Wittgendorf (Schnaudertal)

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Wittgendorf
Gemeinde Schnaudertal
Koordinaten: 50° 59′ N, 12° 12′ OKoordinaten: 50° 58′ 36″ N, 12° 11′ 41″ O
Höhe: 267 m
Fläche: 12,81 km²
Einwohner: 664 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte: 52 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 06712
Vorwahl: 034423
Wittgendorf (Sachsen-Anhalt)
Wittgendorf (Sachsen-Anhalt)
Lage von Wittgendorf in Sachsen-Anhalt

Wittgendorf ist ein Ortsteil und eine Ortschaft der Gemeinde Schnaudertal im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Zur Ortschaft Wittgendorf gehören neben Wittgendorf selbst die Ortsteile Dragsdorf, Großpörthen, Kleinpörthen und Nedissen.

Lage der ehemaligen Gemeinde Wittgendorf im Burgenlandkreis und in Sachsen-Anhalt. Südlich von Wittgendorf liegt die ehemalige Gemeinde Bröckau, die mit Wittgendorf heute die Gemeinde Schnaudertal bildet.

Wittgendorf liegt etwa acht Kilometer südöstlich von Zeitz an der Landesgrenze zu Thüringen. Der durch den Ort fließende Wittgendorfer Graben ist ein Zufluss der Schnauder.

1288 wurde der Name als Name eines Ritters von Wittichendorf zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt[1] (bereits für das Jahr 1230 Erwähnung eines Ritters von Wittindorf oder Wittekendorf, der von Zeitz kam und dem Deutschen Ritterorden angehörte, in einer Chronik des Deutschen Ritterordens aus der Zeit um 1330).[2] Die Familie hatte sich nach diesem Ort benannt. Wittgendorf gehörte zum Bezirk des Gerichts zum Roten Graben, der im Jahr 1286 an das Hochstift Naumburg-Zeitz kam.[3] 1323 wurde Wittgendorf als Ort zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt.[4] Von 1561 an stand das Hochstift Naumburg-Zeitz unter kursächsischer Hoheit; zwischen 1656/57 und 1718 gehörte es zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Zeitz und fiel dann wieder an Kursachsen.[5] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam Wittgendorf im Jahr 1815 zum Königreich Preußen. Der Ort wurde 1816 dem Kreis Zeitz[6] im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeordnet.

1939 wurde der Nachbarort Dragsdorf nach Wittgendorf eingemeindet. Am 1. Juli 1950 wurden Großpörthen, Kleinpörthen und Nedissen in die Gemeinde Wittgendorf eingegliedert. Zum 1. Januar 2010 fusionierten die Gemeinden Wittgendorf und Bröckau zu der Gemeinde Schnaudertal.

Das Rittergut Wittgendorf war ein Naumburger Stiftslehen. Seit Ende des 14. Jahrhunderts hatte die Familie von Trautzschen dort ihren Sitz. Mit dem Rittergut war ein Patrimonialgericht verbunden; die Akten des Patrimonialgerichts sind, wenn auch längst nicht vollständig, erhalten. Die Besitzer des Ritterguts hatten auch das Patronat über die Kirche in Wittgendorf. Hans Karl Heinrich von Trautzschen (1730–1812), der letzte der Familie im Mannesstamm, war auch der letzte Besitzer aus der Familie. Der Kaiserliche Hauptmann Christoph Johann von Rockhausen, Herr auf Kirchscheidungen und Albersroda, erwarb das Gut 1747 im Rahmen einer Versteigerung. Die Familie von Rockhausen saß in Wittgendorf bis 1825. Zu dem Rittergut gehörten das Herrenhaus, drei Scheunen, ein Brauhaus, außerdem Frohnen, Erbzinsen, Wiesenwachs, Holze, Baumgarten, Fischerei, Jagd, Garten, Steinbrüche. Mitte 1825 wurde das hoch verschuldete Rittergut Wittgendorf meistbietend an den pensionierten Hauptzollamtsrendanten Friedrich Leberecht Garcke versteigert. Die Familie Garcke besaß das Gut bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945.

Kirche Wittgendorf

Der Kern der Kirche stammt aus romanischer Zeit. Er bildete einen Wohnturm.[7][8] Die Befestigung war durch einen Graben geschützt. Der Wohnturm wurde erst in spätgotischer Zeit, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts[9], durch Anbau des Chores und der Sakristei zu einer Kirche umgebaut. Die Kirche steht unmittelbar neben dem Wohnhaus des ehemaligen Rittergutshofes.

