Wikipedia Diskussion:Vermittlungsausschuss/Artikel Bibelkritik
Bibelkritik - aktuelle Fassung
[Quelltext bearbeiten]Der Begriff Bibelkritik
[Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Aufklärung entstand erstmals eine wissenschaftliche Hinterfragung biblischer Aussagen, die sowohl den Inhalt (die Feststellung offensichtlicher Widersprüche u.ä.) als auch die Form (Untersuchung der Textgeschichte) betraf. Im Laufe der Zeit wurden vielfach Methoden entwickelt, um die Texte der Bibel wissenschaftlich zu untersuchen.
Heute wird der Begriff Bibelkritik in zwei Weisen verwendet. Er bezeichnet entweder die historisch-philologische Untersuchung der biblischen Texte und hebt auf die Erklärung der Texte ab. Oder er bezeichnet die Hinweise auf offensichtliche und vermeintliche Widersprüche in der Bibel und hebt auf Inhaltliches ab, u. a. auf ethische Vorstellungen, die in der Bibel erkennbar werden.
Geschichte: Bibelkritik in der Neuzeit
[Quelltext bearbeiten]Die moderne Bibelkritik geht vor allem auf Renaissance und Aufklärung zurück, als wissenschaftliche Methodik in das Denken Einzug hielten. Kritische Herangehensweisen an die Bibel seit dem 17. Jh. - z. B. von Hobbes, Simon, Spinoza, aber auch von Theologen wie Jean-Alphonse Turretini, Johann Salomo Semler oder auch noch Rudolf Bultmann - trafen bei konservativen und apologetischen Theologen immer wieder auf Widerspruch, hielten jedoch in die moderne Theologie immer stärker Einzug.
Die steigende Verfügbarkeit übersetzter Bibeln öffnet dabei auch dem Laien die Möglichkeit, die Bibel zu studieren, und dabei stoßen auch Gläubige auf Widersprüche innerhalb der Bibel sowie zwischen der Bibel und anderen antiken Überlieferungen. Archäologen, Historiker und andere vergleichende Wissenschaftler überboten sich gegenseitig in Versuchen, die Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit der Bibel zu beweisen. So konnten beispielsweise ägyptische Inschriften gefunden werden, die die Existenz eines hebräischen Volks in Ägypten untermauern. Andererseits wies vor allem die aufkommende Naturwissenschaft auf Fehler in der Bibel hin.
Diese, auf den Ideen der Aufklärung und Säkulariserung fußende Bibelkritik führte dazu, dass die christliche Religion bisweilen in Frage gestellt wurde (z.B. in England durch Jonathan Swift 1708: „Ich betrachte die große Menge oder die Masse des englischen Volkes als ebensolche Freidenker, das heißt als ebenso unerschütterliche Ungläubige wie die vornehmsten Kreise.“). In diese Zeit fällt auch die Auffindung eines Testaments des Klerikers Abbé Meslier, in dem eine radikale Religionskritik geäußert wurde. Viele der hier im Artikel aufgeführten Punkte finden sich auch schon in Mesliers Werk, so z.B. der Hinweis auf viele Widersprüche in der Bibel, die er zum Anlass nahm, die Bibel als ein von Menschen geschriebenes Buch aufzufassen.
Diese Sichtweisen nahmen im Zuge der Aufklärung und parallel zu Kirchen- und Religionskritik im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Verbreitung zu. Georges Minois nennt das 18. Jahrhundert das Jahrhundert des Unglaubens.<ref name="gm">Siehe Georges Minois: Die Geschichte des Atheismus</ref> Durch eine apoloegtische und doktrinäre Reaktion von Teilen der Kirche und ihrer Vertreter auf die wachsende Kritik erfuhr die Position der Kritiker noch weitere Verbreitung.
Die Aufzählung prominenter Bibel- und Religionskritiker beinhaltet viele bekannte Namen der Aufklärung, z.B. D'Holbach, Voltaire, La Mettrie, Diderot. Entsprechend dem Motto der Aufklärung gebrauchte man zunehmend den eigenen Verstand, auch bei religiösen Fragen. Man akzeptierte nicht einfach die kirchliche Doktrin, sondern forderte Nachweise, las die Bibel selbst mit einem kritischen Blick, und maß die kirchliche Lehre daran. Einmal auf diesem Kurs, machten viele nicht bei der Kritik der Bibel halt, sondern stellten die gesamte kirchliche Doktrin und Autorität und die christliche Religion in Frage, einschließlich der Existenz Gottes. Exemplarisch sei dafür der zu Ende der Aufklärung erschienene Roman „Siebenkäs“ von Jean Paul genannt, der in einer Szene Jesus selbst die Existenz Gottes verneinen lässt.
