Laagberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Wolfsburg-Laagberg)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Laagberg
Stadt Wolfsburg
Koordinaten: 52° 25′ N, 10° 45′ OKoordinaten: 52° 24′ 53″ N, 10° 44′ 56″ O
Einwohner: 5650 (30. Sep. 2021)[1]
Postleitzahl: 38440
Vorwahl: 05361
Karte
Lage in Wolfsburg

Laagberg ist ein Stadtteil der Stadt Wolfsburg in Niedersachsen (Deutschland). Er entstand Ende der 1950er Jahre.

Der Laagberg grenzt an den Stadtwald und verfügt über vielfältige Einkaufsmöglichkeiten und ein Freizeitzentrum.

Der Stadtteil ist nach einem alten Flurnamen benannt, der ein kleines Waldstück bezeichnete.[2] 1938, im Jahr der Stadtgründung, war das Gebiet des heutigen Stadtteils nicht bebaut. 1940 begann der Bau von Steinbaracken, nördlich der heutigen Mecklenburger Straße. Sie entstanden zunächst als Ausweichlager für Bewohner der Stadt des KdF-Wagens, falls deren Wohnstätten durch Kriegseinwirkung unbewohnbar werden sollten.[3] Die Wohngebäude der Stadt blieben jedoch von Kriegszerstörungen fast völlig verschont.

Barackenfundamente des KZ-Außenlagers Laagberg (2017)

Im April 1944 wurde im nordöstlichen Teil des Lagers auf Betreiben von Volkswagen ein Außenlager des KZ Neuengamme für männliche Häftlinge eingerichtet. Am 31. Mai 1944 trafen die ersten Häftlinge aus dem Stammlager Neuengamme ein. Bis zum 7. oder 8. April 1945 waren dort mindestens 800 KZ-Häftlinge aus Frankreich, den Niederlanden, Polen, Spanien und der Sowjetunion interniert.[4][5] Das KZ-Außenlager war von einem etwa zwei Meter hohen Stacheldrahtzaun umgeben, der unter Hochspannung stand. Es starben dort viele KZ-Insassen an den menschenunwürdigen Bedingungen. Am 7. oder 8. April 1945 wurden das KZ-Außenlager aufgegeben und die KZ-Häftlinge per Bahn in das KZ Wöbbelin transportiert.[6]

Nach Kriegsende wurde das Lager als A-Lager bezeichnet, von der britischen Militärregierung wurden dort Displaced Persons untergebracht.[7] Ab etwa 1946 bezogen Flüchtlinge das Lager. Seit mindestens 1949 bestand die Gaststätte Laagberg, sie wurde etwa in den 1950er Jahren in Zur Heimat umbenannt. Die Gaststätte bestand bis mindestens in die 1990er Jahre und wurde dann abgerissen, heute stehen Reihenhäuser an ihrer Stelle. 1950 wurde der zum Laagberg führende Feldweg zu einer festen Straße ausgebaut. 1950 wurde auch der TSV Wolfsburg gegründet, der Verein (Fußball und Gymnastik) hat heute seinen Sitz am Stadion West. 1954 begann in der neuerbauten Laagbergschule (Volksschule VI.) der Unterricht. 1958 begann die Bebauung im Gebiet Laagberg-Süd, südlich der Mecklenburger Straße. Zunächst entstand der Sachsenring mit seinen Nebenstraßen, 1972 wurde die Bebauung mit dem Wohnkomplex am Südende der Breslauer Straße abgeschlossen. 1960 wurde die evangelisch-lutherische Pauluskirche eingeweiht. 1960 begann auch die Räumung der Baracken, in der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden sie abgerissen und durch mehrstöckige Wohngebäude ersetzt. Um 1960 wurde auch das Schützenhaus errichtet, 1980 wurde es um einen Festsaal erweitert. 1963 wurde das Freibad West in Betrieb genommen; 1970 bekam es eine Traglufthalle,[8] um das Schwimmbad auch im Winterhalbjahr zu nutzen. Um 1963 entstanden auch der Hockeyplatz und das Hockeyheim. 1964 wurden an der Breslauer Straße Altenwohnungen errichtet. Es handelte sich um 40 Kleinwohnungen in eingeschossiger Reihenbauweise, sie wurden inzwischen wieder abgerissen.[9] 1966 wurde das Adventhaus der Siebenten-Tags-Adventisten eingeweiht, zuvor versammelte sich die Gemeinde in verschiedenen angemieteten Räumen im Stadtgebiet. 1973 wurde der Jugendtreff Onkel Max eröffnet. 1987 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an das KZ-Außenlager Laagberg errichtet. Ab 1994 entstand westlich vom Laagberg das Gebiet Hageberg-West, das kurioserweise zum Laagberg gehört und nicht, wie der Name vermuten lässt, zum Hageberg. 2002 wurde das Freibad West geschlossen und die Traglufthalle abgerissen, 2009 folgte der Abriss des Freibades. Nach jahrelanger Verzögerung begann 2014 auf dem Gelände des ehemaligen Freibades der Bau von Wohnhäusern. 2017 wurden bei Bauarbeiten an der Breslauer Straße Fundamente von Baracken freigelegt, die vom KZ-Außenlager Laagberg aus den 1940er Jahren stammen. 2018 eröffnete ein Jugendhaus, das X-trem, im Gebäude des ehemaligen Cafés Extrem.[10]

