Zernez
Zernez | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Engiadina Bassa/Val Müstair |
BFS-Nr.: | 3746 |
Postleitzahl: | 7530 Zernez 7542 Susch 7543 Lavin |
Koordinaten: | 803507 / 175539 |
Höhe: | 1474 m ü. M. |
Höhenbereich: | 1354–3408 m ü. M.[1] |
Fläche: | 344,04 km²[2] |
Einwohner: | 1579 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 5 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
20,5 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.zernez.ch |
Lage der Gemeinde | |
Zernez (politische Gemeinde und ein Dorf in der Region Engiadina Bassa/Val Müstair des Schweizer Kantons Graubünden.
) ist eineZum 1. Januar 2015 fusionierte die bisherige Gemeinde Zernez mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Lavin und Susch. Die neue Gemeinde heisst ebenfalls Zernez.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Fusion erhielt die Gesamtgemeinde ein neues Wappen, in dem die Hauptelemente der drei ehemaligen Gemeindewappen enthalten sind. Das alte Wappen behielt die Gültigkeit als Wappen für das Dorf Zernez.
Gemeindewappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: Geteilt, oben gespalten: im ersten Feld in Silber die obere rechte Vierung von Schwarz und Silber schräglinks geteilt, die obere linke Vierung von Schwarz und Silber schrägrechts geteilt darunter ein aufrechter schwarzer rotgezungter und gezierter Steinbock; im zweiten Feld in Silber auf grünem Dreiberg drei gezinnte schwarze Türme; im dritten Feld in Silber ein aufrechter, rot bewehrter schwarzer Bär, eine bewurzelte grüne Tanne tragend.
Dorfwappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: In Silber (Weiss) ein aufrechter, rot bewehrter schwarzer Bär, eine bewurzelte grüne Tanne tragend
Das Wappen erinnert an die vielen Bärengeschichten aus den Wäldern der Gemeinde. Gleichzeitig verweist es auch auf die Familie Planta, die für die Gemeinde von grosser Bedeutung war und eine Bärentatze im Wappen führte.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Zernez liegt auf einer Höhe von 1474 m im weiten Talboden des Engadins am Zusammenfluss von Inn und Spöl und hat rund 1600 mehrheitlich Rätoromanisch sprechende Einwohner. Der Ort ist wichtigster Ausgangspunkt für Wanderungen in den Schweizerischen Nationalpark; ein beliebtes Ziel ist zum Beispiel die Wanderhütte Chamanna Cluozza.
Zum Gemeindegebiet gehört neben dem Dorf Zernez mit der Fraktion Brail und dem Weiler Carolina seit Anfang 2015 auch das Gebiet der ehemaligen Gemeinden Lavin und Susch. Es grenzt sowohl an Italien als auch an Österreich.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | |||||||||
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Jahr | 1835[5] | 1850[5] | 1900[5] | 1910[5] | 1950[5] | 1980 | 1990 | 2000[5] | 2020 |
Einwohner | 634 | 603 | 596 | 1075 (Bahnbau) | 739 | 920 | 869 | 959 | 1506 |
Zahl für 2020 inkl. die ehemaligen Gemeinden Lavin und Susch.
Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1880 gaben 84 %, 1900 79 % und 1941 78 % der Bürger Romanisch (in der Variante des Vallader) als Muttersprache an. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Anteil des Romanischen zwar weiter zurück, doch ist dieses nach wie vor Mehrheitssprache. 1990 gaben 81 % und im Jahr 2000 80 % Romanischkenntnisse an. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle (gültig für den Ortsteil Zernez, ohne Lavin und Susch):
Sprachen in Zernez | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 207 | 22,50 % | 243 | 27,96 % | 300 | 31,28 % |
Rätoromanisch | 645 | 70,11 % | 571 | 65,71 % | 586 | 61,11 % |
Italienisch | 56 | 6,09 % | 41 | 4,72 % | 42 | 4,38 % |
Einwohner | 920 | 100 % | 869 | 100 % | 959 | 100 % |
Religionen und Konfessionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Zernez wurde im Jahr 1553 die Reformation eingeführt.
