Wilhelm von Keudell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm von Keudell (geboren am 2. Juli 1922 in Berlin-Lichterfelde; gestorben am 3. September 1974 in Matola, Mosambik) war ein deutscher Offizier und Diplomat.

Wilhelm von Keudell gehörte zur Adelsfamilie Keudell. Er war der zweite Sohn des Verwaltungsjuristen Otto von Keudell[1] und dessen Frau Maria (geborene Momm). Seit 1966 war er mit Ragnhild Geißendörfer (1941–2016)[2] verheiratet.[3][4]

Sein Großvater Robert von Keudell war u. a. deutscher Botschafter an der Hohen Pforte im Osmanischen Reich, Botschafter in Italien sowie Mitglied des Reichstages und des Preußischen Abgeordnetenhauses. Sein Onkel Walter von Keudell war von Januar 1927 bis Juni 1928 Innenminister des Deutschen Reichs in der Zeit der Weimarer Republik. Ein weiterer Onkel war Harald Momm.[5]

Wilhelm von Keudell war Offizier der deutschen Wehrmacht[6] in der Zeit des Nationalsozialismus.

In der Bundesrepublik wurde er Diplomat im Außenministerium. 1962 war er als Vizesekretär der Botschaft der Bundesrepublik in Brasilien der erste deutsche Diplomat der in der neuen Botschaft in der neuen Hauptstadt Brasilia eingesetzt wurde.[7][8] 1965 leitete er die Dienststelle Berlin des Auswärtigen Amtes in West-Berlin und war an der Ausarbeitung der Ostdenkschrift als Vermittler der Bundesregierung beteiligt.[9] Ab 1966 war Keudell Konsul in Boston[10] und äußerte sich in dieser Zeit missverständlich zum Verbleib vom U-Boot U 853.[11] Zuletzt amtierte er als Generalkonsul in der portugiesischen Kolonie Mosambik,[12] in der Hauptstadt Lourenço Marques, dem heutigen Maputo.

Keudell hatte zur Lage in Mosambik 1973 nach Deutschland berichtet, dass Portugals Armee die Kolonie Mosambik noch fest unter Kontrolle habe und keine Veränderungen drohten.[6] Als sich im Zuge der Nelkenrevolution am 25. April 1974 in Portugal jedoch ein Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft und ein Bürgerkrieg zwischen den beiden Befreiungsbewegungen FRELIMO und RENAMO anbahnte, erschoss[13] sich Wilhelm von Keudell in der Nacht vom 2. auf den 3. September in seinem Haus in Vila Salazar, dem heutigen Matola.[6] Vorher hatte er noch deutschen Farmern versprochen, für sie bei den portugiesischen Militärs Waffen zu erbitten.[14]

  1. The Book of Kings: The families Quadrangle/New York Times Book Company, 1973, S. 1046.
  2. Trauer um Ragnhild von Keudell-Niemeyer, Deutsches Stiftungszentrum, 30. Juni 2016; Ragnhild von Keudell-Niemeyer, Traueranzeige FAZ (Lebenswege), 25. Juni 2016; abgerufen am 22. Januar 2023.
  3. thepeerage.com, Wilhelm von Keudell; abgerufen am 22. Januar 2023.
  4. The Book of Kings: The families Quadrangle/New York Times Book Company, 1973, S. 1045.
  5. Entnazifizierungsdokument von Momms damaligen Adjudanten Gustav-Rolf Pfordte. Online
  6. a b c Wo sollen wir hin?, In: Der Spiegel, 37/1974, 8. September 1974; abgerufen am 22. Januar 2023.
  7. Manuel P. Mendes: O cerrado de casaca. S. 181. Online
  8. Ione Oliveira: Aussenpolitik und Wirtschaftsinteresse in den Beziehungen zwischen Brasilien und der Bundesrepublik Deutschland 1949-1966 lang, 2005, Seite 208
  9. Vertriebenen-Denkschrift der EKD. Einzelinformation Nr. 939/65; ZAIG, MfS, BStU, BArch, Quellenedition Die DDR im Blick der Stasi, Fußnote 6; abgerufen am 22. Januar 2023.
  10. Foreign Consular Offices in the United States. Hrsg. U. S. Government Printing Office, S. 36. Online
  11. Capegazette (Hrsg.): A mystery of German U8A53 and its whereabouts. Online
  12. Taschenbuch des Öffentlichen Lebens. Bundesrepublik Deutschland, Band (Jahrgang) 23, 1973, S. 209. Online
  13. Aparece Muerto El Consul Genera(l) Aleman En Mozambique. Diario de Burgos, 4. September 1974, S. 1.
  14. Harter Kampf um das neue Portugal, In: Der Spiegel, 23/1974.