Den Schritt zum Atheismus machten jedoch viele nicht, und wandten sich stattdessen dem Deismus zu, von dem Minois schrieb, er sei „eine Warteposition für Menschen, die das Christentum [...] nicht mehr hinnehmen können, die jedoch [...] noch einen Gott brauchen“.<ref name="gm"/> Der Deismus ist aus dieser Perspektive eine Position, welche die Bibel oder andere Offenbarungen als religiöse Quelle verwirft, und dabei zugleich am Glauben an eine Gottheit festhält. Es ist der Versuch, den Glauben an einen Gott mit eben der kritischen Vernunft in Einklang zu bringen, die gerade die Bibel demontiert hatte. Es ist auch der Versuch, einem im Atheismus gesehenen moralischen Vakuum bzw. einer Sinnleere auszuweichen (siehe dazu auch Kant und Fichte).
Im 19. Jahrhundert – im Gefolge der französischen Revolution – entstanden offen atheistische Gesellschaftsmodelle, die teils die Religion vom Staat trennen, teils die Religion ganz durch Vernunft und Wissenschaft ersetzen wollten. In diesem Klima reagierte die katholische Kirche mit trotziger Abschottung, sie beharrte ohne Abstriche auf den Dogmen und Traditionen, also auch auf der Lehre von der göttlichen Inspiration der Bibel (so z.B. auf dem Vaticanum I mit dem Dei Filius). Im Protestantismus wurde dagegen die Bibelexegese unter den Prämissen der historisch-kritischen Methode betrieben (David Friedrich Strauß), was katholische Theologen oft als Zerstörungswerk an der Bibel beargwöhnten (z.B. Lamennais). Hier wird die Überzeugung deutlich, dass die christliche Religion die Dogmen, Wunder und Mysterien brauche und die Rückführung der Religion auf die Vernunft letztlich in den Atheismus münden müsse.
Das daraus erwachsende grundlegende Dilemma für die Exegese beschreibt Minois: „Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik (d.h. die historisch-kritische Methode) zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, [...] auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, [...] was zum Unglauben führt; oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter [...] festzuhalten, [...] und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die [...] Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern...“.<ref name="gm"/> Es ist letztlich die Frage: Was steht zuoberst, die Vernunft oder die Offenbarung?
Dieses Dilemma ist real und hat gerade im 19. Jahrhundert viele Christen vom Glauben abgebracht (z.B. Ernest Renan, Friedrich Engels, David Friedrich Strauß, Friedrich Nietzsche), wirkt jedoch heute nach wie vor (z.B. Gerd Lüdemann). Man kann davon ausgehen, dass es umgekehrt auch Einige dazu gebracht hat, eine eher evangelikale Haltung anzunehmen, die dem Dilemma in der anderen Richtung ausweicht, indem man Kritik an der Bibel gänzlich ablehnt (z.B. Eta Linnemann).
Das 19. Jahrhundert markiert ebenfalls den Beginn einer Bibelkritik – und auch allgemeiner einer Religionskritik – aus psychologischer Sicht. Praktisch alle großen Psychologen haben sich in der einen oder anderen Form auch mit der Religion auseinandergesetzt. Die Sichtweisen sind uneinheitlich, aber eine Reihe von Psychologen können zu den Bibelkritikern gezählt werden.<ref>Prominente Beispiele sind hier z.B. Sigmund Freud und C.G. Jung, auch unter den zeitgenössischen Bibelkritikern finden sich viele Psychologen, z.B. Franz Buggle und Gerhard Vinnai.</ref> Psychologische Betrachtungsweisen haben seither Eingang in die Theologie und die Philosophie gefunden,<ref>Siehe z.B. Friedrich Schleiermacher, William James, oder heutzutage Eugen Drewermann. Das Verhältnis zwischen Theologie und Psychologie ist allerdings nach wie vor von Spannungen geprägt, was sich exemplarisch an Drewermanns Lebenslauf ablesen lässt.</ref> aber es hat sich auch mit der Religionspsychologie ein eigener Forschungszweig etabliert. Teils versucht diese psychologische Bibelkritik die Bibeltexte im positiven Sinn als symbolisch zu deuten, was implizit eine wörtliche Lesart der Bibel verneint (z.B. Drewermann), teils wird aber auch auf aus psychologischer Sicht kritikwürdige Inhalte der Bibel und deren Folgen hingewiesen, und die Bibel aus diesem Grund abgelehnt (z.B. Buggle).
Moderne Bibelkritik kann verschiedene Formen annehmen. Das Spektrum erstreckt sich von offener Verunglimpfung über die Karikatur, die Satire, die Ironie, die indirekte Kritik in romanhafter oder gleichnisartiger Form, die direkte Kritik in Prosaform bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen für ein spezialisiertes Publikum.
Akzeptanz der Bibelkritik
[Quelltext bearbeiten]Einige Anhänger der sich auf die Bibel als heilige Schrift beziehenden Religionen und Bekenntnisse halten Kritik an der Bibel für unzulässig oder gar eine Form von Blasphemie. Sie halten eine kritiklose und vollständige Akzeptanz der Bibel als autoritatives Wort Gottes für erforderlich. Evangelikale Strömungen pflegen diese Ansicht, die Fundamentalistische Hermeneutik und Biblizismus betreibt diesen kritiklose Umgang mit der Bibel in der Theologie.
