William Cohn (Politiker)

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William Cohn (* 26. April 1866 in Treptow an der Tollense; † 25. Februar 1943 in Berlin) war ein deutscher Kaufmann und Politiker (DDP).

William Cohn gehörte einer jüdischen Familie an,[1] besuchte das Realgymnasium in Bützow und machte anschließend eine Kaufmannslehre. Seit 1898 betrieb er in Rostock die Getreidegroßhandlung William Cohn Getreide Im- und Export. Von 1903 bis 1920 war er im Vorstand der Rostocker Kaufmannschaft, deren Mitglied er seit 1900 war. Er war auch Vorsitzender der Vereinigung der Baltischen Getreideexporteure. Ab Ende August 1910 war er Konsul für Chile mit Sitz in Rostock.[2] Ende November 1918 war er gemeinsam u. a. mit Friedrich Carl Witte, Richard Siegmann und Hans Winterstein Mitgründer der Rostocker Ortsgruppe der DDP.[3] 1919/20 war er für die DDP und den Wahlkreis Rostock-Doberan Mitglied des Verfassunggebenden Landtags von Mecklenburg-Schwerin.[4][5]

Im Januar 1919 bewarb sich Cohn als Kurator bei der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Rostock. Seine angestrebte Anerkennung mit dem Titel des Kommerzienrates wurde durch das Ministerium abgelehnt und er verlangte anschließend zwei Drittel seiner gespendeten 30.000 M zurück.[1][6] Wahrscheinlich ist, dass er mit diesem Geld die spätere Stiftung finanzierte. Denn Ende 1919 stiftete er mit seiner Ehefrau im Rahmen der 500-Jahr-Feier der Universität Rostock 25.000 Mark.[7] Dieses Stipendium sollte Studentinnen helfen und war nach seiner kurz vorher verstorbenen Tochter Margarete benannt. Dafür ernannte ihn die Universität Rostock u. a. gemeinsam mit Leo Glaser zu ihrem Ehrenmitglied.[8]

Um die Mitte der 1920er Jahre siedelte Cohn nach Berlin über und führte sein Geschäft dort fort. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde dieses wohl schon recht bald geschlossen. In der Reichspogromnacht wurde Cohn im KZ Sachsenhausen inhaftiert und am 29. November 1938 wieder entlassen. Er nahm sich am 25. Februar 1943 in Berlin das Leben.

  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 1828.
  • Andreas Frost: Aufbruch in die Demokratie. Landtage und Abgeordnete in Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zwischen 1918 und 1920. Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2019, ISBN 9783981643978, S. 86f.

Einzelnachweise

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  1. a b Martin Buchsteiner und Antje Strahl: Zwischen Monarchie und Moderne. Die 500-Jahrfeier der Universität Rostock 1919. (= Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte 4), Rostock 2008, S. 16 (Digitalisat)
  2. Mecklenburg-Schwerin (Germany): Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. 1910, S. 229 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).
  3. Kyra T. Inachin: Durchbruch zur demokratischen Moderne: die Landtage von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Pommern während der Weimarer Republik. Edition Temmen, 2004, ISBN 978-3-86108-046-6, S. 42 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).
  4. Frank Schröder, Ingrid Ehlers: Zwischen Emanzipation und Vernichtung: zur Geschichte der Juden in Rostock. Stadtarchiv Rostock, 1988, S. 1925 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).
  5. Mecklenburg-Schwerin (Germany): Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. 1919, S. 192 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).
  6. Martin Buchsteiner und Antje Strahl: Zwischen Monarchie und Moderne. Die 500-Jahrfeier der Universität Rostock 1919. (= Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte 4), Rostock 2008, S. 106 (Digitalisat)
  7. Markus Drüding: Akademische Jubelfeiern: Eine geschichtskulturelle Analyse der Universitätsjubiläen in Göttingen, Leipzig, Münster und Rostock (1919-1969). LIT Verlag Münster, 2014, ISBN 978-3-643-12690-0, S. 73 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).
  8. Frank Schröder, Ingrid Ehlers: Zwischen Emanzipation und Vernichtung: zur Geschichte der Juden in Rostock. Stadtarchiv Rostock, 1988, S. 1927 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2020]).