Wutraum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Frau zerstört einen alten Computer in einem Wutraum

Ein Wutraum, im englischen Sprachgebrauch auch bekannt als rage room, smash room oder anger room, ist ein kommerziell betriebener Ort, an dem Menschen ihrer Wut freien Lauf lassen können („venting“), indem sie Gegenstände zerstören.[1][2]

Wuträume bestehen oft aus nachgestellten Wohnzimmern und Küchen mit Nachbildungen von Möbeln und Gegenständen wie Fernsehern und Schreibtischen. Teilweise ist den Kunden erlaubt, ihre eigenen Besitztümer zur Zerstörung mitzubringen.[3]

Die ersten Wuträume wurden wahrscheinlich 2008 oder früher in Japan eröffnet.[4][5][6] In den USA eröffnete der erste Wutraum 2008 in Dallas.[7] Das Konzept übertrug sich auf andere Länder wie Serbien, England und Argentinien. Mit der Zeit entstanden Hunderte von Wuträumen in den Vereinigten Staaten in Städten wie Huntsville, Tucson, Austin, Milwaukee, Buffalo, Charleston, Rochester, Hampton, Eugene, Charlotte, Ogden und American Fork.[2]

2014 wurde der erste Wutraum in Deutschland in Halle an der Saale eröffnet.[8]

In der Psychologie wird die Hypothese, dass die Auslebung von Aggressionen eine Reduktion negativer Emotionen (Ärger, Wut) bewirkt, unter der Bezeichnung Katharsis untersucht. Sie gilt als weitestgehend widerlegt.[9] Die psychologische Forschung zeigt praktisch keine Evidenz für die vorteilhafte Wirkung dafür, die Wut „rauszulassen“.[10]

Im Januar 2017 zeigte eine von Michael Stevens geleitete Studie über Wuträume, dass diese nicht hilfreich dabei sind, Wut zu kontrollieren, und in einigen Fällen die Teilnehmer sogar noch wütender machen können.[11]

Mögliche Gründe dafür, dennoch einen Wutraum zu besuchen, sind der Wunsch, eine neue Erfahrung zu machen, zum Bonding zwischen Freunden oder Partnern, oder einfach zur Unterhaltung.[12]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. 'Rage Rooms': Where Americans Go to Take Out Their Frustrations. In: NBC News. 28. Juni 2016, abgerufen am 1. Juli 2020.
  2. a b Rage rooms: Why recreational smashing could be good for your mental health. Abgerufen am 1. Juli 2020.
  3. Stressed Out? Enter the 'Anger Room'. In: ABC News. 10. Mai 2012, abgerufen am 1. Juli 2020.
  4. A Look Inside 'Rage Rooms,' Where You De-Stress by Smashing Things. In: VICE. Abgerufen am 12. November 2018.
  5. Stressed Japanese workers smash plates to ease recession blues. In: Telegraph. Abgerufen am 12. November 2018.
  6. All The Rage: Scream and Anger Rooms Are Boiling Up Around The World. In: forbes.com. Abgerufen am 12. November 2018.
  7. Jan Schmidbauer: 30 Minuten Randale für 139 Euro. In: Süddeutsche Zeitung. 24. September 2015, abgerufen am 1. Juli 2020.
  8. Ralf Kölbel, Maren Walter: Dampf ablassen im Wutraum. In: swr.de. 12. Januar 2016, abgerufen am 30. Juni 2020.
  9. Saul Kassin, Steven Fein, Hazel R. Markus: Social Psychology. 9. Auflage. Cengage Learning, Wadsworth 2013, ISBN 978-1-133-95775-1.
  10. Jeffrey M. Lohr, Bunmi O. Olatunji, Roy F. Baumeister, Brad J. Bushman: The psychology of anger venting and empirically supported alternatives that do no harm. In: The Scientific Review of Mental Health Practice: Objective Investigations of Controversial and Unorthodox Claims in Clinical Psychology, Psychiatry, and Social Work. Band 5, Nr. 1, 2007, ISSN 1538-4985, S. 53–64.
  11. Destruction auf YouTube, 25. Januar 2017, abgerufen am 1. Juli 2020.
  12. Elizabeth Scott: When Are Anger Rooms Beneficial? In: verywellmind.com. 8. Mai 2020, abgerufen am 1. Juli 2020 (englisch).