Andererseits wird auch von bibelkritischen Theologen Forschung unter der Prämisse betrieben, als sei Gott nicht existent (etsi Deus non daretur - eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel). Grundlage allen Erkennens ist daher unter dieser Prämisse nicht der Glaube an einen in der Bibel sich ausdrückenden Gott als Herrn der Geschichte. Stattdessen sei die grundlegende Voraussetzung für die bibelkritische Theologie der disziplinierte, fachlich geschulte und kritische menschliche Verstand. Dieser ist die letzte Instanz in der Frage nach der Wahrheit. Diese Prämisse ist für andere Zweige der Wissenschaft ebenso gültig wie für die in diesem Sinne betriebene Bibelforschung.
In manchen Glaubensbekenntnissen bleibt die Interpretation den religiösen Autoritäten vorbehalten, die vom Gläubigen angenommen werden muss (z. B. in der Römisch-Katholischen Kirche untersteht „alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, ... letztlich dem Urteil der Kirche, die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“<ref>Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 119</ref>), überlassen andere Bekenntnisse (z. B. die der Evangelischen Kirche) diese Interpretation dem Einzelnen, der sich dazu gegebenenfalls auch des Gebets, der Meditation, und der Konsultation weiterführender Literatur und religiöser Autoritäten bedient (Martin Luther: „sola scriptura“).
Bibelkritik im Spiegel des Bibelverständnisses
[Quelltext bearbeiten]Augenscheinliche Widersprüche zwischen Aussagen der Bibel und Widersprüche zu Ergebnissen von naturwissenschaftlicher und historischer Forschung werden abhängig vom Bibelverständnis interpretiert:
Irrtumslosigkeit
[Quelltext bearbeiten]Betrachtet man die Bibel als göttlich inspiriert, inhaltlich korrekt und irrtumslos, so werden augenscheinliche Widersprüche an einer falschen Interpretation festgemacht. Wenn Erkenntnisse aus den Wissenschaften der Bibel entgegenstehen, so werden diese abgelehnt.
Noch heute begreift ein großer Teil der evangelikalen Bewegung die Bibel als Geschichtsbuch und betont, dass „die Bibel absolut irrtumslos und unfehlbar“ sei. <ref>Johannes Vogel, Breckerfeld; in: idea-Pressedienst 46/004</ref> Die „Chicago Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift“ von 1978, betont, „dass die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist.“ <ref>http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/chicagoerklaerung-artikel.htm zitiert nach idea-Pressedienst 25/2003</ref>; dies umfasse auch naturwissenschaftliche Aussagen (Biblischer Fundamentalismus).
Eine weniger radikale Position lässt die Bibel zwar göttlich inspiriert, aber von Menschen verfasst sein, wodurch augenscheinliche Widersprüche im Kontext der menschlichen Fehlbarkeit stehen; der göttlich inspirierte Kern wird jedoch nicht in Frage gestellt. Daraus ergibt sich die Problematik, die göttliche Inspiration vom Menschenwerk zu trennen. Hier entsteht ein Interpretationsbedarf, der z.B. von der römisch-katholischen Kirche als eigenes Vorrecht reklamiert wird. Es entsteht so auch ein reichhaltiges Feld, auf dem sich die verschiedenen Konfessionen voneinander absetzen können, indem sie die Bibel auf verschiedene Weise interpretieren. Solche Meinungsverschiedenheiten haben praktisch alle Schismen und Abspaltungen in der Geschichte der christlichen Kirche begleitet.
Gegenüber der Position der Irrtumslosigkeit besteht hier eine größere Bereitschaft in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Menschenwerk
[Quelltext bearbeiten]Die Auffassung, die Bibel sei reines Menschenwerk, ist heute unter aufgeklärten Christen weit verbreitet. Damit wird nicht automatisch die Stellung der Bibel als heilige Schrift zurückgewiesen. Vielmehr erkennt man ihre formale Zeitgebundenheit und fordert die inhaltliche Interpretation für die Moderne.
Rezeption der Bibelkritik im Christentum
[Quelltext bearbeiten]Die meisten Argumente der Bibelkritiker sind implizit oder explizit auch als Argument gegen die göttliche Inspiration oder die Irrtumslosigkeit zu verstehen.<ref>Siehe z.B. Robert Green Ingersoll: A Few Reasons for Doubting the Inspiration of the Bible. (auf Englisch)</ref> Für Anhänger der göttlichen Inspiration kann ein Hinweis auf einen Widerspruch den Charakter einer grundsätzlichen Kritik an der Bibel oder am Christentum erwecken.
