Wikipedia:WikiProjekt Body Modification/Lobe-Piercing
Lobe-Piercing | |
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Lage | Ohrläppchen |
Schmuck | Ball Closure Ring, Barbell Hinweis zum Schmuck |
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Ein Lobe-Piercing ist ein durch das Ohrläppchen gestochenes Piercing um Ohrringe oder anderen Piercingschmuck hindurchstecken oder einzuhängen zu können. Es handelt sich dabei um das am weitesten verbreitete Ohrloch.
Geschichte und Kultur
[Quelltext bearbeiten]Europa
[Quelltext bearbeiten]Archäologische Ausgrabungen bei Sasbach am Rhein können Ohrringe um das 6./7. Jahrhundert bei Alamannen belegen. In Europa waren durchstochene und mit Schmuck verzierte Ohrläppchens allerdings bis Anfang der 1970er Jahre gesellschaftlich nur bei Frauen akzeptiert, ausgenommen einige Traditionen, bei denen Ohrringe vor allem bei Männern üblich waren.
Seefahrer
[Quelltext bearbeiten]Eine goldene Kreole ist eines der bekanntesten Accessoirs stereotyper Piraten-Darstellungen und tatsächlich trugen Seeleute häufig Ohrringe auf ihren Reisen. Viele ließen sich ihre Initialen in den Schmuck eingravieren, um beim Seemannstod in der Fremde leichter identifiziert werden zu können und damit eine christliche Beerdigung zu finanzieren. Da den Seefahrern die Heuer häufig erst nach der Reise gezahlt wurde, diente ihnen der Schmuck zudem der finanzielle Sicherheit. Heute noch werden Seefahrern unter anderem auf dem Krusenstern mit der Ahle des Segelmachers Ohrlöcher gestochen, wenn sie zum ersten Mal das Kap Hoorn umsegelt haben.[1]
Laut unbelegbarer Erzählungen trugen die Seeleuten ihren Ohrring auf der linken Seite, damit dieser nicht durch den Rückschlag einer abgefeuerten Muskete, die in der Regel an der rechten Schulter anelegt wurde, herausgerissen werden konnte.[2]
Wandergesellen
[Quelltext bearbeiten]Ohrringe werden auch traditionell von Wandergesellen auf der Walz getragen. Nach altem Brauch schlagen die Kollegen dem Gesellen vor der Abreise einen mit Alkohol desinfizierten Nagel durch das Ohrläppchen. Die Ringe waren ursprüglich auch Kennzeichen der Zunftzugehörigkeit, diente als finanzielle Sicherheit, und wie auch bei Seeleuten, im Todesfall in weiter Ferne dem Bestatter als Entlohnung. Bei unehrenhaftem Verhalten, beispielsweise dem Beklauen des Meisters, wurde dem Gesellen vom Meister ein sogenanntes Schlitzohr eingerissen. Nachdem diese Tradition beinahe ausgestorben war, kehrte der Ohrring bei Gesellen mit zunehmender Mode vereinzelt wieder zurück.
Appenzeller
[Quelltext bearbeiten]Im Appenzellerland gibt es eine Tradition wonach Männer an den Feiertagen im rechten Ohrläppchen eine sogenannte Ohreschuefe (Ohrschuefe) tragen. Das ist ein Goldring der eine sich selbst in den Schwanz beißende Schlange darstellt.
Moderne Sub- und Jugendkulturen
[Quelltext bearbeiten]In der Punk-Mode etablierte sich eine Sicherheitsnadel im Ohr. Homosexuellen wurde vor allem in den 1970er Jahren ein Ohrring im rechten Ohrläppchen als Erkennungszeichen zugeschrieben.[3] Ebenso war der Schmuck unter Bikern und Hippies populär.
Amerika
[Quelltext bearbeiten]Afrika
[Quelltext bearbeiten]In Afrika weist Ohrschmuck eine besonders Vielfältige Tradition auf. Bereits der altägyptische Pharao Tutanchamun, der etwa von 1332 bis 1323 vor Christus regierte, wurde mit Löchern durch die Ohrläppchen dargestellt. In zahlreichen afrikanischen Volksgruppen und Ethnien wurden Ohrlöcher vor allem traditionell geweitet wie dies auch von Lippentellern bekannt ist.
- Mursi
Nordpazifik
[Quelltext bearbeiten]Asien
[Quelltext bearbeiten]Indien
[Quelltext bearbeiten]Gemäß dem hinduistischen Glauben werden Kindern im Rahmen des Karnavedha-Rituals Ohrlöcher gestochen, um sie vor Krankheiten zu schützen.
