Wuppertaler Arbeitskreis
Der Wuppertaler Arbeitskreis war eine von 1937 bis 1944 bestehende Künstlergruppe um den Chemiker und Lackfabrikanten Kurt Herberts in Wuppertal. In dem eigens gegründeten Maltechnikum untersuchten die Mitglieder der Gruppe die Möglichkeiten firmeneigener Lacke.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigte Kurt Herberts die als „entartet“ geächteten Künstler Oskar Schlemmer und Willi Baumeister sowie den Architekten und Maler Franz Krause und schützte sie so vor dem Zugriff der Gestapo. Sie bildeten den „Wuppertaler Arbeitskreis“ und erledigten als Angestellte für Herberts „kunstaffine Aufgaben“. Die gestaltungs- und maltechnologischen Experimente an Tarnfarben für die Rüstungsindustrie, die Herberts von Baumeister, Schlemmer, Krause und anderen durchführen ließ, hatte er in seiner Eigenschaft als Wehrwirtschaftsführer 1939 als „kriegswichtig“ einstufen lassen.
In dem 1940 von Herberts eingerichteten interdisziplinären „Maltechnikum“ am Döppersberg 24 in Wuppertal-Elberfeld, zu dem auch eine Bibliothek und eine malstoffkundliche Sammlung zur Technologie und Geschichte der Malerei gehörten, betrieben sie Malstudien, mit denen die künstlerischen Anwendungsmöglichkeiten moderner Farbstoffe erforscht, demonstriert und die Ergebnisse publiziert werden sollten. Ab 1938 erschien unter Herberts’ Namen eine Schriftenreihe zur Geschichte der Maltechnik.
Sie schufen Lackobjekte und mit der maltechnischen Versuchsreihe „Modulation und Patina“ eine Reihe von Kunstwerken, die bis heute Gültigkeit hat und viele Elemente des späteren Abstrakten Expressionismus und der Informellen Kunst vorwegnahm. Das Maltechnikum wurde bei einem Luftangriff auf Wuppertal-Elberfeld 1943 zerstört, wobei auch der größte Teil der Versuchstafeln verloren ging. 13 verbliebene Tafeln sind seit 2009 im Hörsaalzentrum des Campus Freudenberg der Bergischen Universität Wuppertal ausgestellt, andere gehören zur Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Wuppertaler Arbeitskreis 1937 bis 1943 und das neue Bauen. In: Carmen Klement: Der Skulpturenpark Waldfrieden. Cragg Foundation, Wuppertal 2012. S. 16.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrich Heinen: Die Wuppertaler Tradition: Willi Baumeisters Wandbilder für das Lacklabor der Firma Kurt Herberts. In: Farbe als Experiment. Internationale Konferenz an der Bergischen Universität Wuppertal vom 25. und 26. September 2014.
- Ulrich Heinen: Willi Baumeister (1889-1955). Wandmalereizyklus, 1939-1940. Die Naturkräfte. Der Mensch als Gestalter. Aus der Welt der Farben und des Sehens. In: Archiv der Bergischen Universität Wuppertal.
- Vera Wolff: Lackflüsse. Willi Baumeisters und Oskar Schlemmers japonistische Materialästhetik aus der Lackfabrik, 1937–1944. In: Kijan Espahangizi, Barbara Orland: Stoffe in Bewegung – Beiträge zur Wissensgeschichte der materiellen Welt. diaphanes Verlag, Zürich 2014. ISBN 978-3-03734-661-7. S. 257–274.
- Christiane Gibiec: Ein Beweger, ein Impulsator. Der Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts. Hrsg. Bergischer Geschichtsverein. NordPark Verlag, Wuppertal 2010. ISBN 978-3-935421-49-2, 80 S. → Pressemitteilung, S. 2.
- Laboratorium Lack. Baumeister, Schlemmer, Krause 1937–1944. Herausgegeben vom Kunstmuseum Stuttgart anlässlich der Ausstellung 28. April – 22. Juli 2007, Tübingen u. Berlin 2007. ISBN 978-3-8030-5073-1. 126 S.