Witali Iwanowitsch Tschurkin

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Witali Tschurkin (2015)

Witali Iwanowitsch Tschurkin (russisch Виталий Иванович Чуркин, wiss. Transliteration Vitalij Ivanovič Čurkin; * 21. Februar 1952 in Moskau; † 20. Februar 2017 in New York City) war ein russischer Diplomat. Von 2006 bis 2017 war er der Ständige Vertreter (Botschafter) Russlands bei den Vereinten Nationen und im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Tschurkin war das einzige Kind Iwan Tschurkins und dessen Frau Maria, die ihn eine auf die englische Sprache spezialisierte Schule besuchen ließen. Außerdem trat er als Kinderdarsteller in den zwei Lenin-Filmbiografien Das blaue Heft (1964) und Das Herz einer Mutter (1966) auf, setzte seine Schauspielkarriere aber nicht fort. Stattdessen begann er 1969 ein Studium der Geschichte und Fremdsprachen am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO). Im Anschluss daran begann er 1974 seinen Dienst in der sowjetischen Diplomatie.[1]

Bis 1979 arbeitete Tschurkin, der neben Englisch auch Französisch und Mongolisch beherrschte,[2] als Übersetzer im Außenministerium und übersetzte unter anderem bei den SALT-II-Verhandlungen in Genf. Ab 1979 war er in der USA-Abteilung des Außenministeriums tätig und 1982 wechselte der mittlerweile promovierte Historiker an die sowjetische Botschaft in Washington. 1987 kehrte Tschurkin zurück nach Moskau und arbeitete in der außenpolitischen Abteilung des Zentralkomitees der KPdSU. Von 1989 bis 1990 war er Pressesekretär des Außenministeriums und danach Leiter der Informationsabteilung des Ministeriums. Diesen Posten behielt er auch nach dem Zerfall der Sowjetunion im Außenministerium der Russischen Föderation. Von 1992 bis 1994 war Tschurkin Stellvertreter des Außenministers Andrei Kosyrew. Ab 1994 war er Botschafter Russlands in Brüssel, von 1998 bis 2003 in Ottawa. Danach war er einige Jahre Botschafter für besondere Aufgaben im Außenministerium der Russischen Föderation.[3] Am 8. April 2006 wurde er zum UNO-Botschafter Russlands und zu dessen ständigem Vertreter im Weltsicherheitsrat am Sitz der Vereinten Nationen in New York ernannt.[4][2] Dort erwarb er sich den Spitznamen „Mister No“.[1]

Tschurkin starb am 20. Februar 2017, einen Tag vor seinem 65. Geburtstag.[5] Er war am Morgen jenes Tages mit einem Kreislaufstillstand ins NewYork-Presbyterian Hospital eingeliefert worden,[6] nachdem er ohnmächtig in seinem Büro aufgefunden worden war.[7] Daraufhin wurde eine Obduktion angeordnet und durchgeführt.[8] Er wurde am 24. Februar 2017 auf dem Friedhof Trojekurowo in Moskau bestattet.[9]

Tschurkin war verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Seine Frau Irina arbeitet ebenfalls im diplomatischen Dienst,[1] seine Tochter Anastasija ist Journalistin beim russischen staatlichen Auslandssender Russia Today.[10]

In Russland galt Tschurkin als Meister der Krisensituationen, ein Diplomat, der Russlands Interessen bei der UNO etwa im Kaukasuskrieg 2008, dem „Arabischen Frühling“, dem Bürgerkrieg in Syrien oder in der Ukraine-Krise stets durchzusetzen versuchte.[11]

Er lieferte sich auch zum Teil heftige Wortgefechte mit den westlichen Diplomaten. In einer emotionalen Rede im Dezember 2016 warf die amerikanische UNO-Botschafterin Samantha Power Russland und seinen Verbündeten einen „kompletten Kollaps der Menschlichkeit“ in Aleppo vor. Sie fragte Tschurkin: „Schämen Sie sich gar nicht? Sind Sie unfähig, so etwas zu empfinden? Geht Ihnen die Hinrichtung eines Kindes nicht unter die Haut? Gibt es nichts, über das Sie nicht lügen würden?“ Der russische Botschafter erwiderte, Power handele so als sei sie Mutter Teresa und stellte die moralische Überzeugung ihrer Aussagen in Frage: „Am Ende wird Gott darüber richten, wer wirklich die Schuld trägt.“[12]

  • Кто есть кто в России и в ближнем зарубежье: справочник (Wer ist wer in Russland und im nahen Ausland: ein Handbuch). Издательский дом Новое время (Verlag Neue Zeit), Moskau 1993, ISBN 5-86564-033-X.
Commons: Witali Iwanowitsch Tschurkin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Igor Lenski: НЕПАРКЕТНЫЙ ДИПЛОМАТ. In: Московский железнодорожник (Online. Auf stopstamp.ru, abgerufen am 22. Februar 2017)
  2. a b Виталий Чуркин биография (Memento des Originals vom 22. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/persones.ru. Am persones.ru, abgerufen am 22. Februar 2017
  3. Permanent Representative (Memento vom 21. Februar 2017 im Internet Archive). Auf russiaun.ru, abgerufen am 22. Februar 2017
  4. NEW PERMANENT REPRESENTATIVE OF RUSSIAN FEDERATION PRESENTS CREDENTIALS. Am 1. Mai 2006 auf un.org, abgerufen am 22. Februar 2017
  5. Russischer Uno-Botschafter überraschend gestorben. Am 20. Februar 2017 auf spiegel.de, abgerufen am 20. Februar 2017
  6. Richard Roth, Holly Yan: Vitaly Churkin, Russia's ambassador to UN, dies suddenly at 64. Am 21. Februar 2017 auf edition.cnn.com, abgerufen am 22. Februar 2017
  7. Jamie Schram, Lia Eustachewich: Russian ambassador to UN dies after passing out. Am 20. Februar 2017 auf nypost.com, abgerufen am 20. Februar 2017
  8. Russian UN diplomat's death needs further study. Am 21. Februar 2017 auf 1011now.com, abgerufen am 22. Februar 2017
  9. Виталия Чуркина похоронили на Троекуровском кладбище в Москве. RIA Novosti, 24. Februar 2017, abgerufen am 24. Februar 2017 (russisch).
  10. Versha Sharma: Talent-Spotting on Russia Today, voacitiv.com, 5. März 2014: „Anastasia is the daughter of Vitaly Churkin, Russia’s ambassador to the United Nations, and is RT’s “star reporter” according to Konstantin von Eggert, former editor-in-chief at BBC Moscow. Anastasia’s recent dispatches for RT include how the West is whipped up into a “frenzy” of hysteria over Russian troops in Ukraine.“
  11. 10 лет в ООН: чем запомнился Виталий Чуркин. In: РБК. (rbc.ru [abgerufen am 23. November 2017]).
  12. juergen.klatzer: UN-Botschafterin der USA Samantha Power in einem emotionalen Appell zu Aleppo: „Schämen Sie sich gar nicht?“ (kurier.at [abgerufen am 23. November 2017]).