Willanzheim (Willanzheim)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Willanzheim
Koordinaten: 49° 41′ N, 10° 14′ OKoordinaten: 49° 40′ 49″ N, 10° 13′ 51″ O
Höhe: 260 m
Einwohner: 663 (1987)[1]
Postleitzahl: 97348
Vorwahl: 09323
Karte
Lage von Willanzheim (fett) im Willanzheimer Gemeindegebiet

Willanzheim ist der Hauptort des Marktes Willanzheim im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Willanzheim liegt im Norden der politischen Gemeinde. Weiter nördlich beginnt das Gebiet der Stadt Mainbernheim, mit dem der Ort über die Staatsstraße 2419 verbunden ist. Nordöstlich und östlich befindet sich die Stadt Iphofen, das Areal der Knaufwerke liegt Willanzheim am nächsten. In einiger Entfernung liegt im Osten Markt Einersheim, im Südosten Mönchsondheim, im Süden befindet sich der Willanzheimer Ortsteil Markt Herrnsheim. Südwestlich beginnt mit Tiefenstockheim die Gemeinde Seinsheim. Im äußersten Westen der Gemarkung stößt das Gebiet von Willanzheim an das der Gemeinde Marktsteft mit dem Ortsteil Michelfeld.

Der Breitbach durchfließt von Osten her die Willanzheimer Gemarkung mit mehreren Mühlen, wobei die Domherrnmühle die letzte auf dem Gebiet von Iphofen ist. Zu Willanzheim gehören die Weidenmühle, die Zapfenmühle unmittelbar südlich der bebauten Fläche, die Brückenmühle und die Hagenmühle weiter bachabwärts. Alle Mühlen waren noch im 19. Jahrhundert eigene Ortsteile der Gemeinde. Dazu gehörten auch zwei Ziegeleien (Helm’sche und Rahner’sche Ziegelei).[2]

Naturräumlich liegt Willanzheim in der Mainbernheimer Ebene des Steigerwaldvorlandes mit ihren flachwelligen Lettenkeuperhöhen. Im Ort haben sich mehrere Naturdenkmäler, vor allem bedeutende alte Bäume bzw. Baumgruppen erhalten.

Der Ortsname Willanzheim verweist auf eine Besiedelung durch die fränkischen Kolonisatoren zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Das Präfix Willanz- geht wohl auf den fränkischen Vornamen Wieland zurück. Der Ort war also das Heim eines Wieland. Willanzheim unterschied sich früh von den Orten in seiner Umgebung, weil hier ein fränkisch-königlicher Fronhof oder sogar ein Königshof angesiedelt wurde. Erstmals erwähnt wurde der Ort als Uueolendishaim im Jahr 741, als die Karolinger das neugegründete Bistum Würzburg mit mehreren Kirchen ausstatteten.[3]

Mit einer Schenkung durch den Ortsadeligen Gerung von Wielandesheim an das Domstift Würzburg im Jahr 1137 wird das Dorf neuerlich in den Quellen fassbar. Damals gelangte die örtliche Burg an Würzburg, das die Schenkung wiederum als Lehen an kleinere Adelsgeschlechter übergab. So gelangten auch die Grafen zu Castell 1315 an die Vogtei über das Dorf. Sie vergaben allerdings ebenfalls Lehen, sodass die Grundherrschaft in Willanzheim bald stark zersplittert war.[4]

Unter Kaiser Karl IV., der einen Landweg zwischen seinen Besitzungen in Böhmen und Luxemburg schaffen wollte, spaltete sich die Dorfherrschaft im 14. Jahrhundert noch weiter. Insgesamt sind zu dieser Zeit zwei befestigte Anlagen um den Ort auszumachen (Turmhügel und Burgstall Willanzheim). Im 15. Jahrhundert besaßen die Ritter von Heidingsfeld, die Fuchsen von Dornheim und die Wenkheim Lehengüter vor Ort. Schließlich gelang es den Wenkheim den Großteil der Lehen auf sich zu vereinen, man gab einen Adelssitz wieder auf.[5]

Erst 1628 konnte das mächtige Hochstift Würzburg die Vogtei und Dorfherrschaft über Willanzheim erwerben. Bis zur Säkularisation unterstanden die Bewohner nun dem Fürstbischof von Würzburg. Anschließend wurde der Ort Teil des Kurfürstentums, später des Königreichs Bayern. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Dorf von amerikanischen Truppen bombardiert und die Kirche weitgehend zerstört. Seit 1978 ist Willanzheim der Hauptort der Marktgemeinde Willanzheim.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boden- und Baudenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der markante Kirchturm der Martinskirche
Der Bildstock von 1501

Als Bodendenkmal wird die sogenannte „Pfaffenburg“ in der Nähe von Willanzheim geführt. Es handelt sich um eine latènezeitliche Viereckschanze, die der örtlichen Bevölkerung in vorgeschichtlicher Zeit einen Rückzugsort bot. Die Seitenlänge der Anlage beträgt 110 m. Die Wälle sind 5 m breit.