Herkunft und Nationalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den 1044 Bewohnern waren 922 (= 88 %) Schweizer Staatsangehörige (Stand: Ende 2005).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zernez war schon in prähistorischer Zeit Siedlungsplatz, was eisenzeitliche Funde auf Muottas und Muottas da Clüs sowie bronzezeitliche Siedlungsreste in der Balm Ils cuvels bei Ova Spin zeigen. Auf dem Kirchhügel wurde 1968 und 1971 eine römische Siedlung mit Pferdewechselstation ausgegraben.[6]
1131 wurde der Ort als Gumpo de Ernece, 1161–1164 als Zarnetz (beide Belege in einer Kopie von 1365) urkundlich erwähnt. Im 12. und 13. Jahrhundert erfolgten intensive Rodungen. Besitzungen der Herren von Tarasp und der Herren von Frickingen sind im 12. Jahrhundert, zahlreiche Höfe der Herren von Wildenberg im 13. Jahrhundert fassbar. Diese gingen an den Bischof von Chur und im 14. Jahrhundert an die Planta von Zuoz. Der Turm des Schlosses Wildenberg, der Turm der Familie von Mohr sowie mehrere in Bauernhäuser integrierte Wohntürme stammen aus dem Mittelalter. 1365 kam es in Zernez zu einem ersten Treffen im Vorfeld der Gründung des Gotteshausbundes von 1367.
1499 und 1622 wurde das Dorf zerstört. Der Reformation trat Zernez nach vorangegangenem Bildersturm 1553 bei. 1609 stiftete Rudolf von Planta die frühbarocke Pfarrkirche. Die Planta-Wildenberg dominierten bis ins 19. Jahrhundert die Politik von Zernez und des Unterengadins. 1652 kaufte sich Zernez wie das übrige Tal von Österreich los und gehörte bis 1851 zur Gerichtsgemeinde Obtasna.[6]
Der Wiederaufbau nach dem Dorfbrand von 1872, der grosse Teile des Ortes zerstört hatte, erfolgte im italienischen Stil mit für das Engadin sonst untypischen Halbflachdächern. Im Gebiet Buffalora und Il Fuorn am Ofenpass wurde vom 14. bis ins 17. Jahrhundert (mit Unterbrüchen) Eisenerz gewonnen und verhüttet. Vom 15. bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden riesige Mengen Holz nach Hall in Tirol geflösst.[6] Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Umgebung von Zernez die Sperrstellen Ova Spin und Crastatscha erstellt.
Zu allen Zeiten war Zernez ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt; seit 1913 führt die Linie Bever–Scuol der Rhätischen Bahn durch Zernez. Nach wie vor ist Zernez eine der waldreichsten Gemeinden der Schweiz. 68 Prozent der Fläche des 1914 gegründeten Schweizerischen Nationalparks liegen auf ihrem Gebiet. Das 1968 in Zernez eingerichtete Nationalparkzentrum (Museum) zog 2008 in einen Neubau; seit 2007 beherbergt das barocke Schloss Wildenberg die Parkverwaltung. Zernez ist ferner Sitz der Engadiner Kraftwerke. 1971 wurden das Pumpspeicherwerk mit Livignosee und Ausgleichsbecken Ova Spin eröffnet. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden Baugewerbe und Tourismus zu den wichtigsten Arbeitgebern.[6]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Zernez liegt das aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende Schloss Wildenberg. Im Ortsteil Runatsch steht eine frühbarocke Pfarrkirche von 1609 mit reichen Stuckverzierungen.
- Barocke evangelische Pfarrkirche mit dem romanischen Turm des Vorgängerbaus.
