Wilhelm Jung (Verwaltungsjurist)

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Wilhelm Jung (* 17. März 1903 in Frankenberg; † 15. Juli 1960 in Kassel)[1] war ein deutscher Verwaltungsjurist; er amtierte unter anderem als preußischer Landrat.

Nach dem Schulbesuch studierte Jung Rechtswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und war seit 1922 Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania.[2] Er promovierte im November 1924 zum Dr. jur. Nach einer Tätigkeit als Gerichts- und Regierungsreferendar 1924/1925 folgte 1928 die große Staatsprüfung. Von 1928 bis 1933 war er Regierungsassessor bei den Landratsämtern in Marburg, Flensburg und Halle an der Saale.

Am 4. September 1933 wurde Jung zum Nachfolger von Julius Wehr zum kommissarischen Landrat des Kreises Torgau im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen ernannt, bevor er dieses Amt vom 1. Februar bis 25. Oktober 1934 als regulärer Landrat bekleidete. In dieser Eigenschaft war Jung während der Röhm-Affäre vom Frühsommer 1934 an der Verhaftung des SA-Obersturmbannführers Kurt Mosert beteiligt. Er bestellte Mosert in der Nacht zum 1. Juli 1934 zu sich, worauf dieser von der SS verhaftet wurde. Nach seiner Überführung in das KZ Lichtenburg wurde Mosert dort am 3. Juli erschossen.

Im November 1934 wurde Jung in Torgau durch den neuen kommissarischen Landrat Werner Oberst abgelöst und war anschließend Landrat des Landkreises Merseburg.

Im März 1935 wurde er in den Aufsichtsrat der Merseburger Überlandbahnen AG gewählt.[3]

Im Januar 1938 wurde er an das Reichsministerium des Innern nach Berlin versetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Vizepräsident des Landeskirchenamtes Kassel.[4]

Er war evangelisch, verheiratet mit Annemarie Jung, geborene Schweitzer. Sein 1930 in Marburg geborener Sohn war der spätere Bischof der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck Hans-Gernot Jung.[5]

  • Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen. Bd. 6: Provinz Sachsen. Bearb. von Thomas Klein, Marburg/Lahn, 1975, S. 132 und 149.
  • Dietmar Schulze: Der "Röhm-Putsch" in der Provinz Sachsen. In: Hallische Beiträge zur Zeitgeschichte, Heft 15, Halle 2005, S. 21.
  • Hermann-Josef Rupieper/Alexander Sperk (Hrsg.): Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen, Band 2 Regierungsbezirk Merseburg, Halle (Saale) 2004, Seite 71. (Auszug)
  1. Vgl. Dagmar Pöpping, Peter Beier: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Band 7: 1953, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2009 (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Band 16); S. 766.
  2. Unsere Toten. In: Burschenschaftliche Blätter, 75. Jg. (1960), H. 12, S. 268.
  3. Deutscher Reichsanzeiger vom 5. April 1935, S. 27.
  4. Unsere Toten. In: Burschenschaftliche Blätter, 75. Jg. (1960), H. 12, S. 268.
  5. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 591.