Mehrere Baudenkmäler haben sich in Willanzheim erhalten. Den Mittelpunkt des Ortes bildet noch heute die Martinskirche, die bereits im 8. Jahrhundert zur Grundausstattung des Bistums Würzburg gehörte. Besonders prägnant ist das achteckige Turmobergeschoss und die Welsche Haube mit Laterne. Im Inneren prägen moderne Erneuerungen nach dem Zweiten Weltkrieg und seinen Zerstörungen das Gotteshaus. Ältestes Stück der Ausstattung ist die Kanzel aus der Zeit um 1800.

Um die Kirche besteht noch heute eine gut erhaltene Kirchenburg. Bereits seit 1303 schützte eine Ummauerung mit Gadenhäuschen das Gotteshaus und bot auch der Gemeinde in Notzeiten Schutz. Man betritt heute die Kirchenburg über einen Durchgang an der sogenannten Rathausgade, in der die Gemeindeverwaltung von Willanzheim untergebracht ist. Eindrucksvoll sind auch die Mauern, die im Süden teilweise noch mit den typischen Schlitzfenstern ausgestattet sind.

Aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen zwei Feldkapellen, die an den Ortsrändern von Willanzheim errichtet wurden. Daneben haben sich mehrere Bildstöcke und andere Kleindenkmäler erhalten, die von der Volksfrömmigkeit vergangener Jahrhunderte zeugen und typisch für ein katholisches, fränkisches Dorf sind. Besonders eindrucksvoll ist ein Bildstock aus dem Jahr 1501, der in der Nähe der Zapfenmühle aufgestellt wurde.

Einige Sagen haben das sogenannte Greutholz zwischen Iphofen und Willanzheim zum Thema. Man erzählte sich, dass dort ein verwunschener Mann umgehe, der laut „hu hu“ rufen soll. Ebenso soll dort eine Frau gesehen worden sein, die ihre weiße Wäsche schüttelte und an einem Baum aufhängte. Während der Adventszeit und um Ostern wurde man auch im Wald oft in die Irre geführt und kam erst am nächsten Morgen wieder nach Willanzheim zurück.

Eine Kitzinger Metzgersfrau soll nach ihrem Tod in den Wald verbannt worden sein. Sie hatte beim Fleischabwiegen ihren Daumen auf die Waage gelegt, weshalb sie noch als Verwunschene immer wieder rief: „Drei Viertel und a Damma it a a Pfund!“ Außerdem vermutete man im Wald ein altes Kloster, welches im Hunnenkrieg zerstört worden sein soll. Wahrscheinlich spielt diese Sage auf ein altes Schanzwerk an, das dort verortet wird.[6]

Willanzheim ist heute Weinbauort im Anbaugebiet Franken. Allerdings besitzt die Lage um das Dorf keinen eigenen Namen. Willanzheim ist Teil des Bereichs Weinparadies, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Gipskeuperböden um Willanzheim eignen sich ebenso für den Anbau von Wein, wie die Lage in der Maingauklimazone, die zu den wärmsten Deutschlands gehört.

Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Willanzheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe mit an den Main. Der Weinbau erlebte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie der Reblaus den Anbau. Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre.[7] Erst seit den 2000er Jahren wird in Willanzheim wieder in begrenztem Umfang Weinbau betrieben.

Weinlage[8] Größe 1993[9] Himmelsrichtung Hangneigung Hauptrebsorten Großlage
ohne Namen unklar Süden unklar unklar Iphöfer Burgweg

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kunz von Iphofen (1460–1523), Montanunternehmer im Erzgebirge
  • Leonhard Rosen († 1591), Abt von Kloster Ebrach (1563–1591)
  • Philipp Joseph Frick (auch Frike, 1742–1798), Hoforganist in Baden-Baden, Musiktheoretiker
  • Meinrad Sprenke (geboren als Georg Joseph Stephan Anton, 1755–1837), Kapuziner, theologischer Schriftsteller
  • Anton Franz Jaeger (1788–1851), Oberst und Kommandeur des 14. Infanterie-Regiments
  • Michael Störcher (1817–1888), Pfarrer und Maler[10]
  • Peter Endrich (1886–1986), Prähistoriker und Hobby-Archäologe
  • Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford2 1993.
  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Johann Ludwig Klarmann: Der Steigerwald in der Vergangenheit. Ein Beitrag zur fränkischen Landeskunde. Gerolzhofen2 1909.
  • Johann Ludwig Klarmann, Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. Nachdruck der Ausgabe 1912. Neustadt an der Aisch 1982.
  • Sebastian Zeißner: Beiträge zur Geschichte mainfränkischer Burgen. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Bd. 6. (=Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg Bd. 77). Volkach 1954. S. 231–235.
Commons: Willanzheim (Willanzheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 364 (Digitalisat).
  2. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1261 (Digitalisat).
  3. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 118.
  4. Kulturpfad Grafen Castell: Willanzheim, abgerufen am 28. Juni 2019.
  5. Zeißner, Sebastian: Beiträge zur Geschichte mainfränkischer Burgen. S. 126.
  6. Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 261.
  7. Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 50–52.
  8. Regierung von Unterfranken: Weinbergslagen in Bayern gegliedert nach Bereichen (Memento des Originals vom 28. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regierung.unterfranken.bayern.de, PDF-Datei, abgerufen am 16. Mai 2019.
  9. Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 237.
  10. Klarmann, Johann Ludwig: Der Steigerwald in der Vergangenheit. S. 216.