Wolfgang Bergsdorf
Wolfgang Bergsdorf (* 7. November 1941 in Bensberg, Rheinisch-Bergischer Kreis; † 9. Januar 2024 in Bonn[1][2]) war ein deutscher Politikwissenschaftler, Publizist und politischer Beamter. Er war ab 1973 Büroleiter und einer der engsten Berater Helmut Kohls, ab 1982 Abteilungsleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und von 1993 bis 1998 Abteilungsleiter Kultur und Medien im Bundesministerium des Innern. Von 2000 bis 2007 war Bergsdorf Präsident der Universität Erfurt und von 2007 bis 2015 Präsident der Görres-Gesellschaft.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bergsdorf studierte von 1961 bis 1970 Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaften in Bonn, Köln, München und Regensburg. Er engagierte sich in der studentischen Selbstverwaltung, unter anderem als Sozialreferent des Verbands Deutscher Studentenschaften (VDS). 1970 wurde er zum Dr. phil. promoviert; 1982 habilitierte er sich bei Karl Dietrich Bracher an der Universität Bonn und wurde dort 1987 zum außerplanmäßigen Professor für Politische Wissenschaft ernannt.
Nachdem Bergsdorf bereits während seines Studiums als freier Journalist tätig gewesen war, wurde er nach dem Doktorexamen stellvertretender Parteisprecher der CDU und 1973 Büroleiter des damaligen Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Nach dem Regierungswechsel 1982 wurde Bergsdorf zunächst Leiter der Abteilung Inland im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. 1988 begleitete er den Kanzler auf einer privat genannten mehrtägigen Reise in die DDR.[3] Von 1993 bis 1998 leitete Bergsdorf als Ministerialdirektor die Abteilung Kultur und Medien im Bundesministerium des Innern und war als Mitglied des „Küchenkabinetts“ u. a. neben Horst Teltschik und Eduard Ackermann einer der engsten Berater des Bundeskanzlers Helmut Kohl.[4]
Von 2000 bis 2007 war er Nachfolger von Peter Glotz als Präsident der Universität Erfurt.
Wolfgang Bergsdorf hatte mehrere Positionen in Kuratorien und Stiftungen, bspw. von 1986 bis 1996 Mitglied im Fernsehrat des ZDF. Bergsdorf wurde 1985 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. 1986 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seit 1991 war er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaft und Künste.
Seit 1994 war er Mitherausgeber der christlich orientierten Wochenzeitung Rheinischer Merkur (Erscheinen 2010 eingestellt). Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Staufia Bonn im CV und im Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung. Bergsdorf war Mitherausgeber von Die Politische Meinung, der Monatszeitschrift zu Fragen der Zeit, herausgegeben mittlerweile von Norbert Lammert und Bernhard Vogel für die Konrad-Adenauer-Stiftung. 2004 war er stellvertretender Vorsitzender im Programmausschuss des Deutschlandradios. Seit 2006 war er Kuratoriumsmitglied der Bürgerstiftung Rheinviertel. Darüber hinaus war er bis 2023 Vorsitzender des Aufsichtsrats der ProContent gAG, der früheren Medienakademie Ruhr der Funke-Mediengruppe in Essen.[5]
Der Politikwissenschaftler Harald Bergsdorf ist sein Sohn.
Wolfgang Bergsdorf verstarb am 9. Januar 2024 nach kurzer Krankheit in Bonn.[6][7][8]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die vierte Gewalt: Einführung in die politische Massenkommunikation. Hase & Koehler, Mainz 1980.
- Politik und Sprache. Olzog-Verlag, München 1978
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurzbiographie Wolfgang Bergdsorf, 2002 (PDF-Datei) [1]
- Kay Müller u. Franz Walter: Graue Eminenzen der Macht. Küchenkabinette in der deutschen Kanzlerdemokratie. Von Adenauer bis Schröder. Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-531-14348-4, S. 140 ff. (Rezension von Bert Große: [2]).
- „Politik ohne kulturelle Fundierung ist eigentlich sinnlos“. Ein Gespräch mit Wolfgang Bergsdorf anlässlich seines 80. Geburtstages. In: Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik. Jg. 29 (2022), S. 185–201.
- Sebastian Sasse: Er war der Spindoctor des Kanzlers. In: Die Tagespost, Ausgabe vom 18. Januar 2024, S. 22. [Nachruf]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Stiftung Kloster Steinfeld trauert um ihren Ehrenpräsidenten Prof.Dr. Wolfgang Bergsdorf. In: Kloster Steinfeld – Website. 11. Januar 2024, abgerufen am 12. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Wolfgang Bergsdorf in Bonn verstorben. In: Römisches Institut der Görres-Gesellschaft – Website. 15. Januar 2024, abgerufen am 15. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Dazu äußerste er sich in Kommentaren zur Filmdokumentation Geheimdiplomat Bundeskanzler von 2024.
- ↑ Biografie Wolfgang Bergsdorf. In: Die Politische Meinung. Konrad-Adenauer-Stiftung, S. 61, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- ↑ Pro Journalismus, Pressemitteilung in: Bad Aachen, Stadtmagazin, Juli 2023, S. 10
- ↑ Tagesspiegel: "Kohls kluger Kopf: Wolfgang Bergsdorf ist gestorben", 11. Januar 2024, abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Frankfurter Allgemeine: "Der Mann, auf dessen Rat Helmut Kohl hörte", 13. Januar 2024, abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Die Tagespost: "Wolfgang Bergsdorf: Er war Helmut Kohls "Spindoktor", 19. Januar 2024, abgerufen am 4. Februar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Bergsdorf, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 7. November 1941 |
GEBURTSORT | Bensberg |
STERBEDATUM | 9. Januar 2024 |
STERBEORT | Bonn |
- Politikwissenschaftler
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Hochschullehrer (Universität Erfurt)
- Präsident (Universität Erfurt)
- Korporierter im CV
- Ministerialdirektor (Bund)
- CDU-Mitglied
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Träger des Verdienstordens des Freistaats Thüringen
- Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)
- Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Person (Görres-Gesellschaft)
- Journalist (Deutschland)
- Person (Konrad-Adenauer-Stiftung)
- Deutscher
- Geboren 1941
- Gestorben 2024
- Mann