Zertifizierung zum Tierglück

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Ein chilenischer Supermarkt, der eine spezielle Abteilung für zertifizierte Freiland-Eier führt.

Die Zertifizierung zum Tierglück ist ein Verfahren, das die Bestätigung eines Herstellers von Tierprodukten beinhaltet, dass die betreffenden Produkte spezifische Tierschutzstandards erfüllen. Tierglück bezeichnet das Wohlbefinden, das ein Tier als Lebewesen während des gesamten Zuchtprozesses und der anschließenden Gewinnung von Produkten aus diesem Tier erfährt.[1]

Die Umsetzung der spezifischen Anforderungen und Verfahren, die für jedes zertifizierte Produkt erforderlich sind, ist abhängig von den zuständigen lokalen Behörden der jeweiligen Rechtsordnung, in der das Produkt registriert ist, und kann erheblich variieren, abhängig von den jeweiligen Vorschriften oder gesetzlichen Bestimmungen. In der Regel stimmen diese Bedingungen und Vorschriften mit den Prinzipien der Bioethik, der Ökologie sowie der Richtlinien der nachhaltigen Entwicklung überein.[2]

Ursprünglich konzentrierte sich der Begriff „Tierglück“ primär auf Hühnerier aus Freilandhaltung;[3] jedoch erweiterte sich seine Anwendung zunehmend auf alternative Haltungsformen, einschließlich der Milchproduktion sowie deren Derivaten wie Käse und Joghurt,[4] sowie auf die Erzeugung von Fleischprodukten.[5]

Ausstellende Organisationen

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In bestimmten Fällen sind es die zuständigen Behörden öffentlicher Institutionen, die für die Viehzucht zuständig sind und die entsprechenden Zertifikate ausstellen; in anderen Fällen sind es private, in der Regel gemeinnützige Organisationen, die diese Zertifizierungen vornehmen.[6][7]

Laut der Internationalen Organisation für Normung (ISO) sind Institutionen, die für die Bewertung und Zertifizierung entsprechender Praktiken qualifiziert sind, verpflichtet, die Norm ISO/IEC 17065:2012 zu genehmigen.[8] Diese Norm regelt den Konformitätsbewertungsprozess hinsichtlich der Anforderungen für Organisationen, die Produkte sowie Prozesse und Dienstleistungen zertifizieren.

Die vom Europäischen Rat verabschiedete Richtlinie 98/58/EG zum Schutz von Tieren in Nutztierhaltungen legt allgemeine Standards für die Mitgliedstaaten zum Schutz von Tieren in der Nutztierhaltung fest, unabhängig von der Tierart.[9] Des Weiteren regelt die Richtlinie 1999/74/EG spezifische Vorschriften zum Schutz von Legehennen, legt Mindestanforderungen für Geflügelkäfige fest und verbietet ab 2012 die Zucht in nicht entsprechend ausgestatteten Einrichtungen.[10] Neben diesen grundlegenden Vorgaben existiert eine erweiterte Zertifizierung für ökologischen Landbau, die Mindestanforderungen bezüglich der Umweltauswirkungen für Erzeuger definiert, die diese Richtlinien einhalten, und dabei gleichzeitig höhere Standards für den Tierschutz fordert.[11]

Merkmale der Aufzucht glücklicher Tiere

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Jede Zertifizierung umfasst unterschiedliche Aspekte, die bei der Bewertung des Wohlbefindens in der Tierhaltung berücksichtigt werden sollten. Ein Zertifikat gewährleistet zwar nicht das vollständige Wohlbefinden und die uneingeschränkte Zufriedenheit der gehaltenen Tiere, bestätigt jedoch, dass bestimmte Standards für die Lebensbedingungen eingehalten werden. Die zuständigen Aufsichtsbehörden sind befugt, die zertifizierten Einrichtungen, die das Wohlbefinden der Tiere gewährleisten, sowohl regelmäßig als auch unangekündigt zu inspizieren, um die Einhaltung der zertifizierten Standards während des definierten Zeitraums zu überprüfen.[12]

Zu berücksichtigende Kriterien umfassen unter anderem den Bewegungsraum des Tieres, die Verfügbarkeit natürlichen Tageslichts, die Futterart sowie die schmerzfreie Behandlung in sämtlichen Prozessen, die mit der Erzeugung von Produkten aus diesen Tieren verbunden sind. Diese Elemente stehen im Einklang mit den Prinzipien der artgerechten Haltung und unterscheiden sich signifikant von den Bedingungen der Massentierhaltung.[13]

Im Zusammenhang mit der Viehhaltung, insbesondere der Milch- und Milchproduktproduktion, wurde der Begriff „Stallklima“ geprägt, um einen optimalen Standort für Kühe zu beschreiben.[14]

Einzelnachweise

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  1. Laura E. Webb, Ruut Veenhoven, Jes Lynning Harfeld, Margit Bak Jensen: What is animal happiness? In: Annals of the New York Academy of Sciences. Band 1438, Nr. 1, Februar 2019, ISSN 0077-8923, S. 62–76, doi:10.1111/nyas.13983, PMID 30345570, PMC 7379717 (freier Volltext).
  2. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (Hrsg.): Die Bedeutung der Landwirtschaft für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Berlin 1997, ISBN 3-932092-07-4 (ioew.de [PDF]).
  3. David Corridor: Happy hens: healthier birds and tastier eggs. In: www.avinews.com. 10. August 2024, abgerufen am 4. September 2024 (englisch).
  4. Auszeichnung für «happy cows». In: www.schweizerbauer.ch. Schweizer Bauer, 25. April 2018, abgerufen am 4. September 2024.
  5. Cheap steaks or happy cows? Deutsche Welle, 6. Juni 2019, abgerufen am 4. September 2024 (englisch).
  6. Certified Humane: Our Standards. Abgerufen am 4. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. Certified Animal Welfare Approved by AGW food label. In: A Greener World. Abgerufen am 4. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  8. Zertifizierungsstellen für Produkte, Prozesse und Dienstleistungen / DIN EN ISO/IEC 17065 - DAkkS - Deutsche Akkreditierungsstelle. Abgerufen am 4. September 2024.
  9. Richtlinie 98/58/EG des Rates vom 20. Juli 1998 über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere. Band 221, 20. Juli 1998 (europa.eu [abgerufen am 4. September 2024]).
  10. Richtlinie 1999/74/EG des Rates vom 19. Juli 1999 zur Festlegung von Mindestanforderungen zum Schutz von Legehennen. Band 203, 19. Juli 1999 (europa.eu [abgerufen am 4. September 2024]).
  11. Europäische Kommission: Bio-Landbau auf einen Blick. In: www.agriculture.ec.europa.eu. Abgerufen am 4. September 2024.
  12. Isabelle Veissier, Mara Miele, Luc Mounier: Animal welfare official inspections: farmers and inspectors shared concerns. In: Animal. 15. Jahrgang, Nr. 1, 2021, doi:10.1016/j.animal.2020.100038 (englisch, sciencedirect.com).
  13. Animal Rights Watch: Bio-Tierhaltung – ein Glück für die Tiere? In: www.ariwa.org. Abgerufen am 5. September 2024.
  14. Kurt Matschnigg: Mit gutem Stallklima zu gesunden und fruchtbaren Kühen, Landwirtschaftskammer Österreich, 24. November 2022. Abgerufen am 5. September 2024