Wiry (Marcinowice)
Wiry Groß Wierau | ||
---|---|---|
? Hilfe zu Wappen |
||
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Świdnicki | |
Gmina: | Marcinowice | |
Geographische Lage: | 50° 50′ N, 16° 39′ O | |
Einwohner: | 419 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 74 | |
Kfz-Kennzeichen: | DSW | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau |
Wiry (deutsch Groß Wierau) ist ein Ort in der Landgemeinde Marcinowice (Groß Merzdorf) im Powiat Świdnicki (Kreis Schweidnitz) in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wiry liegt ca. sechs km östlich von Marcinowice (Groß Merzdorf), 16 km östlich von Świdnica (Schweidnitz) und 42 km südwestlich von Breslau. Nachbarorte sind Wirki (Klein Wierau) im Westen, Mysłaków (Kaltenbrunn) im Norden, Tąpadła (Tampadel) im Osten, Jędrzejowice im Süden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Möglicherweise ging dem heutigen Wiry eine slawische Vorgängersiedlung voraus, die im Zuge der Ostkolonisation durch deutsche Siedler neu erschlossen wurde. Die Ersterwähnung erfolgte 1193 in einer Urkunde als „Vuiri“. Wierau zerfiel in zwei Anteile. Beide Dörfer gehörten dem Breslauer Sandstift und erhielten 1221 deutsches Recht.[1] Auf Groß und Klein Wierau entfielen im Mittelalter je 40 Hufen. In Groß Wierau besaß die Kirche zwei, der Schulz sechs, „Ebirlinus“ eine, „Gertrudis“ eine und „Richwinus“ zwei Hufen, die sämtlich frei waren. Das Herzogsgetreide der beiden Dörfer (28 Zinshufen in Groß Wierau und 34 Zinshufen in Klein Wierau) schenkte der Schweidnitzer Herzog Bolko I. dem von ihm gegründeten Zisterzienserstift Grüssau. Die Bauern hatten die Auflage, das Getreide jährlich mit eigenen Fuhren in den Stiftsspeicher abzuliefern. Die Pfarrkirche zu Groß Wierau besaß laut einer Urkunde Herzog Bolkos von 1299 zwei Freihufen.
1462 schlichtete das Zwölfmännergericht zu Schweidnitz einen Streit zwischen dem Abt des Breslauer Augustiner-Chorherrenstifts Nikolaus Schönborn und dem Nickel Seidlitz auf Kratzkau (Vormund des Cunze Schönhae von Rogau) über die Oberen und Niederen Gerichte in Groß Wierau. Das Gericht entschied „das der Abt Recht bestellen mag, so oft im das Not tut... auch soll der Schultheiß Ding bestellen und hegen... so oft es diejenigen von ihm begehren...“. Eine Abgrenzung der Ober- und Niedergerichtsbarkeit wurde 1483 zwischen dem Abt Benedikt Jonsdorf und dem Vinzenz Nimptsch von Stephanshain, auf welchen die Obergerichtsbarkeit übergegangen war, vereinbart.[2] Bis zur Säkularisation 1810 gehörte Wierau dem Sandstift Breslau.
1785 umfasste der erste Anteil (Groß Wierau) eine katholische Kirche, ein Pfarrhaus, ein Schulhaus, 14 Bauern, elf Gärtner, 17 Häusler, zwei Wassermühlen und 356 Einwohner. Der zweite Anteil (Klein Wierau) hatte 15 Bauern, vier Gärtner, 15 Häuser, zwei Wassermühlen und 335 Einwohner.[3] Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Groß Wierau 1741/42 mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Stephanshain in den Kreis Schweidnitz eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Seit 1815 gehörte es zum Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien. Nach der Verstaatlichung der Kirchengüter nach 1810 wurde das Schloss Groß Wierau der königlichen Kriegs- und Domänenkammer Breslau zugewiesen.
1845 zählte Groß Wierau dem königlichen Rentamt Schweidnitz, sonst dem Sandstift Breslau gehörig, 75 Häuser, eine Freischoltisei, 591 Einwohner (31 evangelisch und der Rest katholisch), evangelische Kirche zu Hennersdorf (Kreis Reichenbach), eine katholische Pfarrkirche unter königlichen Patronat, ein Widum mit 77 Morgen Acker, sieben Morgen Wiesen und 50 Morgen Wald, eine katholische, ausschließlich für diesen Ort zuständige Schule, zwei Wassermühlen, 21 Baumwoll- und Leinwebstühle, 19 Handwerker, zwei Krämer und eine Ziegelei des Besitzers Ulbrich, der 400.000 Flachwerke produzierte. Zur katholischen Parochie waren gepfarrt: Groß und Klein Wierau sowie Tampadel. Zur verbundenen Filialkirche in Goglau waren gepfarrt: Käntschen, Weißkirschdorf und Pilsen.[4] 1856 waren es eine katholische Pfarrkirche, 680 meist katholische Einwohner, zwei Wassermühlen (nördlich die Neumühle, nordwestlich die Pfeffermühle), drei Windmühlen (darunter eine holländische) und eine Ziegelei. 1850 brach in der Gemeinde die Cholera aus.[5]
Seit 1874 bildeten die Landgemeinden Groß Wierau, Klein Wierau, Tampadel und der Gutsbezirk Költschenbusch den Amtsbezirk Groß Wierau.[6] Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Groß Wierau mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es durch die polnische Administration in Wiry umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden, soweit sie nicht schon vorher geflohen waren, vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. Heute gehört Wiry zur Landgemeinde Marcinowice.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erzengel-Michaels-Kirche
- Schloss Groß Wierau, Ruine
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Walter (1918–2009), deutscher Organist, Komponist, Kirchenmusikdirektor und Hochschullehrer
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Acta physico-medica academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum. Endter, 1856, S. 621–622.
- ↑ Hermann Adler: „Aelteste Geschichte der am Fusse des Zoldenberges liegenden Dörfer des Augustiner-Chorherren-Stiftes auf dem Sande zu Breslau ...“ 1873, S. 59.
- ↑ Friedrich Albert Zimmermann: Beiträge zur Beschreibung von Schlesien: Fünfter Band. bey Johann Ernst Tramp, 1785, S. 519–520.
- ↑ Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845, S. 739.
- ↑ Breslau (Regierungsbezirk): Amts-Blatt der Regierung in Breslau: 1850. Amtsblattstelle, 1850, S. 124.
- ↑ Amtsbezirk Groß Wierau. In: territorial.de. Abgerufen am 17. April 2021.