Windfarbgen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rappe mit Windfarbgen:
Rappwindfarben
Brauner mit Windfarbgen:
Braunwindfarben
Fuchs mit Windfarbgen:
kein Einfluss erkennbar
Windfarbiges Fohlen mit den typischen weißen Wimpern

Das Windfarbgen ist ein Gen, das beim Hauspferd die schwarze Farbe bei Pferden aufhellt.

Windfarbige Pferde haben oft Fehlbildungen der Augen. Windfarbene kommen recht häufig beim Islandpferd, beim American Miniature Horse, beim Comtois, beim Finnpferd oder dem Rocky Mountain Horse vor. Bei anderen Rassen ist die Farbe selten.

Der Begriff „Windfarben“ ist eine deutsche Übersetzung des isländischen Begriffs „Vindótt“ welcher die gleiche Fellfarbe beschreibt.

Die fachsprachliche Bezeichnung für das Windfarbgen lautet „Silver“ und wurde in Anlehnung an den englischen Namen "Silver Dapple" für Fellfarbe, die durch das Gen verursacht wird.

Das Silvergen des Hauspferdes ist eine Mutation eines Genortes, die dem Silver-Locus PMEL17 entspricht. Das verantwortliche Gen wird mit Z dargestellt. Die Forschungsergebnisse zur genetischen Bestimmung von Silver wurden 2006 veröffentlicht.

Die Mutation wird autosomal dominant vererbt. Silver beeinflusst die Bildung des schwarzen Pigments Eumelanin und aus diesem Grund nur schwarzen Haare aufhellen, beispielsweise Rappen oder Braune.

Silver hat keine Auswirkung auf das rötliche PigmentPhäomelanin, so dass Pferde, die genetisch Füchse (rot) sind, keine Farbveränderungen oder Aufhellungen im Fell zeigen. Füchse können jedoch das Windfarbgen an ihre Nachkommen vererben, wenn sie das Gen tragen.

Pferde, die Silver homozygot tragen, sind oftmals heller als Pferde, bei denen Silver nur heterozygot vorliegt. Silver tritt in Interaktion mit anderen Farbgenen. Es werden Interaktionen mit der Genetik des Schimmels und dem Cream-Gen beschrieben.

Erscheinungsbild

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gestreifter Fohlenhuf bei einem Windfarbigen

Das Erscheinungsbild des Windfarbgens hängt von der Grundfarbe ab. Das Windfarbgen kann die schwarze Mähne von Braunen zu weiß aufhellen und das schwarze Fell von Rappen zu schokoladenbraun mit hellem Langhaar. Fohlen mit dem Windfarbgen sind meist ziemlich hell und haben aufgehelltes bis graues Langhaar (Mähne und Schweif). Sie haben auffällig weiße Wimpern. Die Hufe von Jungtieren sind bis etwa zum Ende des ersten Lebensjahres schwarzweiß gestreift, werden dann dunkler und verlieren die Streifen.

Das Erscheinungsbild des Windfarbgens hängt auch davon ab, welche anderen, modifizierenden Farbgene bei einem Pferd zusammentreffen. Da das Windfarbgen nur schwarze Haare aufhellt, kann es vom Fuchs abgeleitete Farben nicht aufgehellen. Fuchsschecken, Palominos, Rotschimmel (unabhängig davon ob sie echte Schimmel oder stichelhaarige Pferde sind) und Füchse werden vom Windfarbgen nicht verändert.

Alle Farben, die von Braunen oder Rappen abgeleitet sind, sind beeinflussbar. Mausfalben, Braunfalben, Leuchtrappen, Rappschecken oder Braunschecken und Schimmel, so lange sie noch nicht ganz weiß sind, können also ebenfalls durch das Windfarbgen aufgehellt werden.

Braunwindfarben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Braunwindfarbene Pferde sind Braune, die durch das Windfarbgen aufgehellt sind. Braune mit Windfarbgen haben aufgehelltes Langhaar, auch das Schwarz an ihren Beinen ist aufgehellt. Der übrige Körper bleibt unverändert, da er (sofern es sich nicht um einen Schwarzbraunen handelt) kein schwarzes Fell hat.

Rappwindfarbene Pferde sind Rappen, die durch das Windfarbgen aufgehellt sind. Sie können eine dunkle Körperfarbe mit silberner Mähne und Schweif haben, andere sind gleichmäßig schokoladenbraun, manchmal mit deutlich hellerer Mähne, manchmal aber auch nicht. Viele Pferde mit Windfarbgen haben ein geäpfeltes Fell (engl. dapple), dieses Merkmal muss aber nicht unbedingt vorhanden sein. Teilweise tritt es auch nur im Fellwechsel auf und ist nicht das ganze Jahr hindurch sichtbar.

Verwechslungsmöglichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Füchse können an rappwindfarbene Pferde erinnern, wirken aber gewöhnlich weniger grau.
  • Lichtfüchse sind manchmal kaum von Braunwindfarbenen zu unterscheiden
  • Braunwindfarbene können mit dunkleren Isabellen verwechselt werden.
  • Aufgrund der grauen Anteile im Fell können Braunwindfarbene mit durch Smutty verdunkelte Füchse und Palominos verwechselt werden.
  • Windfarbene wurden auch schon mit Apfelschimmeln verwechselt. Der Schimmel hat eine Mischung von schwarzen und weißen Haaren in den grauen Fellbereichen.
  • Windfarben kann mit Mushroom verwechselt werden, das beim Shetlandpony vorkommt. Dunkles Mushroom kommt Windfarben so nah, dass es optisch nicht unterscheidbar ist.
Augenschäden durch homozygot vorliegendes Silvergen: A Zyste im Glaskörper; B Grauer Star, Subluxation, und weiteren Schäden; C unnatürlich nach außen gewölbte Hornhaut; D Gesundes Auge zum Vergleich

Rocky Mountain Horses haben oft Fehlbildungen der Augen und es wurde angenommen, dass diese mit dem Windfarbgen zusammenhängen. Inzwischen wurde in Kreuzungsversuchen nachgewiesen, dass ein Zusammenhang besteht. Bei einer anderen Untersuchung kam heraus, dass das für die Augenschäden verantwortliche Gen exakt in dem Bereich liegen muss, in dem sich das Windfarbgen befindet und dort sind auch nur die für die Windfarbe verantwortlichen Mutationen gefunden worden. Außerdem wurde festgestellt, dass für das Windfarbgen homozygote Pferde schwere Augenschäden haben können, während heterozygote Pferde nur geringfügige Fehlbildungen aufweisen, die für den Laien nicht erkennbar sind und keinen nennenswerten Einfluss auf die Sehfähigkeit der Pferde haben.

Von folgenden Rassen ist bekannt, dass dort das Windfarbgen vorkommt: Islandpferd, Shetlandpony, Comtois, American Miniature Horse, Rocky Mountain Horse, Ardenner, Quarter Horse, Morgan (Pferd), Schwedisches Warmblut, Welsh A, Irish Tinker, Finnpferd und andere.
Obwohl die Rasse Schwarzwälder Kaltblut fast ausschließlich und durch Gentests bestätigt aus Füchsen besteht, wurde in einer Studie nachgewiesen, dass das Windfarbgen zu einem sehr geringen Prozentsatz (<1 %) auch bei ihnen zu finden ist. Dieses hat, wie oben beschrieben, auf die Fuchsfarbe keinen Effekt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde es vor mehreren Generationen durch die damals zugelassene Einkreuzung von Ardennern in die Rasse eingebracht.

Commons: Pferde mit dem Windfarbgen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Emma Brunberg, Leif Andersson, Gus Cothran, Kaj Sandberg, Sofia Mikko, Gabriella Lindgren: A missense mutation in PMEL17 is associated with the Silver coat color in the horse. In: BMC Genet. 7, 2006, S. 46. PMID 17029645 doi:10.1186/1471-2156-7-46
  • Emma Brunberg: Mapping of the silver coat colour locus in the horse. Institutionen för husdjursgenetik Sveriges Landbruksuniversitet, Uppsala, Sweden 2006.
  • M. Reissmann, J. Bierwolf, G. A. Brockmann: Two SNPs in the SILV gene are associated with silver coat colour in ponies. In: Anim Genet. 38(1), 2007 Feb, S. 1–6. PMID 17257181
  • B. H. Grahn, C. Pinard, S. Archer, R. Bellone, G. Forsyth, L. S. Sandmeyer: Congenital ocular anomalies in purebred and crossbred Rocky and Kentucky Mountain horses in Canada. In: Can Vet J. 49(7), 2008 Jul, S. 675–681. PMID 18827844
  • L. S. Andersson, R. Juras, D. T. Ramsey, J. Eason-Butler, S. Ewart, G. Cothran, G. Lindgren: Equine Multiple Congenital Ocular Anomalies maps to a 4.9 megabase interval on horse chromosome 6. In: BMC Genet. 9(1), 2008 Dec 19, S. 88. PMID 19099555
  • S. Mömke, R. Schrimpf, C. Dierks, O. Distl: Incidence of Mutation for Silver Coat Color in Black Forest Horses. In: IJAS. 3 (4), 2013, S. 859–861.