Wolffkran

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wolffkran Holding AG

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1854
Sitz Baar, Schweiz Schweiz[1]
Leitung Duncan Salt (CEO)[2]
Mitarbeiterzahl 900[2]
Umsatz 200 Mio. Euro[2]
Branche Maschinenbau
Website www.wolffkran.com
Stand: 2019
Werbeblatt (etwa 1910)
Wolff Ur-Baukran, Museumskran der AG-KBM
Wolffkran-Werk Luckau (Brandenburg)

Wolffkran (eigene Schreibweise WOLFFKRAN) ist ein Turmdrehkran-Hersteller und -Vermieter mit Sitz in Baar, Kanton Zug, Schweiz.

Das 1854 in Heilbronn, Deutschland gegründete Unternehmen wuchs in seiner über 150-jährigen Geschichte zu einem international tätigen Konzern, der heute seinen Hauptsitz und Vertrieb in der Schweiz hat. Die Firmenzentrale der seit 2005 in Baar ansässigen Wolffkran Holding AG befindet sich in Zug.[1] Die Produktionsstandorte befinden sich in Heilbronn und Luckau. Über die Grenzen von Deutschland und der Schweiz hinaus ist Wolffkran in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, im Vereinigten Königreich, dem Mittleren Osten sowie in Nordamerika tätig.[3]

Friedrich August Wolff

Der Gründer der Firma war der Heilbronner Zinnwarenfabrikant und Obermeister des Zinngießerhandwerks, Friedrich August Wolff (1799–1859).[4][5][6] Im Jahre 1854 wagte Friedrich August Wolff den Griff nach einem anderen Metall – dem Eisen. Mit dem ersten Abstich von Eisenguss kann der 19. August 1854 als der Gründungstag der späteren Firma Julius Wolff & Co., GmbH angesehen werden.[7] Ein von Friedrich August Wolff gefertigter Zinnbecher wird im Haus der Stadtgeschichte in Heilbronn ausgestellt.

Nachkommen

Nach Friedrich August Wolffs Tod 1858 wurde das Werk zwischen seinen beiden Söhnen aufgeteilt: Der ältere Sohn Karl Friedrich Wolff führte die Zinngießerei und die Fabrikation chemischer und pharmazeutischer Apparate fort; während der jüngere Sohn Julius Wolff die Eisengießerei und mechanische Werkstätte übernahm. Julius Wolffs Schwiegersohn Eduard Hilger[8] hatte im Dritten Reich Schwierigkeiten, da er als „Mischling“ galt. Unter anderem kam es 1941 zum Verlust von Grundstücksparzellen in Heilbronn-Sontheim und zu einer Verlegung der Firma Kranen-Wolff, weshalb Helga und Joachim Hilger in der Nachkriegszeit Rückerstattungsansprüche stellten.[9][10]

Firma Jul. Wolff & Co.

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Firma Jul. Wolff & Co. widmete sich dem allgemeinen Maschinenbau. Es entstanden große, individuell gefertigte Teile sowie kleine Werkstücke in Massen. Das Produktionsprogramm umfasste Dampfmaschinen, Straßen- und Gartenwalzen, Turbinenräder, Kalander zur Papierfabrikation, Werkzeuge, Kanalisationsteile und Gehwegrinnen, aber auch Schiffspoller, Brückengeländer, Laternenmasten und Ketten aller Art.

Zu den frühen Zulieferern zählte die Heilbronner Kunstschmiede von August Stotz, die Eisenkonstruktionen für Schacht- und Aufzuggerüste fertigte.[11]

1913 stellte Wolff auf der Leipziger Messe den ersten schnell montierbaren und fahrbaren Turmdrehkran mit Wippausleger der Welt vor.[12] Die Firma erhielt von der Messe für „ihre technische Glanzleistung zum Ruhme des Vaterlands“ eine Goldmedaille.

1938 bildete der Kranbau den mittlerweile wichtigsten Geschäftszweig des Unternehmens. Der Name Wolffkran wurde eingeführt. Dank ihrer universellen Bauart fanden die Hebezeuge aus Heilbronn neben dem Hoch- und Tiefbau auf Lagerplätzen von Bau- und Stahlunternehmen, Sägewerken, Steinbrüchen sowie als Verladekrane in Häfen und auf Werften Verwendung.

1953 gliederte der Schwiegersohn des letzten Namensträgers Wolff, Eduard Hilger, das Unternehmen der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) an.

1954 schloss Wolffkran eine Partnerschaft mit MAN, die sich im November 1953 mit 51 Prozent an der Julius Wolff & Co. GmbH beteiligte.

1963 entwickelte Wolffkran die Schlagbolzenverbindung. Anstatt die Turmelemente miteinander zu verschrauben oder zu vernieten, steckt man sie bei diesem Verfahren ineinander, schiebt Schlagbolzen in die vorgesehenen Ausbohrungen und sichert diese mit Splinten oder Federsteckern. Diese sichere Bolzenverbindung lässt sich einfach demontieren.

1973 führte Wolffkran das Baukastensystem ein, dessen Komponenten jeweils den für den Einsatzzweck optimalen Kran ergeben. Der Turm wird in der benötigten Höhe aus einzelnen Turmelementen zusammengesetzt und auch die Auslegerlänge lässt sich durch weitere Komponenten verändern.