- Gotische reformierte Kapelle San Bastian.
- «Chasa Bezzola».[7]
- Bahnhistorisches Ensemble am Bahnhof.[8]
- Ausweichstelle der RhB.[9]
- «Morenturm», mittelalterlicher Wohnturm.[10]
- Schloss Planta-Wildenberg.[11]
- Das neue Nationalparkhaus, Museum zum schweizerischen Nationalpark.
- Hotel Parc Naziunal Il Fuorn[12]
- Im Ortsteil Brail: mittelalterliche evangelische Kirche.
- Ehemalige Talsperre von La Serra.
- Fuorcha, der alte Gerichtsgalgen an der Grenze zu Susch.
-
Nationalpark-Haus
-
Mittelalterlicher Wohnturm (Moorenturm der Ritter Moor)
-
Ehemalige Talsperre La Serra
Kultur und Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Tradition der Übernamen der Engadiner Dörfer heissen die Zernezer ils magliachognas (deutsch «die Hundefresser»).
Seit 2011 findet Ende Juni / Anfang Juli in Zernez das Burning Mountain Festival statt. Seit 2017 findet alle zwei Jahre das Engadin Schlager- und Volksmusik Openair statt.
Seit 2006 findet jährlich Anfang Juli der Engadin Radmarathon statt, der Teil des Chiba Alpencups ist. Für gewöhnlich werden zwei Streckenvarianten angeboten, die kürzere führt Richtung Ofenpass rauf und verläuft über den Munt-la-Schera-Tunnel führend zum Forcola di Livigno und über den Berninapass zurück nach Zernez. Die längere Streckenvariante führt über den Flüelapass und Albulapass zurück zum Startort.[13]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zernez liegt an der Bahnstrecke Bever–Scuol-Tarasp mit Anschlüssen an die Albulabahn bzw. die Vereinalinie. Eine Postauto-Linie verbindet Zernez mit Mals im italienischen Vinschgau. Eine weitere Buslinie verbindet Zernez mit dem italienischen Livigno. Durch den Ort verlaufen die Hauptstrasse 27 und die Hauptstrasse 28.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marcus Tatius Tatius Alpinus (um 1509–1562), Humanist, Übersetzer und Poet
- Caspar Grass (1639–1721), reformierter Pfarrer, Theologe und Bibelübersetzer
- Andrea Bezzola (1840–1897), Bundesrichter und Nationalratspräsident
- Jon Guidon (1892–1966), Dichter
- Andrea Schorta (1905–1990), Linguist, Gewinner Prix Charles Veillon und Bündner Kulturpreis
- Rudolf Grass (1906–1982), Zernezer Dorffotograf
- Robert F. Schloeth (1927–2012), Direktor des Schweizerischen Nationalparks, lebte 1958–1990 in Zernez
- Jacques Guidon (1931–2021), Zeichner, Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Theaterregisseur
- Ursina Haller (* 1985), Snowboarderin
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Luzi Dosch: Zernez (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 590, Ser. 59). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1996, ISBN 3-85782-590-1.
- Paul Eugen Grimm: Zernez. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band III: Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
- Peter W. Roth: Der lange Weg zur achtgrössten Gemeinde. Zernez ist bereits 850 Jahre alt. In: Engadiner Post vom 3. März 2011, S. 5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zernez auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Zernez
- Zernez Tourismus auf myswitzerland.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b c d e f Paul Eugen Grimm: Zernez. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2016.
- ↑ a b c d e
Paul Eugen Grimm: Zernez. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ Chasa Bezzola (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Bahnhistorisches Ensemble am Bahnhof (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Ausweichstelle der RhB (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Morenturm (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Schloss Planta-Wildenberg (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Hotel Parc Naziunal Il Fuorn, Zernez auf der Plattform ETHorama
- ↑ Engadin Radmarathon. Engadin Radmarathon, Scuol, abgerufen am 4. September 2024.