Eine Vielzahl von Christen betrachtet die Bibel aus einem aufgeklärten Standpunkt heraus:
- Weit verbreitet ist die Auffassung, dass die Schöpfungsgeschichten sowie die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel keine Tatsachenberichte seien, sondern Glaubensaussagen, eingekleidet in naturkundliche und mythologische Vorstellungen ihrer Entstehungszeit.
- Diese Auffassung lässt sich auch auf weitere Teile der Bibel ausdehnen, z. B. auf die Geschichten von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob. Teilweise wird für die Tatsachenberichte in der Bibel darauf hingewiesen, dass sich im Laufe der bis zu dreitausendjährigen Überlieferung Ungenauigkeiten und Fehler eingeschlichen haben könnten.
- Die Katholische Kirche lehrt: „[...] ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 107). Dies kann so interpretiert werden, dass Irrtumslosigkeit nur für Glaubensaussagen in Anspruch genommen wird, aber nicht unbedingt für naturwissenschaftliche und historische Tatsachenbehauptungen.
- Einige Theologen, unter ihnen Rudolf Bultmann, befürworten eine weitgehende Entmythologisierung der Bibel. Sie erklären bestimmte Geschichten als Mythen, die nicht zur Überlieferung von Tatsachen bestimmt seien, sondern zur Verkündigung von Glaubensinhalten.
Kritik der ethischen Vorstellungen
[Quelltext bearbeiten]Bibelkritiker sehen Widersprüche zwischen den ethischen Vorstellungen in der Bibel und denen aus der modernen Zeit, wie sie z. B. in den Menschenrechten zum Ausdruck kommen. Franz Buggle kritisiert diesen Umstand<ref>Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben, Rowohlt 1997, ISBN 3499604272, Alibri 2004, ISBN 3932710770</ref>. In dieser Diskussion geht es um die Frage, inwiefern die Bibel Grundlage für eine zeitgemäße Ethik sein kann (Theologische Ethik).
Bibelkritiker gründen ihre Ethik oft ohne Rückgriff auf die Bibel auf humanistischen Idealen und kritisieren dann ausgehend von dieser Position die ethischen Maßstäbe der Bibel. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Ethik keines religiösen Fundaments bedürfe, und sich ethische Maßstäbe aus der Vernunft und/oder dem Sozialgefüge herleiten ließen.<ref>Die Ansicht, die Ethik bedürfe eines religiösen Fundamentes, oder genauer gesagt eines Regeln gebenden Gottes, ist weit verbreitet. Sie findet Ausdruck im Dostojewski zugeschriebenen Ausspruch „Ohne Gott ist alles erlaubt.“ Es ist jedoch durchaus möglich, eine Ethik auch ohne Rückgriff auf religiöse Vorstellungen oder Offenbarungen zu entwickeln. Siehe dazu z.B. Mackie: Ethik. Angesichts von häufig vorkommenden religiös motivierten Gewalttaten wird die prinzipielle Überlegenheit religiös begründeter Ethiken auch immer wieder bestritten.</ref> Auf der Grundlage dieser Maßstäbe wird biblische Ethik kritisierbar. Wer dagegen die Bibel als Grundlage der Ethik betrachtet, hat keinen unabhängigen Maßstab, anhand dessen die biblische Ethik kritisiert werden könnte - die Bibel ist selbst der Maßstab. Hier kann man dann allenfalls die innere Konsistenz der biblischen Ethik untersuchen.
So ergeben sich zwei verschiedene Arten der Ethikkritik:
- Kritik an der inneren Konsistenz der biblischen Ethik. Hier stellt sich insbesondere die Frage inwieweit die ethischen Aussagen des neuen Testaments mit denen des Alten Testaments im Widerspruch stehen. („Liebet eure Feinde“ (Lk 6,27-28 EU) im Neuen Testament, „du sollst an ihnen [Anm.: den Feinden] unbedingt den Bann vollstrecken“ (Dtn 20,16-17 EU) im Alten Testament)
- Kritik an der Konsistenz der biblischen Ethik mit anderen Ethikansätzen, besonders derjenigen, die auf den Humanismus zurückgehen.
Bibelkritik – Begriffsklärung und 1. Abschnitt – Überarbeitung von Irene1949 – noch unfertig!
[Quelltext bearbeiten]Jetzt zu finden unter Wikipedia Diskussion:Vermittlungsausschuss/Artikel Bibelkritik/Irenes Version -- Irene1949 21:30, 1. Feb. 2007 (CET)
Versuch einer Überarbeitung durch UAltmann (unfertig!)
[Quelltext bearbeiten]Exposition des Begriffs Bibelkritik
[Quelltext bearbeiten]Bibelkritik im weiteren Sinne ist zunächst die wissenschaftlich kritische Beschäftigung mit dem Text und mit Aussagen der Bibel (Kritik der Bibel). Bibelkritik muss in diesem Sinne nicht notwendig als "gegen die Bibel" verstanden werden. Im Laufe der Zeit wurden Methoden entwickelt, um die Texte der Bibel wissenschaftlich zu untersuchen.
