Wolfgang Gabel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wolfgang Gabel (* 22. Oktober 1942 in Königsberg; † 18. Dezember 2015[1] in München) war ein deutscher Autor und Journalist.

Wolfgang Erich Gabel wird am 22. Oktober 1942 in Königsberg / Ostpreußen als Sohn des Kaufmanns Erich Gabel geboren. Sein Vater kehrt nach dem Krieg nicht zurück, die Mutter Antonie (geb. Burket) zieht mit ihren beiden Söhnen Wolfgang und Gerd zunächst nach Halle / Saale und dann zurück in ihre Geburtsstadt Freiburg im Breisgau.

Da es seiner Mutter nicht möglich ist, beide Söhne zu versorgen, lebt Gabel von 1950 bis 1956 in einem Waisenhaus. Seine dortigen Erlebnisse fließen in seinen Debütroman „Orte außerhalb“ (Anrich, 1976) ein. 2014 gibt die Waisenhausstiftung Freiburg die Dokumentation „Wir waren nur verhandelbare Masse – Nachkriegsschicksale aus dem Waisenhaus in Freiburg-Günterstal“ von Dirk Schindelbeck heraus. Darin berichten 70 Zeitzeugen über ihr Leben im Fürsorgeheim, darunter auch Wolfgang Gabel.

Nach der Mittleren Reife an einem Jesuiteninternat und einer Lehre als Schriftsetzer, macht er sein Abitur am Abendgymnasium und absolviert ein Zeitungsvolontariat. Anschließend studiert er Publizistik. Nach einem weiteren Volontariat beim Südwestfunk arbeitet er als freier Mitarbeiter bei Funk, Fernsehen, Zeitungen und Verlagen. 1963 veröffentlicht er erste Werke in Lyrik und Prosa. Hierzu gründet er eine Werkstatt für Schreiber, aus der der Werkkreis Marburg[2] hervorgeht. Ab 1972 ist er als freier Autor und Journalist tätig. Er ist Mitglied der IG Druck und Papier und im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS).

1979 zieht Wolfgang Gabel von Neunkirchen im Odenwald nach Höchberg bei Würzburg. Hier initiiert er unter anderem die Würzburger LiteraturTage, die von 1985 bis 1993 jährlich stattfinden. Im Rahmen des Literaturfestivals werden Autoren und Übersetzer von den Veranstaltern, der „Arbeitsgemeinschaft Würzburger LiteraturTage“ und der Stadt Würzburg, durch die Verleihung des Würzburger Literaturpreises gewürdigt. Ab 1988 wird zudem alle zwei Jahre der Leonhard-Frank-Ring vergeben, gestiftet von der Würzburger Leonhard-Frank-Gesellschaft (Gabel ist einer der Mitbegründer). 1988 erhält den Ring Günter Grass, 1990 Lew Kopelew und 1992 Vaclaw Havel.

2005 zieht Gabel nach München, wo er bis zu seinem Tod – inzwischen Vater von drei Kindern und Großvater von fünf Enkelkindern – im Jahr 2015 lebt. Auf seinen letzten Wunsch hin wird er in Würzburg auf dem Waldfriedhof beerdigt.

Wolfgang Gabel wurde Ende der 1960er-Jahre als Jugendbuchautor bekannt, der individuelle und gesellschaftliche Konflikte in seinen Werken verarbeitete und so auch für Jugendliche realitätsnahe Themen erschloss.[3]

Sein Werk umfasst rund 30 Hörspiele, 20 Romane, zahlreiche Beiträge zu Anthologien, Zeitschriften und für Rundfunkanstalten, Erzählungen und Lyrik. Darüber hinaus gehörten Literaturkritik, Features und Film zu seinem Metier.

  • Mein Bruder heißt anders, Schneider, München 1981
  • Bastian sucht das Zauberwort, Schneider, München 1982

Texte & Erzählungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Elke und Angst auch in Die Stunden mit dir (Hrsg. Jo Pestum), Arena, Würzburg 1976, ISBN 978-3-401-01499-9.
  • Strafe muss sein in Morgen beginnt mein Leben (Hrsg. Jo Pestum), Arena, Würzburg 1977, ISBN 3-401-03798-6.
  • Ich werde die gerechte Behandlung mittlerweile eingesehen haben in Schriftsteller erzählen von der Gerechtigkeit (Hrsg. Hans-Peter Richter), Engelbert 1977, ISBN 3-536-00443-1.
  • Dann hau ich ab woandershin in Einsamkeit hat viele Namen (Hrsg. Jo Pestum), Arena, Würzburg 1981, ISBN 3-401-03830-3
  • Bank unterm Baum in Entfernungen oder Sehnsucht im Alter (Hrsg. Cordelia Schmidt-Hellerau), Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 1979, ISBN 3-407-80756-2.
  • Dienstreise dorthin in Entfernungen oder Sehnsucht im Alter (Hrsg. Cordelia Schmidt-Hellerau), Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 1979, ISBN 3-407-80756-2.
  • Vaters alte Tage in Vatergeschichten (Hrsg. Wolfgang Gabel, Dietlind Neven-Dumont, Jo Pestum), Arena, Würzburg 1981, ISBN 3-401-03917-2.
  • Ich bemühte mich, aufzuzeigen, was sonst nicht vorzeigbar ist in Wir waren nur verhandelbare Masse – Nachkriegsschicksale aus dem Waisenhaus in Freiburg-Günterstal (Hrsg. Waisenhausstiftung Freiburg, Dirk Schindelbeck), 2014, ISBN 3-00-045038-6.

Hörspiel & Film

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Einsichten / Aussichten, WDR 1972
  • 3. Stock, 1. Türe links, WDR 1974
  • Wie es kam, hab ich’s hingeschrieben oder Wie Frau Güstrow mit einem Fluch und fünf Kindern fertig werden will, WDR 1976
  • Valentins Traum, SFB 1977
  • Bedenken gegen eine literarische Bewährungshilfe am Beispiel Martin Walser, WDR 1983
  • Renate Elbrechtz: Die Behindertenproblematik im Kinder- und Jugendbuch. In: Jutta Grützmacher (HG): Didaktik der Jugendliteratur. Analysen und Modelle für einen leseorientierten Deutschunterricht. Stuttgart, Metzler 1979, ISBN 3-476-30138-9 zu Valentins Traum

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Traueranzeige bei mainpost.de (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive)
  2. Wilhelm Kosch, Carl Ludwig Lang, Konrad Feilchenfeldt, Lutz Hagestedt: Deutsches Literatur-Lexikon: das 20. Jahrhundert : biographisches-bibliographisches Handbuch. K.G. Saur, 2000, ISBN 3-908255-10-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Ursula Kirchhoff: Wolfgang Gabel. in: KLG Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text + kritik
  4. Wilhelm Kühlmann, Achim Aurnhammer: Killy LiteraturLexikon : Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Band 4, Fri-Hap. 2. vollständig überarbeitete Auflage. W. de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021390-4.
  5. Kunstförderpreis in der Sparte Literatur: Preisträger 1981 (Memento vom 20. Oktober 2010 im Internet Archive)