Links vom Eingang der St.-Jakob-Kirche erinnern noch zwei im Luis-Seize-Stil gehaltene Grabsteine an die Familie von Rockhausen. In der Kirche befinden sich ein wappengeschmückter Grabstein von 1650 für ein Geschwisterpaar und ein barocker Grabstein für den 1698 in Wittgendorf geborenen Premierleutnant Heinrich von Trautzsch. Neben dem Kirchhof befindet sich der Familienfriedhof der Familie Garcke. Die Kirche wurde seit etwa 1980 nicht mehr benutzt. Der Gottesdienst fand in einem Raum des benachbarten, der Kirchengemeinde gehörenden Hauses statt (Nebengebäude des ehemaligen Pfarrhofs). Ab 1993 ergriff der Tischler Jörg Junghans, in Wittgendorf geboren, die Initiative, die Kirche wiederherzustellen. Landesbischof Axel Noack weihte die Kirche am 3. April 1999 wieder ein.

Einwohnerentwicklung

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Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1995 31. Dezember):

  • 1990 – 737
  • 1995 – 698
  • 2000 – 676
  • 2003 – 675
  • 2007 – 661
Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wittgendorf besaß von 1901 bis 1969 einen Anschluss an die Bahnstrecke Gera-Pforten–Wuitz-Mumsdorf.

Persönlichkeiten

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  • Ernst Zergiebel: Chronik von Zeitz und den Dörfern des Zeitzer Kreises. 3 Bände, Ronneburger, Zeitz 1892–1896, urn:nbn:de:bsz:14-db-id3834678103.
  • Klaus Garcke: Ist Wittgendorf bei Zeitz der Herkunftsort der Ritter von Wittgendorf? Ein methodisch-praktisches Forschungsbeispiel. In: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte. Jahrgang 48, Heft 2, 2007, Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Mitteldeutsche Familienforschung e. V. (AMF)
  • Klaus Garcke: Der Wittgendorfer Zweig der Familie von Rockhausen. In: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte. Jahrgang 49, Heft 1, 2008, Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Mitteldeutsche Familienforschung e. V. (AMF).
  • Klaus Garcke: Geschichte der Familie Garcke. (= Deutsches Familienarchiv Bd. 161) Degener, Insingen 2018, S. 93–108. (Rittergut Wittgendorf)
  • Klaus Garcke: Chronik von Wittgendorf. In: Heimatverein Wittgendorf e. V. (Hrsg.): 730 Jahre Wittgendorf. Wittgendorf 2018, S. 5–29.
Commons: Wittgendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Wittgendorf (bei Zeitz) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Christian Schöttgen/Georg Christoph Kreysig: Diplomataria et scriptores historiae germanicae medii aevi. Band 2. Altenburg 1755, S. 206.
  2. Achim Masser (Hrsg.): Kronike von Pruzintlant. Chronik des Preußenlandes, in Auswahl herausgegeben mit einer Übertragung ins Neuhochdeutsche. Nicolai, Berlin 1993, ISBN 3-87584-463-7, S. 30, 31.
  3. Heinz Wiessner: Das Bistum Naumburg. In: Germania Sacra, N. F., 35, 1. Band 1. de Gruyter, Berlin 1997, S. 571.
  4. Ernst Zergiebel: Chronik von Zeitz und den Zeitzer Dörfern. Band 3 (Teil 4). Zeitz 1894, S. 381.
  5. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 86 f.
  6. Der Landkreis Zeitz im Gemeindeverzeichnis 1900
  7. Paul Grimm: Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte, Band 6, Handbuch vor- und frühgeschichtlicher Wall- und Wehranlagen. Teil 1. Akademie-Verlag, Berlin 1958, S. 324.
  8. Hans Joachim Mrusek: Gestalt und Entwicklung der feudalen Eigenbefestigung im Mittelalter. In: Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse. Band 60, Heft 3. Akademie-Verlag, Berlin 1973, S. 140.
  9. Helfried Weidner: Baugeschichte der Kirche in Wittgendorf. In: Heimatverein Wittgendorf e. V. (Hrsg.): Dorfkirche Wittgendorf. Wittgendorf 1999, S. 12.