1977 erhöhte MAN seine Anteile auf 100 %, aus der Julius Wolff & Co. GmbH wurde MAN Wolffkran.

1989 setzte Wolffkran als erster Turmdrehkranhersteller einen Frequenzumrichter-geregelten Hubwerksantrieb ein.

1995 folgte der erste Wippkran mit elektronischem Innenleben. Als neueste Variante der B-Serie wurde der WOLFF 100 B präsentiert, der im einfachen Seilstrang eine maximale Tragkraft von 3 Tonnen aufweist.

2005 wurden Hans-Peter Koller und Peter Schiefer die neuen Eigentümer von Wolffkran.[13] Der Sitz der Wolffkran AG wurde nach Zug in die Schweiz verlegt.

2008 wurde die Wolffkran Werk Brandenburg GmbH in Luckau als zweite Produktionsstätte neben dem Heilbronner Werk eröffnet.

Ab 2017 agiert Wolffkran als Sponsor der Wolffkran Open in Ismaning.

2019 Duncan Salt wird CEO bei WOLFFKRAN. Dr. Peter Schiefer bleibt Delegierter des Verwaltungsrats.

  • Laufkatzkrane WOLFF clear Krane (spitzenlose) WOLFF cross Krane (mit klassischer Spitze)
  • Wippkrane
  • Systemkomponenten
  • Johannes Karl Westermann: Turmdrehkrane im Hochbau: Untersuchungen zu automatischen Lastaufnahmeeinrichtungen. Diplomarbeit. Hrsg.: Universität Karlsruhe [TH]. Karlsruhe 2005.
  • Dirk P. Moeller: Kran- und Baumaschinenmuseum: Von der Idee zur Wirklichkeit. In: Stahlbau. Band 82, Nr. 4. Ernst & Sohn, Berlin 3. April 2013, S. 302–308, doi:10.1002/stab.201320047 (ISSN 0932-6375 und ISSN 0038-9145).
  • Stephan Bergerhoff, Heinz-Gert Kessel, Pius Meyer: Turmdrehkrane: 100 Jahre auf Baustellen in aller Welt. Podszun, Brilon 2010, ISBN 978-3-86133-560-3.
  • Stefanie Ehmann, Alexandra Waldenmaier, Erik Bohr (Fotos): Zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Wolffkran. Motorbuch, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02724-4.
  • Martin J. Dougherty: Kräne: Die spektakulärsten Baumaschinen der Welt. Parragon, Bath UK 2008, ISBN 978-1-4075-2396-5.
Commons: Wolffkran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Eintrag der «Wolffkran Holding AG» im Handelsregister des Kantons Zug (Memento vom 4. Juni 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 3. Dezember 2015)
  2. a b c Manfred Stockburger: Chefwechsel bei Heilbronner Traditionsfirma Wolffkran. In: Heilbronner Stimme. 3. September 2019 (stimme.de [abgerufen am 5. September 2019]).
  3. Compana Profile wolffkran.com, abgerufen am 19. November 2017.
  4. Lebensdaten nach Stadtarchiv Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur ZS-12922, Eintrag zu Friedrich August Wolff in der Datenbank HEUSS
  5. Biographien der Heilbronner Wirtschaft. In: Manfred Kaiser, Felix F. Voigt: Heilbronn – Junge Großstadt auf dem Weg in die Zukunft. Druckhaus Heilbronn, Heilbronn 1970, S. 102.
  6. Hans Ulrich Eberle: Firmenkurzbiographien. In: Stadt- und Landkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart / Aalen 1974, ISBN 3-8062-0121-8, S. 381–407, dazu S. 406.
  7. Die Maschinenfabrik Julius Wolff & Co., GmbH. Heilbronn. In: Heilbronn. Städtebuchverlag H. und R. Heimrich, Stuttgart 1967, S. 62.
  8. Biographien der Heilbronner Wirtschaft. In: Manfred Kaiser, Felix F. Voigt: Heilbronn – Junge Großstadt auf dem Weg in die Zukunft. Druckhaus Heilbronn, Heilbronn 1970, S. 102.
  9. Stadtarchiv Heilbronn, Datenbank HEUSS: vgl. Zusammenhang des Grundstücksverkaufs 1941 mit der Verlegung der Fa. Kranen-Wolff und der „Mischlingseigenschaft“ des Geschäftsführers und Vaters der Antragsteller Eduard Hilger
  10. Rückerstattungsverfahren für die Grundstücke Parz. 3603 - 3609/3 Markung Sontheim (Vorb.: Helga und Joachim Hilger) 1941–1952. Stadtarchiv Heilbronn, Datenbank HEUSS, Signatur B033-444
  11. Werbebroschüre mit Abbildungen von Arbeiten der Fa. August Stotz Söhne aus den Jahren 1905–1910. A. Landerer (Druck), Heilbronn 1910/1912, S. 8.
  12. Karl-Eugen Kurrer: Vom Urbild des Turmdrehkrans. In: VDI nachrichten Nr. 18/2013, 3. Mai 2013, S. 6.
  13. Manfred Stockburger: Bei Wolffkran kommt der neue Leitwolf von außen. In: Heilbronner Stimme. 6. Juli 2006 (stimme.de [abgerufen am 28. Februar 2010]).