Bibelkritik im engeren Sinne ist ein Begriff der Aufklärung und handelt von der Kritik an der Bibel mit Methoden der aufgeklärten Vernunft, beruhend auf methodischem Atheismus.
Im Zuge der Aufklärung entstand erstmals eine wissenschaftliche Hinterfragung biblischer Aussagen sowohl in ihrem wörtlichen Sinne als auch im tradierten Sinne und betrafen sowohl den Inhalt (bsw. die Feststellung inhaltlicher Widersprüche) als auch die Form (Untersuchung der Textgeschichte).
Die wissenschaftliche Textkritik wird im Wesentlichen behandelt in den Artikeln .... Die Darstellung der Geschichte der Bibelkritik ist im Sinne dieser beiden Definitionen nicht sicher zu trennen. Dieser Artikel behandelt - nach einem geschichtlichen Abriss - allein die Bibelkritik im engeren Sinne.
Geschichte der Bibelkritik
[Quelltext bearbeiten]Die moderne Bibelkritik geht vor allem auf Renaissance und Aufklärung zurück, als wissenschaftliche Methodik (bsw. die Definition) in das Denken Einzug hielten. Kritische Herangehensweisen an die Bibel seit dem 17. Jh. - z. B. von Hobbes, Simon, Spinoza, aber auch von Theologen wie Jean-Alphonse Turretini, Johann Salomo Semler oder auch noch Rudolf Bultmann - trafen bei Vertretern der klassischen universitären Theologie immer wieder auf Widerspruch, hielten jedoch in die moderne Theologie immer stärker Einzug.
Die steigende Verfügbarkeit übersetzter Bibeln öffnete dabei auch dem (im kirchlichen Sinne) Laien die Möglichkeit, die Bibel zu studieren. Dabei stießen auch Gläubige auf inhaltliche Widersprüche innerhalb der Bibel sowie zwischen der Bibel und anderen antiken Überlieferungen. Archäologen, Historiker und andere vergleichende Wissenschaftler wetteiferten geradezu in Versuchen, die Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit der Bibel zu beweisen. Beide Seiten bedienten sich dabei zunehmend der modernen Wissenschaften der Archäologie und der Geschichtswissenschaft.
Diese auf den Ideen der Aufklärung und Säkulariserung fußende Bibelkritik führte dazu, dass die christliche Religion in ihren Grundaussagen in Frage gestellt wurde, bsw. in England durch Jonathan Swift 1708:
- „Ich betrachte die große Menge oder die Masse des englischen Volkes als ebensolche Freidenker, das heißt als ebenso unerschütterliche Ungläubige wie die vornehmsten Kreise.“.
In diese Zeit fällt auch die Auffindung eines Testaments des Abbé Meslier, in dem eine radikale Religionskritik geäußert wurde. Viele der hier im Artikel aufgeführten Punkte finden sich auch schon in Mesliers Werk, so auch der Hinweis auf viele inhaltliche Widersprüche in der Bibel, die er zum Anlass nahm, die Bibel als ein von Menschen geschriebenes Buch aufzufassen.
Diese Sichtweisen nahmen im Zuge der Aufklärung und parallel zu Kirchen- und Religionskritik im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Verbreitung zu. Georges Minois nennt das 18. Jahrhundert das Jahrhundert des Unglaubens.<ref name="gm">Siehe Georges Minois: Die Geschichte des Atheismus</ref> Trotz restriktivster Reaktion von Teilen der Kirche und ihrer Vertreter auf die wachsende Kritik, oder unter Umständen gerade dadurch, erfuhr die Position der Kritiker weite Verbreitung.
- (redaktionelle Zwischenbemerkung: Den geschichtlichen Diskurs anhand der Reaktionen der Katholischen Kirche zu führen ist in Einzelfällen sicherlich angebracht, keineswegs aber als roter Faden brauchbar. Die Katholische Kirche des späten Mittelalters vertrat das Geozentrische Weltbild, eine Auffassung, an der sie heute nicht mehr festhält. Sie war seinerzeit der Auffassung, dass die Bibel dieses Weltbild überliefere. Gallileo Gallilei vertrat hingegen das Kopernikanische oder Heliozentrische Weltbild. Ein Bibelkritiker wurde er allerdings dadurch nicht. Warum dieser Einwand? Nicht alle Auseinandersetzungen mit der Katholischen Kirche über deren Auslegungen der Bibel handeln von eigentlicher Bibelkritik!)
Die Aufzählung prominenter Bibel- und Religionskritiker liest sich wie eine Liste bekannter Namen der Aufklärung, als da wären D'Holbach, Voltaire, La Mettrie, Diderot. Entsprechend der erklärten Hauptmaxime der Aufklärung schickte man sich an, zunehmend den eigenen Verstand zu gebrauchen, auch und gerade bei religiösen Fragen. Man beschied sich nicht nicht mit der kirchlichen Lehre, sondern forderte Nachweise, las die Bibel selbst mit einem kritischen Blick, und maß die kirchliche Lehre daran. Einmal auf diesem Kurs, machten viele nicht bei der Kritik der Bibel halt, sondern stellten die gesamte kirchliche Lehre und Autorität und die christliche Religion in Frage, bis hin zu der Gottheit Christi und der Existenz Gottes. Exemplarisch sei dafür der zu Ende der Aufklärung erschienene Roman „Siebenkäs“ von Jean Paul genannt, der in einer Szene Jesus selbst die Existenz Gottes verneinen lässt.