Der Laagberg bildet gemeinsam mit den benachbarten Stadtteilen Eichelkamp, Hageberg, Hohenstein, Klieversberg, Rabenberg und Wohltberg die Ortschaft Mitte-West, die durch einen Ortsrat vertreten wird. Ortsbürgermeister ist Sabah Enversen (SPD).

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunst im Stadtbild

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Der Brunnen des Wolfsburgers Peter Szaif befindet sich im Einkaufszentrum am Schlesierweg.
Pauluskirche
  • Ev.-luth. Paulus-Kinder- und Familienzentrum
  • Ev.-luth. Kindertagesstätte Heilig-Geist
  • Laagbergschule (Grundschule)
  • im Bau: Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg
  • Adolf Köhler: Wolfsburg. Aufbau einer Stadt. 1948-1968. Wolfsburg, undatiert (um 1976), S. 34, 36, 68, 79.
  • Henk ’t Hoen: Zwei Jahre Volkswagenwerk. Wolfsburg 2005, ISBN 3-935112-03-3, S. 72–123. (Laagberg-Lager)
  • Christian Jansen: Zwangsarbeit für das Volkswagenwerk. Häftlingsalltag auf dem Laagberg bei Wolfsburg. München 2000, ISBN 3-598-24033-3.
  • Nicole Froberg, Ulrich Knufinke, Susanne Kreykenboom: Wolfsburg. Der Architekturführer. 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-03768-055-1, S. 96. (Pauluskirche)
Commons: Laagberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wolfsburg Bevölkerungsbericht – 3. Quartal 2021. (PDF) In: Stadt Wolfsburg. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
  2. Eberhard Rohde: Die moderne Stadt Wolfsburg bewahrt die alten Flurnamen. In: Wolfsburger Nachrichten vom 21. Juni 2014, S. 12.
  3. Adolf Köhler: Wolfsburg. Eine Chronik. 1938–1948. Wolfsburg 1974, S. 64.
  4. Robert Gellately: Hingeschaut und weggesehen. Hitler und sein Volk. bpb Schriftenreihe Band 416, S. 299.
  5. kz-gedenkstaette-neuengamme.de
  6. Manfred Grieger: Die Arbeits- und Lebensbedingunge der KZ-Häftlinge auf dem Laagberg in: Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich., Düsseldorf, 1996, S. 766–800, Christian Jansen: Zwangsarbeit für das Volkswagenwerk: Häftlingsalltag auf dem Laagberg bei Wolfsburg in: Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit: Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik. K. G. Saur Verlag, München 2000, S. 81–107; Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8, S. 551–554.
  7. Günter Riederer: Wolfsburg und seine Lager nach 1945 | Deutschland Archiv. In: bpb.de. 14. Februar 2022, abgerufen am 13. Februar 2024.
  8. Eberhard Rohde: Die Badehaube bot eine Art Treibhaus-Atmosphäre. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 29. September 2018.
  9. Eberhard Rohde: Laagberg: Altenwohnungen verschwanden über Nacht. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 11. November 2017.
  10. Bettina Jaeschke: Jugendhaus X-trem eröffnet. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 24. Mai 2018.