkenntnisse zu haben. Kollaborative Bearbeitung von Inhalten, unabhängig von Protokoll und Plattform gab es bereits in vielen Nischenbereichen. Da wurden bereits verschiedene Wiki-Software-Produkte, allesamt non-proprietär, verwendet, um miteinander und zusammen an Inhalten zu arbeiten, schnellen Informationsaustausch zu ermöglichen und, – ja, um Ideen wachsen zu lassen. Rückblickend sehe ich, von allen Wiki-Projekten hat wohl eindeutig die Wikipedia die größte Reichweite erlangt und den Gedanken der Kollaboration und Kooperation im Sinne eines großen gemeinsamen Ganzen perfekt verwirklicht.
Nun treffe ich Frauen in meinem Alter, engagiert, offen, entgegenkommend und sie bieten mir Begleitung und ein wohlwollendes Umfeld an, um mich in diesen kollaborativen Prozess einzuklinken und aktiv an der Wikipedia mitzuwirken. Diesmal bleib ich dran! Ich mache weiter und mal sehen …
Ja, im Kino waren wir dann auch noch!
28. Februar 2024