Den Schritt zum Atheismus wurde nicht überall gleichermaßen vollzogen, Teile der Bibelkritiker wandten sich stattdessen dem Deismus zu, von dem Minois schrieb, er sei „eine Warteposition für Menschen, die das Christentum [...] nicht mehr hinnehmen können, die jedoch [...] noch einen Gott brauchen“.<ref name="gm"/> Der Deismus ist aus dieser Perspektive eine Position, welche die Bibel oder andere Offenbarungen als religiöse Quelle verwirft, und dabei zugleich am Glauben an eine Gottheit festhält. Es ist der Versuch, den Glauben an einen Gott mit eben der kritischen Vernunft in Einklang zu bringen, die gerade die Bibel demontiert hatte. Es ist auch der Versuch, einem im Atheismus gesehenen moralischen Vakuum bzw. einer Sinnleere auszuweichen (siehe dazu auch Kant und Fichte).
Im 19. Jahrhundert – im Gefolge der französischen Revolution – entstanden säkulare Gesellschaftsmodelle, die teils die Religion vom Staat trennen, teils im Sinne eines Atheismus die Religion ganz durch Vernunft und Wissenschaft zu ersetzen suchten. In diesem Klima reagierte die katholische Kirche mit Ablehnung und Verfolgung, sie beharrte auf ihren Alleinvertretungsanspruch in Fragen der Lehre und der christlichen Traditionen, also auch auf der Lehre von der göttlichen Inspiration der Bibel (so z.B. auf dem Vaticanum I mit dem Dei Filius). Im Protestantismus wurde dagegen die Bibelexegese unter den Prämissen der historisch-kritischen Methode betrieben (David Friedrich Strauß), was katholische Theologen bisweilen als Zerstörungswerk an der Bibel bezeichneten (z.B. Lamennais). Hier wurde die Überzeugung der Kirchen deutlich, dass die christliche Religion der Dogmen, Zeichen Gottes und Mysterien bedürfe und die Rückführung der Religion auf die reine Vernunft letztlich zwangsläufig in den Atheismus münden müsse.
Das daraus erwachsende grundlegende Dilemma für die Exegese beschreibt Minois: „Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik (d.h. die historisch-kritische Methode) zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, [...] auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, [...] was zum Unglauben führt; oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter [...] festzuhalten, [...] und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die [...] Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern...“.<ref name="gm"/> Es ist letztlich die Frage: Was steht zuoberst, die Vernunft oder die Offenbarung?
Dieses Dilemma ist real und hat gerade im 19. Jahrhundert viele Christen vom Glauben abgebracht (z.B. Ernest Renan, Friedrich Engels, David Friedrich Strauß, Friedrich Nietzsche), wirkt jedoch heute nach wie vor (z.B. Gerd Lüdemann). Man kann davon ausgehen, dass es umgekehrt auch Einige dazu gebracht hat, eine eher evangelikale Haltung anzunehmen, die dem Dilemma in der anderen Richtung ausweicht, indem man Kritik an der Bibel gänzlich ablehnt (z.B. Eta Linnemann).
Das 19. Jahrhundert markiert ebenfalls den Beginn einer Bibelkritik – und auch allgemeiner einer Religionskritik – aus psychologischer Sicht. Praktisch alle großen Psychologen haben sich in der einen oder anderen Form auch mit der Religion auseinandergesetzt. Die Sichtweisen sind uneinheitlich, aber eine Reihe von Psychologen können zu den Bibelkritikern gezählt werden.<ref>Prominente Beispiele sind hier z.B. Sigmund Freud und C.G. Jung, auch unter den zeitgenössischen Bibelkritikern finden sich viele Psychologen, z.B. Franz Buggle und Gerhard Vinnai.</ref> Psychologische Betrachtungsweisen haben seither Eingang in die Theologie und die Philosophie gefunden,<ref>Siehe z.B. Friedrich Schleiermacher, William James, oder heutzutage Eugen Drewermann. Das Verhältnis zwischen Theologie und Psychologie ist allerdings nach wie vor von Spannungen geprägt, was sich exemplarisch an Drewermanns Lebenslauf ablesen lässt.</ref> aber es hat sich auch mit der Religionspsychologie ein eigener Forschungszweig etabliert. Teils versucht diese psychologische Bibelkritik die Bibeltexte im positiven Sinn als symbolisch zu deuten, was implizit eine wörtliche Lesart der Bibel verneint (z.B. Drewermann), teils wird aber auch auf aus psychologischer Sicht kritikwürdige Inhalte der Bibel und deren Folgen hingewiesen, und die Bibel aus diesem Grund abgelehnt (z.B. Buggle).