Bibel
[Quelltext bearbeiten]Spricht aber der Knecht: Ich habe meinen Herren lieb und mein Weib und Kind, ich will nicht frei werden, so bringe ihn sein Herr vor die "Götter" und halte ihn an die Tür oder den Pfosten und bohre ihm mit einem Pfriem durch sein Ohr, und er sei sein Knecht ewig.[4]
Da riß alles Volk seine goldenen Ohrenringe von ihren Ohren, und brachten sie zu Aaron. 4Und er nahm sie von ihren Händen und entwarf's mit einem Griffel und machte ein gegossenes Kalb.[5]
und ich schmückte dich mit Schmuck: Ich legte Armringe an deine Hände und eine Kette um deinen Hals,[6]
Es brachten aber beide, Mann und Weib, wer's willig tat, Spangen, Ohrringe, Ringe und Geschmeide und allerlei goldenes Gerät. Dazu brachte jedermann Gold zum Webeopfer dem HERRN. {~} http://bibeltext.com/exodus/35-22.htm Isaiah 3:21
Methodiken des Stechens
[Quelltext bearbeiten]Trotz der zunehmenden Verbreitung besserer Techniken, die im folgenden auch erläutert werden sollen, werden Ohrlöcher heutzutage meist noch mit einer Pistole genannten Vorrichtung gestochen. Dazu wird ein aus Chirurgenstahl bestehender Ohrstecker in die Pistole eingelegt. Dieser Ohrstecker wird mittels einer Feder beschleunigt und durchsticht das Ohrläppchen. Hinter dem Ohr rastet er in einem Verschluss ein. Diese Methode ist jedoch sehr umstritten. Sie belastet einerseits das Gewebe und birgt gewisse Risiken zur Infektion. Wenn überhaupt sollte diese Methode nur bei Ohrläppchen angewendet werden, da anderes Gewebe zu viel Widerstand bietet und zu Komplikationen führen kann.
Eine Weiterentwicklung der Pistole, die jene zunehmend verdrängt, sind vollverkapselte, sterile Systeme, bei denen der Ohrstecker ohne Federdruck, nur durch die Muskelkraft der Hand, welche das Gerät bedient, sanft und schonend durch das Ohrläppchen gedrückt wird. Obgleich die Gewebebelastung hierbei geringer ist als bei den Federdruckpistolen, sollte auch diese Methode nur am Ohrläppchen angewandt werden. Obwohl die Stechgeschwindigkeit geringer ist, empfinden die meisten Personen diese neuere Methode als angenehmer. Beispiele solcher Geräte sind das "Inverness 2000" oder das "Studex 75". Die medizinischen Ohrstecker, die bei diesen Systemen zum Einsatz kommen, haben in der Regel etwas dünnere Durchsteckstifte (0,9 statt 1,2 mm), als die älteren (bei den Pistolen üblichen) Modelle, was kleinere Löcher zur Folge hat. Neben den ästhetisch nicht sonderlich ansprechenden Steckern aus Chirurgenstahl sind auch Modelle aus Gold, Titan und anderen Materialien erhältlich, in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenstem Design.
Auch Einwegstechsysteme, die zunehmend Verbreitung finden, sind Varianten dieser vollverkapselten Systeme. Hierbei befindet sich der Stecker in einer sterilen Einweg-Kunststoff-Kassette, auf die Druck ausgeübt wird; worauf die Hülse, die am Ohrläppchen angesetzt wird, zerbricht, und der Stecker durch das Ohrläppchen gepresst wird. Diese Systeme eignen sich insbesondere zum Selbststechen von Ohrlöchern, werden aber auch teilweise von Juwelieren und Friseuren verwendet.
In der Vergangenheit wurden Ohrlöcher häufig auch mit Verwendung eines Korken gestochen. Dieser wurde hinter das Ohrläppchen gehalten um es zu stabilisieren und mit einer Nadel von vorne in das Ohrläppchen hindurch und in den sich dahinter befindenden Korken gestochen.
Die sicherste, wenn auch teuerste Methode ist das Piercen. Hier wird das Loch mit einer sterilen Hohlnadel gestochen, mit deren Hilfe man dann den Schmuck in das Loch einfädelt. Obwohl es nicht so schlimm ist, wie es ungepiercte Personen meist vermuten, ist das Stechen mit der Nadel doch etwas schmerzhafter als die Pistole oder die vollverkapselten Stechsysteme. Für die beliebten Löcher im oberen Teil des Ohres (Helix), oder im Tragus, sowie an allen anderen Stellen außer dem Ohrläppchen, ist diese Methode die erste Wahl.
Geweitete Piercings
[Quelltext bearbeiten]Nach der Abheilung kann das Lobepiercing vorsichtig gedehnt werden, um Schmuck mit größerem Durchmesser einsetzen zu können.
Bei längerem Tragen schwerer Ohrringe können die Ohrlöcher ausreißen, wodurch „geschlitzte Ohrläppchen“ entstehen. Diese können operativ korrigiert werden.[7]
Akupunktur
[Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Quelltext bearbeiten]- ↑ Seemannstaufe am Kap Hoorn - Mit einem russischen Segelschulschiff um die Welt beim MDR
- ↑ Michael Laukien: Alles über Piercing - Geschichte, Kultur, Praxistipps, ISBN 392789610-1
- ↑ Rolf Wilhelm Brednich, Heinz Schmitt (Hrsg.) Symbole - Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur: Deutscher Volkskundekongress in Karlsruhe vom 25. Bis 29. September 1995, Waxmann Verlag, 1997, ISBN 3-89325-550-8, S. 363
- ↑ Exodus 21:5-6
- ↑ Exodus 32:3
- ↑ Ezechiel 16:12
- ↑ Berger A., e.a.: Plastische Chirurgie, Springer, 2005, S.158, ISBN 3-540-00129-8, hier online
http://anthropology.si.edu/canela/literature/monograph/part_2.htm
http://anthropology.si.edu/canela/literature/monograph/plates/plate_24.jpg