Moderne Bibelkritik kann verschiedene Formen annehmen. Das Spektrum erstreckt sich von offener Verunglimpfung über die Karikatur, die Satire, die Ironie, die indirekte Kritik in romanhafter oder gleichnisartiger Form, die direkte Kritik in Prosaform bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen für ein spezialisiertes Publikum.
Reaktionen auf die Bibelkritik
[Quelltext bearbeiten]Einige Anhänger der sich auf die Bibel als heilige Schrift beziehenden Religionen und Bekenntnisse halten Kritik an der Bibel für unzulässig oder gar eine Form von Blasphemie. Sie halten eine kritiklose und vollständige Akzeptanz der Bibel als autoritatives Wort Gottes für erforderlich. Evangelikale Strömungen pflegen diese Ansicht, die Fundamentalistische Hermeneutik und Biblizismus betreibt diesen kritiklose Umgang mit der Bibel in der Theologie.
Andererseits wird auch von Theologen Forschung unter der Prämisse betrieben, als sei Gott nicht existent (etsi Deus non daretur - eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel). Grundlage allen Erkennens ist daher unter dieser Prämisse nicht der Glaube an einen in der Bibel sich ausdrückenden Gott als Herrn der Geschichte. Stattdessen sei die grundlegende Voraussetzung für die bibelkritische Theologie der disziplinierte, fachlich geschulte und kritische menschliche Verstand. Dieser ist die letzte Instanz in der Frage nach der Wahrheit. Diese Prämisse ist für andere Zweige der Wissenschaft ebenso gültig wie für die in diesem Sinne betriebene Bibelforschung.
In manchen Glaubensbekenntnissen bleibt die Interpretation den religiösen Autoritäten vorbehalten, die vom Gläubigen angenommen werden muss (z. B. in der Römisch-Katholischen Kirche untersteht „alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, ... letztlich dem Urteil der Kirche, die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“<ref>Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 119</ref>), überlassen andere Bekenntnisse (z. B. die der Evangelischen Kirche) diese Interpretation dem Einzelnen, der sich dazu gegebenenfalls auch des Gebets, der Meditation, und der Konsultation weiterführender Literatur und religiöser Autoritäten bedient (Martin Luther: „sola scriptura“).
Bibelkritik im Spiegel des Bibelverständnisses
[Quelltext bearbeiten]Augenscheinliche Widersprüche zwischen Aussagen der Bibel und Widersprüche zu Ergebnissen von naturwissenschaftlicher und historischer Forschung werden abhängig vom Bibelverständnis interpretiert:
Irrtumslosigkeit
[Quelltext bearbeiten]Betrachtet man die Bibel als göttlich inspiriert, inhaltlich korrekt und irrtumslos, so werden augenscheinliche Widersprüche an einer falschen Interpretation festgemacht. Wenn Erkenntnisse aus den Wissenschaften der Bibel entgegenstehen, so werden diese abgelehnt.
Noch heute begreift ein großer Teil der evangelikalen Bewegung die Bibel als Geschichtsbuch und betont, dass „die Bibel absolut irrtumslos und unfehlbar“ sei und geht hierbei über die Auffassung der Katholischen Kirche weit hinaus. <ref>Johannes Vogel, Breckerfeld; in: idea-Pressedienst 46/004</ref> Die „Chicago Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift“ von 1978, betont, „dass die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist.“ <ref>http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/chicagoerklaerung-artikel.htm zitiert nach idea-Pressedienst 25/2003</ref>; dies umfasse auch naturwissenschaftliche Aussagen (Biblischer Fundamentalismus).
Eine weniger radikale Position lässt die Bibel zwar göttlich inspiriert, aber von Menschen verfasst sein, wodurch augenscheinliche Widersprüche im Kontext der menschlichen Fehlbarkeit stehen; der göttlich inspirierte Kern wird jedoch nicht in Frage gestellt. Daraus ergibt sich die Problematik, die göttliche Inspiration vom Menschenwerk zu trennen. Hier entsteht ein Interpretationsbedarf, der z.B. von der römisch-katholischen Kirche als eigenes Vorrecht reklamiert wird. Es entsteht so auch ein reichhaltiges Feld, auf dem sich die verschiedenen Konfessionen voneinander absetzen können, indem sie die Bibel auf verschiedene Weise interpretieren. Solche Meinungsverschiedenheiten haben praktisch alle Schismen und Abspaltungen in der Geschichte der christlichen Kirche begleitet.
Gegenüber der Position der Irrtumslosigkeit besteht hier eine größere Bereitschaft in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Menschenwerk
[Quelltext bearbeiten]Die Auffassung, die Bibel sei reines Menschenwerk, ist heute unter aufgeklärten Christen weit verbreitet. Damit wird nicht automatisch die Stellung der Bibel als heilige Schrift zurückgewiesen. Vielmehr erkennt man ihre formale Zeitgebundenheit und fordert die inhaltliche Interpretation für die Moderne.
Rezeption der Bibelkritik im Christentum
[Quelltext bearbeiten]Die meisten Argumente der Bibelkritiker sind implizit oder explizit auch als Argument gegen die göttliche Inspiration oder die Irrtumslosigkeit zu verstehen.<ref>Siehe z.B. Robert Green Ingersoll: A Few Reasons for Doubting the Inspiration of the Bible. (auf Englisch)</ref> Für Anhänger der göttlichen Inspiration kann ein Hinweis auf einen Widerspruch den Charakter einer grundsätzlichen Kritik an der Bibel oder am Christentum erwecken.
Eine Vielzahl von Christen betrachtet die Bibel aus einem aufgeklärten Standpunkt heraus:
- Weit verbreitet ist die Auffassung, dass die Schöpfungsgeschichten sowie die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel keine Tatsachenberichte seien, sondern Glaubensaussagen, eingekleidet in naturkundliche und mythologische Vorstellungen ihrer Entstehungszeit.
- Diese Auffassung lässt sich auch auf weitere Teile der Bibel ausdehnen, z. B. auf die Geschichten von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob. Teilweise wird für die Tatsachenberichte in der Bibel darauf hingewiesen, dass sich im Laufe der bis zu dreitausendjährigen Überlieferung Ungenauigkeiten und Fehler eingeschlichen haben könnten.
- Die Katholische Kirche lehrt: „[...] ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 107). Dies kann so interpretiert werden, dass Irrtumslosigkeit nur für Glaubensaussagen in Anspruch genommen wird, aber nicht unbedingt für naturwissenschaftliche und historische Tatsachenbehauptungen.
- Einige Theologen, unter ihnen Rudolf Bultmann, befürworten eine weitgehende Entmythologisierung der Bibel. Sie erklären bestimmte Geschichten als Mythen, die nicht zur Überlieferung von Tatsachen bestimmt seien, sondern zur Verkündigung von Glaubensinhalten.
Kritik der ethischen Vorstellungen
[Quelltext bearbeiten]Bibelkritiker sehen Widersprüche zwischen den ethischen Vorstellungen in der Bibel und denen aus der modernen Zeit, wie sie z. B. in den Menschenrechten zum Ausdruck kommen. Franz Buggle kritisiert diesen Umstand<ref>Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben, Rowohlt 1997, ISBN 3499604272, Alibri 2004, ISBN 3932710770</ref>. In dieser Diskussion geht es um die Frage, inwiefern die Bibel Grundlage für eine zeitgemäße Ethik sein kann (Theologische Ethik).
Bibelkritiker gründen ihre Ethik oft ohne Rückgriff auf die Bibel auf humanistischen Idealen und kritisieren dann ausgehend von dieser Position die ethischen Maßstäbe der Bibel. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Ethik keines religiösen Fundaments bedürfe, und sich ethische Maßstäbe aus der Vernunft und/oder dem Sozialgefüge herleiten ließen.<ref>Die Ansicht, die Ethik bedürfe eines religiösen Fundamentes, oder genauer gesagt eines Regeln gebenden Gottes, ist weit verbreitet. Sie findet Ausdruck im Dostojewski zugeschriebenen Ausspruch „Ohne Gott ist alles erlaubt.“ Es ist jedoch durchaus möglich, eine Ethik auch ohne Rückgriff auf religiöse Vorstellungen oder Offenbarungen zu entwickeln. Siehe dazu z.B. Mackie: Ethik. Angesichts von häufig vorkommenden religiös motivierten Gewalttaten wird die prinzipielle Überlegenheit religiös begründeter Ethiken auch immer wieder bestritten.</ref> Auf der Grundlage dieser Maßstäbe wird biblische Ethik kritisierbar. Wer dagegen die Bibel als Grundlage der Ethik betrachtet, hat keinen unabhängigen Maßstab, anhand dessen die biblische Ethik kritisiert werden könnte - die Bibel ist selbst der Maßstab. Hier kann man dann allenfalls die innere Konsistenz der biblischen Ethik untersuchen.
So ergeben sich zwei verschiedene Arten der Ethikkritik:
- Kritik an der inneren Konsistenz der biblischen Ethik. Hier stellt sich insbesondere die Frage inwieweit die ethischen Aussagen des neuen Testaments mit denen des Alten Testaments im Widerspruch stehen. („Liebet eure Feinde“ (Lk 6,27-28 EU) im Neuen Testament, „du sollst an ihnen [Anm.: den Feinden] unbedingt den Bann vollstrecken“ (Dtn 20,16-17 EU) im Alten Testament)
- Kritik an der Konsistenz der biblischen Ethik mit anderen Ethikansätzen, besonders derjenigen, die auf den Humanismus zurückgehen.